National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0439 China : vol.3
China : vol.3 / Page 439 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000260
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

i(J

OROGRAPHISCHE AUFLÖSUNG DES FALTENLANDES.

397

Südosten nach der nordwestlichen Grenze verquert und sie ausserdem noch an mehreren anderen Stellen gesehen. Sowohl aus meinen Beobachtungen wie aus den leider nur spärlichen Angaben, welche ich den Beschreibungen anderer Reisender entnehmen konnte, ergab es sich, dass die hier beschriebenen Eigenthümlichkeiten der Bergketten wie der Flussläufe überall deutlich hervortreten. Betrachtet man die Ketten und Hügel eines abgeschlossenen Theils innerhalb der ganzen Landschaft, so zeigt es sich, dass sie ungefähr eine gleiche Höhe erreichen. So erheben sich über grosse Gebiete alle Hügel nur 500-800 m und werden nur von wenigen bis woo m hohen Gipfeln überragt. Steigt man auf einen solchen hinauf und überschaut das Land, so bietet es den Anblick eines Hochlandes mit welliger Oberfläche dar, das derart von Senken und Wasserläufen durchbrochen ist, dass es ein labyrinthisches Gepräge erhält und es schwer fällt, ein bestimmtes Gesetz der Anordnung zu erkennen. In anderen Theilen steigen die Gipfel höher auf, aber wahrscheinlich erheben sie sich nirgend zu mehr als 1800 m, und es scheint, dass nur wenige Ketten 1200-1800 m Höhe erreichen. Höhen von 900— 1200 m kommen häufig vor; diejenigen aber, welche zwischen 500 und 900 m schwanken, walten weitaus vor.

Diese o r o g r a p h i s c h e Au fl ö s u n g eines grossen Gebiets in eine Unzahl von scheinbar unzusammenhängenden Gliedern findet ihr Widerspiel in der bestehenden Nomenclatur, welche für den Geographen beinahe unbrauchbar ist. Wo im Chinesischen Reiche ausgeprägte Gebirgsketten existiren , haben die Bewohner sie erkannt und mit bestimmten Benennungen belegt , z. B. Tiën - shan, Kwenlun, Fu - niu - shan, Tai - hang- shan. In diesen Hügeln der südöstlichen Provinzen aber gibt es Tausende von . Namen für einzelne Berge oder sehr kurze Ketten, nicht einen einzigen jedoch für eine continuirliche Bergkette. Wo sonst Bezeichnungen für längere Gebirgsstrecken von den Chinesen eingeführt sind, sieht man auf ihren Karten eine mehrfache Wiederholung desselben Namens in verschiedenen Theilen einer und derselben Kette. Dies habe ich in dem in Rede stehenden Gebiet auf der chinesischen Karte niemals finden können. Die er_ wähnten Namen Yung-ling, Ta yü-ling und andere sind allerdings angegeben, bezeichnen aber stets nur einen Pass und sind allein von europäischen Geographen auf das Gebirge selbst und noch dazu auf durchgreifende Züge ausgedehnt worden. Der Name Nan - ling, welcher ganz besonders häufig und dann für das ganze System angewandt wurde und noch heute vielfach anzutreffen ist, hat noch geringeren Werth. Wohl mochten die Chinesen den nach Süden gehenden Reisenden von dem »Süd-Pass(< gesprochen haben, den sie auf ihrem Wege nach Canton zu überschreiten haben würden. Als wirkliche geographische Benennung aber findet sich der Name höchstens in ganz localem Gebrauch. Wenn ein chinesischer Gelehrter eine Forschungsreise in Europa machen und nach der Rückkehr in seine Heimath eine Karte mit einer gelehrten Abhandlung veröffentlichen wollte, wobei er sich des Namens Brenner-Pass für die ganze Kette der Alpen bedienen würde, so würde er sich noch kaum eines so groben Fehlers schuldig machen, als ihn