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0651 China : vol.3
China : vol.3 / Page 651 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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REISE NACH KING-TÖ-TSHÖNN.

609

Der Zug des Poj5o-tsiën besteht, gleich dem südlichen Hügelland, aus Schiefern.') Sie haben meist weissliche, grünliche und graue Färbungen 2) und sind erheblich fester als die vorher iiberschrittenen röthlichen Schiefer. Man kann sie als H a l b- T h o n s c h i e f e r bezeichnen. Sie streichen, wie vorher, ONO bis NO und fallen unter 4o" bis 70° nach NNW. Der Bach windet sich im Zickzack quer durch die Schichten. Thalab'värts, gegen das Hangende hin, wechseln Sandstein-Zwischenlagen mit ihnen, und die niederen Hügel des Nord-Fusses gegen den Tshangkiang, von der Brücke Kiu-wéi-kiau, die über einen Nebenfluss des Tshang-kiang führt, an, bestehen ganz aus Sandsteinen. Erst sind diese grau und weisslich; dann stellen sich rothe Färbungen ein. Die Sandsteine sind von mürber Beschaffenheit, wie diejenigen des Ta-hau-shan, und gleich diesen von Quarz-Gängen durchsetzt. Weit häufiger aber sind diese Gänge im Schiefer. Das Einfallen bleibt dasselbe, steil nach NNW.3)

Ich erreichte den Tshang-kiang bei dem Ort Yenyen-shan. Da meine Kuli's mir durch Halsstarrigkeit viel Noth gemacht hatten, entliess ich sie hier, ebenso einen Kaufmann von Möngshan, der sich mir mit geheuchelter Dienstwilligkeit aufgedrängt hatte, und dem ich gern die Kosten der Rückreise zahlte, um ihn los zu werden.')

Yen-yen-shan (am linken Ufer) bezeichnet die Grenze, bis zu welcher das Hochwasser des Poyang Seees sich erstreckt. Die Uferbänke waren jetzt 20 Fuss [6 vi] hoch. Der Ort wird im Sommer von grossen Schiffen erreicht, während weiter aufwärts nur kleinere, von 6 bis 8 Zoll [15-20 cm] Tiefgang, gehen können. Man rechnet von hier 15o li nach Jau-tshóufu, 75 nach Möng-shan, 3o nach King-tö-tshönn. Ich nahm ein kleines Boot und erreichte nach einer Fahrt bei hellem Mondschein den letzteren Ort um 2 Uhr in der Nacht.

King-tö-tsltönn

(den 13. Oktober 1869).

Es gibt wahrscheinlich keinen zweiten Ort auf der Erde, wo eine bestimmte Industrie durch so lange Zeit ihren fast ausschliesslichen Sitz gehabt und dauernd eine so bedeutende Höhe bewahrt hat, wie King-tö-tshönn mit seiner Porzellan-Manufactur. Es ist zwar nicht bekannt, wann und wo die ersten Gegenstände aus Porzellan in China gemacht wurden.5) Auch ist es durch HIRTH sicher erwiesen worden, dass, als die Technik längst ausgeübt wurde, der Export gewisser vom Fremdhandel bevorzugter Gegenstände besonders aus Werkstätten in den maritimen Provinzen Tshékiang und Fokiën geschah. Aber lange, ehe in der Zeit der MING-Dynastie

g

die Porzellan-Bereitung in Kin tó-tshönn zu hoher künstlerischer Vollendung gelangte, pflegten

die Kaiser vorhergehender Dynastien hier ihre kostbaren Gefässe zu bestellen.6)   Für das
chinesische Inland scheint dieser Ort sehr früh, wenn nicht von Anfang an, den Vorrang gehabt

  1. [Das Reisenotizbuch hebt ihre »kolossale Mächtigkeit« hervor.]

  2. [Nach dem Reisenotizbuch kommt auch hier rothe Färbung vor.]

  3. [Das Reisenotizbuch bemerkt noch, dass in der Nähe auch Granit vorkomme.]

  4. [ Vergl. »Tagebücher aus China«, Bd. I, S. 300-303.]

  5. STANISLAS JULIEN hat in seinem grundlegenden Werk (hier nach HIRTH citirt)

Histoire et fabrication de la j5orcelaine en Chine (Paris 1856) aus den Annalen von Fóu-liang hsiën, dem Kreis, in welchem King tó-tshönn gelegen ist, den Schluss gezogen, dass das Porzellan hier zwischen 185 v. Chr. und 87 n. Chr. erfunden wurde. Dagegen sucht HIRTH in seinem vorzüglichen, auf gründlichen Studien beruhenden Aufsatz Ancient j5orcelain, a study in Chinese mediaeval industry and trade (Journ. North China Branch R. Asiat. Soc., XXII, 1887, S. 129 bis 202) zu zeigen, dass sichere Nachrichten über das Porzellan vor dem Jahr 600 nicht vorliegen. Die Argumente für dieses negative Resultat sind allerdings nicht beweiskräftig, und HIRTH hatte nicht Gelegenheit, die von JULIEN benutzte Quelle aufzufinden; doch genügt seine Bemerkung, dass man aus dem Wort, welches JULIEN als Porzellan deutete, nicht mit Sicherheit schliessen dürfe, ob glasirte Thonwaare oder Porzellan gemeint sei, um die Aussicht auf eine nähere Feststellung des Datum's der Erfindung als sehr unsicher erscheinen zu lassen.

  1. [S. HIRTH, a. a. O., S. I70f.]

v. Richthofen, China III.   39