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0705 China : vol.3
China : vol.3 / Page 705 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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BOOTFAHRT NACH HANG-TSHÓU-FU.

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tiefer hinab solche von gemischtem Gehölz. Grosse Dörfer und Tempel sieht man besonders am Fuss der Berge ; am Canal sind sie selten.

Yir -y a u - h s i ë n ist eine grosse Stadt mit ausgedehnten Vorstädten. Verfallene Ringmauern umziehen den jetzt wenig bewohnten, sehr alten Theil am südlichen Ufer; neuere Mauern die gegenwärtige, aber auch bereits seit Jahrhunderten bestehende Stadt, welche sich am nördlichen Ufer um einen niederen, mit einem Tempel gekrönten Hügel ausbreitet. Aussen ziehen die Vorstädte den Fluss entlang. Reste von Tempeln und reich ornamentirten Steinbauten zeugen von vormaliger Bedeutung; jetzt bestimmen Armuth und Schmutz den Eindruck').

Westlich von der Stadt 2) treten die Gebirge zurück. Im Norden erheben sich nur vereinzelte Hügel-Inseln aus der Ebene; im Süden steigt in der Ferne höheres Gebirge an3); niedere Vorhügel derselben treten bald an den Fluss heran ; bald öffnen sie sich und gestatten dem ebenen Land, zwischen ihnen tiefer nach Süden einzugreifen. Q u a r z p o r p h y r ist das herrschende Gestein ; doch wird an einem im Norden zu ungefähr 700 Fuss [200 in] Höhe aufragenden, weithin sichtbaren kegelförmigen Berg wiederum p o r p h y r i s c h e r Tuff in Platten gebrochen. Er ist weisslich grau und voll von eckigen Porphyr-Fragmenten. Von dem Verkehrsnetz des Landes zeugen die zahlreichen, aus Quadern vorzüglich gebauten Brücken, welche meist in hohen Bogen über den Canal gespannt sind. Sie sind kleine Meisterwerke der Baukunst und stammen grössten Theils aus älterer Zeit.

Die Stadt Shangyii-hsiën bietet nichts Bemerkenswerthes. Durch vollkommene Ebene geht die Fahrt weiter. Die Uebersetzung des wasserreichen Flusses Tshau-ngő-kiang verursacht bedeutenden Aufenthalt. Das Boot wird in der beschriebenen Art über einen Damm nach dem

') [Nach einem anderen Manuscript. Erheben wir uns über die unerquickliche Gegenwart, und blicken wir zurück in die Vergangenheit, so deutet die Sage darauf, dass schon in früher Zeit diese Gegend eine Rolle gespielt hat. Man zeigt in der Nähe einen Tempel, welcher die Stelle bezeichnen soll, wo der grosse Kaiser Yü vor 4000 Jahren begraben wurde. Dr. NIACGOwAN, welcher den Ort besucht hat, sagte mir in Shang-hai, dass bei dem Tempel eine Familie wohnt, deren Haupt als der Aelteste unter den Nachkommen des Yü betrachtet wird ; die Berechtigung, als Hüter des Grabes zu fungiren, sei stets in der Familie erblich gewesen. MILNE erzählt, dass der Fluss von Yü yau, über den hier eine 24o Fuss lange steinerne Brücke in drei Bogen führt, auch Yau- und Shun-Fluss genannt wird, nach den beiden Vorgängern von Yü. Nach der Volksmeinung habe SHUN hier seine Gärten mit einem Elephanten gepflügt ; sein Brunnen und das Bett von Stein, auf dem er geschlafen habe, seien noch zu sehen.]

  1. Es trennen sich hier zwei Wege, um nach Shang-hai zu gelangen. FORTUNE (A residence among the Chinese, London 1857) beschreibt [S. 298-304] den Weg von Yil yau nach einem wahrscheinlich WNW davon gelegenen Dorf »Ne-ka-loo« (Ni-kiau-lu?) und dann (S. 304--312) die interessante Ueberfahrt nach Kamu.

  2. [Ein anderes Manuscrijt bringt folgende, hier anschliessende Stelle. Der Haupt-Gipfel, und danach die ganze Gruppe, führt den Namen Sz'-nzing-shan oder »Vier-Fenster-Berg «, da sich an dem mittelsten der fünf Haupt-Gipfel, wie der Missionar MILNE berichtet, vier Oeffnungen befinden, durch die man Sonne, Mond und Sterne beobachten kann. Die Veranlassung zu dieser Erscheinung, und dadurch zu dem Namen, geben wahrscheinlich die wunderlichen Formen, in denen die rothen Sandsteine, welche das Gebirge in einigen, mir später bekannt gewordenen Theilen desselben zusammensetzen, ausgewaschen sind. In welchen Wegen die Phantasie der Chinesen sich bewegt, zeigen die von MILNE aus einem Chinesischen Buch aufgeführten und auf die abenteuerlichen Formen bezüglichen Worte : » Im Osten erscheinen diese Berge gleich furchtbaren Wogen, im Westen gleich einer dahin fliehenden Heerde, im Norden gleich gewundenen Drachen, im Süden gleich weidenden Ziegen«. Das Gebirge gilt als von wilden Geistern bewohnt und als ein vom Himmel gegründeter Wachtposten, um Unheil und Pestilenz von dem fruchtbaren Thal abzuhalten. Man würde nicht ahnen, dass sich diese Worte auf eine Hügelgruppe beziehen, die uns auch in ihren wildereren Theilen als anmuthig und lieblich erscheint und kaum 2500 Fuss [750 ni] Höhe erreichen dürfte ; dabei erhebt sie sich unmittelbar aus der Ebene und ist doch so weit jenseits des geistigen Horizont's der Bewohner derselben gelegen, dass diese das Hügelland mit Geistern bevölkerten, wie die Schlesier ihren Zobten und das Riesengebirge.]