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0677 China : vol.3
China : vol.3 / Page 677 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DER SÜDLICHSTE THEIL DER GROSSEN EBENE.

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sich erstreckender Höhenzug eine Grenze setzt. Weit aus dem Inneren zieht er ungebrochen bis in diese Gegend. Hier aber greift erst die Ebene, dann das Meer über seine niederen Theile hinweg.') Nur die Gipfelmassen ragen noch als Inseln auf. Einige von diesen erheben sich aus dem Alluvium. Grösser ist die Zahl derjenigen, welche aus dem Meer empor ragen. Es ist die ausgedehnteste Inselgruppe von China, bekannt unter dem Namen des Tshusan-2) (eigentlich Tshóu-span-)Archipel.

Die Einfahrt aus dem Gelben Meer ist schön. Der Archipel, an dem man vorüber segelt, scheint nach Westen fortzusetzen; aber statt des trüben Meerwassers wird zunächst schlammiger Boden sichtbar, der bei Ebbe frei liegt; dann grünes flaches Land, das hier die Hügel umhüllt. An der Nord-Seite der Mündung des breiten Stromes, nach dem sich die Fahrt richtet, liegt, 12 Seemeilen von Ningpo, die Stadt Tshönn-hai-hsiën (Czinhai der Seekarten). Bei der weiteren Fahrt treten die Hügel schnell zurück; die Ebene verbreitert sich zu beiden Seiten. Viele Dörfer liegen in ihr zerstreut. Sie sind von Nutzbäumen umgeben und bieten einen wohlhäbigen, wenn auch nicht gerade freundlichen Anblick; denn hier sind die Häuser aus blaugrauen Backsteinen gebaut und nicht getüncht. Meist sind sie mit schwärzlichen Dachziegeln gedeckt und an beiden Enden der First mit Drachen verschnörkelt. Hier und da wird ein Tempel sichtbar. Dort, wo ein breiter Zufluss von Norden einmündet, ist, westlich von ihm, in der Gabel

zwischen beiden Flüssen, die Stadt erbaut.   Dicht gedrängte Vorstädte setzen
unterhalb des Zuflusses an beiden Ufern des Hauptstromes fort. . In einer von ihnen, am linken Ufer, befindet sich die europäische Ansiedelung. Die Einwohnerzahl von Ning-po wird häufig auf eine Million angegeben, dort dürfte diese Zahl zu hoch gegriffen sein.3)

Die Strassen der inneren Stadt sind zwar, bis auf zwei Haupt-Verkehrswege, eng, wie in Canton, aber ungewöhnlich rein gehalten. Der einförmige Backstein-Bau der Gebäude wird durch zierliche Holz-Ornamente gehoben und durch einzelne hölzerne Häuser unterbrochen. Dass, wie in allen chinesischen Städten, der Handel weitaus vorwiegt, wird durch die herabhängenden bunten Schilder mit goldenen Schriftzeichen angezeigt, deren prosaische Bedeutung mit dem malerischen Gepräge, welches sie den Verkehrswegen geben, contrastirt. Nach oben verengen sie die Strassen noch mehr; unter ihnen herrscht reges Treiben von Fussgängern, Lastträgern und Tragstühlen. Die Kaufläden an den Seiten geben zum Theil den Eindruck einer gewissen Eleganz. Denn Ning po ist der Sitz mancher Kunst-Industrie; ins Besondere werden geschnitzte und eingelegte Möbel, Seidenstickereien, gewebte und gedruckte Teppiche, Geräthe von Bronce und Eisen hier verfertigt. Offene Thee- und Speisehäuser, die meist überfüllt

  1. [S. oben, S. ¢00.]

  2. [Im Text stand hier Chusan nach anglisirender Schreibart, in Band I dieses Werkes Tshu-shan. Die statt dessen hier gewählte Schreibart Tshusan ist jetzt allgemein üblich und auch vorn Verfasser später an anderen Stellen bereits gebraucht worden.]

  3. [Die neueren Schätzungen des Seezollamts geben sie nur zu 260 000 an.]