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0209 China : vol.3
China : vol.3 / Page 209 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DIE UEBERQUERUNGEN DES WEST-TSINLING.

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Zwei Wege sind in neuester Zeit in der Richtung der Breitengrade zurückgelegt worden : einer, im Norden, dem Oberlauf des Tau-folgend, von HoLDERERFUTTERER ; der andere im Süden, weit bemerkenswerther, vom Oring-nor, eine Strecke dem Gelben Fluss abwärts folgend, nach Sung-pan-ting [und dann wieder hinauf nach Lan-tshóu fu], von FILCHNER-TAFEL.

Diese Thatsachen führen zu der Vermuthung, dass ein bedeutender Unterschied in der Wegsamkeit zwischen den Gebirgsländern im Osten und Westen der durch den 104. Meridian bezeichneten Linie vorhanden ist. Im inneren Gebirgsbau ist er nicht begründet; denn aus den Beschreibungen von FUTTERER und brieflichen Mittheilungen von TAFEL geht hervor, dass das Kwenlun-Streichen, bald als OzS, bald als OSO angegeben, entlang beiden Reisewegen in grösster Regelmässigkeit herrscht, und dass die zwischen ihnen gelegene, durch schroff aufragende Zinnen eines paläozoischen Korallenkalks ausgezeichnete Kette des Min-shan derselben Richtung folgt.

Dagegen lehrt ein Blick auf die gemessenen und geschätzten Höhenzahlen, dass die meridionale Linie einen höher gelegenen westlichen von einem tiefer liegenden östlichen Theil desselben Gebirges scheidet. Die Kämme scheinen dort zum Mindesten I000 m höher zu sein als hier, und die Thäler dort im Allgemeinen in grösserer Meereshöhe zu liegen als hier die Kämme. Das heisst, dass das Gebirge in seiner ganzen Breite quer durchbrochen und der östliche Flügel abgesunken ist. Es findet also dasselbe Verhalten statt wie weiter nördlich im Norden und Süden von Lan-tsltóu fu, und weiter südlich an der Westseite des Rothen Beckens.

Ich gehe nun dazu über, dies im Einzelnen darzustellen.

Die genaue Lage der Linie lässt sich noch nicht feststellen. Sie wird ungefähr bezeichnet, wenn wir von Lan-tshóu fu (103 ° 5o' O) südwärts in der Richtung des Tau-Thals hinauf über Ti-tau-tshóu nach Min-tshóu gehen und sie von dort ziemlich geradlinig über Lung-ngan-fu nach einem halbwegs zwischen Shi-tsüén-hsiën und Tshang-ming-hsiën gelegenen Ort verlängern, wo sie unter einem Winkel von ungefähr 45 ° auf den nordwestlichen Rand des Rothen Beckens trifft. Die Länge der Linie, von Lan-tshóu-fu an, ist nahezu 500 km. Sie trennt nicht genau das länger Bekannte von dem Unbekannten, weil, wie gesagt, der Min einen bequemen Zugangsweg in die höhere Staffel hinein bietet und, soweit dieser reicht, das [fast völlig] Unbekannte erst westlich von ihm beginnt. Die Linie hat aber die Bedeutung einer Scheide nicht nur für Höhen- und Verkehrs-, sondern auch für ethnographische Verhältnisse ; denn in dem hohen Land im Westen leben wesentlich die tibetischen Stämme der Sifan und Tanguten, in dem niederen östlichen hingegen nur Chinesen oder solche Ureinwohner, welche chinesische Sprache und Tracht angenommen haben und sich kaum noch als solche unterscheiden lassen. Allerdings ist auch

mündet, zu übertrefen scheint, drei Pässe von ¢Soo m absoluter, aber nur too in relativer Höhe überschritten habe, was auf eine höchst massige Gestaltung jenes Gebirgslandes nach Art des eigentlich tibetischen Charakters schliessen lässt.]