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0678 China : vol.3
China : vol.3 / Page 678 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XII. CAPITEL. BEOBACHTUNGEN IN TSHÉKIANG UND NGANHWÉI.

sind, beleben das Bild. Unter den Tempeln, welche die geschäftlichen Stadttheile unterbrechen, ist wegen seiner kunstvoll gearbeiteten Steinsäulen derjenige der Fokiën-Gilde zu erwähnen. Wenige Städte von China gewähren in gleichem Maass wie Ning-po den Eindruck von Wohlstand und guter Gesittung. Die Bewohner zeichnen sich ebenso durch Betriebsamkeit und Unternehmungsgeist aus, wie durch Ehrlichkeit und sanften Charakter. Die Europäer in Shang-hai wählen aus ihnen mit besonderer und gerechtfertigter Vorliebe ihre Hausdiener. Auch als Schifffahrer thun sie sich hervor. Abgesehen von einer lebhaften Fischerei an ihrer eigenen Küste, haben sie die Fluss-Schifffahrt auf dem unteren Yangtszé fast ganz in ihre Hand bekommen.')

1) [Zumal eine zusammenfassende Erörterung Tiber die Bewohner der Provinz Tshékiang in diesem Capitel nicht gegeben wird, mögen hier einige Stellen über die Bewohner der Gegend von Ning po aus einem anderen Manuscript des Verfassers mitgetheilt werden . » Die Bewohner von China zeigen in Hinsicht auf ihr Aeusseres wie auf Charakter und Intelligenz erhebliche

Unterschiede in verschiedenen Theilen des Landes.   Nirgends bestehen diese Differenzen
in schärferem Contrast neben einander als in den Thälern, welche an der gebirgigen Südost-Küste, zwischen Canton und Shang-hai, in das Meer münden (s. oben, S. 408f.). Hier leben verschiedene, oft leicht erkennbare Stammestypen, durch ebensoviele Dialekte geschieden, in unmittelbarer Nachbarschaft, und es findet nur eine geringe gegenseitige Vermischung unter ihnen statt. Die Bewohner von Ningpo und Umgegend sind einer dieser Typen. Sie zeichnen sich durch einen sanften Charakter aus, der sich in der Weichheit ihres Dialektes wie in dem milden Ausdruck ihrer Gesichtszüge widerspiegelt. — Als Kaufleute haben sie den ganzen Kleinhandel in Shang-hai an sich gerissen, nicht nur den zwischen Fremden und Eingeborenen, sondern auch das Detail-Geschäft, durch welches sich der Fremde mit seinen täglichen Bedürfnissen versorgt. Trotz ihres Geschickes, das sie auf diesem Gebiet an den Tag legen, beginnt doch gerade hier ihre unvortheilhafte Seite sich zu zeigen : die Geldgier, die Sucht nach kleinem Gewinn. Im Handeln und Feilschen, im Anpreisen ihrer Waare und fortwährenden Versicherungen, dass sie mit Verlust und nur aus Gunst verkaufen, stehen sie dem Krakauer Juden kaum nach. Der immer inniger gewordene Verkehr hat die Leute von Ningj5o zu den besten Freunden gemacht, welche wir als Fremde in China haben. Als Diener sind sie treu und anhänglich, und sie erkennen an, dass wir um eine Stufe höher stehen als sie. Trifft man sie im Land, so treten sie uns als Freunde entgegen. Sie haben auch wohl guten Grund dazu. Denn der Verdienst, den sie aus dem Verkehr mit den Fremden ziehen, ist sehr beträchtlich. Sie nehmen ihn in die Heimat zurück, wo sie sich immer wieder niederlassen. Trotz der vielen gerühmten Eigenschaften fehlt es den Ningpo - Leuten doch an höherem Streben. Als Kaufleute erheben sie sich wenig über die Krämerei und wagen nicht grosse Unternehmungen und Speculationen wie die von Canton. Und als im Jahr 1872 zum ersten Mal dreissig junge Chinesen ausgesucht wurden, um in America erzogen zu werden, meldete sich kaum einer von Ningpo; fast alle waren aus Canton. Auch sind die Bewohner von Ning po in hohem Grade unmilitärisch ; ich erinnere mich kaum des Falles, Einen in der chinesischen Armee angetroffen zu haben. Allerdings gibt es am Ort eine Art Miliz; aber die einheimischen Vorgesetzten finden es so unmöglich, sich Achtung zu verschaffen, dass man es für nöthig erachtet hat, fremde Offiziere zu werben. Zu meiner Zeit hatten zwei Engländer, welche als Oberst und Major bezeichnet wurden, das Commando über die Truppen, deren Gesammtstärke kaum too Mann betrug. Sie hatten es dahin gebracht, dass die Schildwache am Stadtthor vor jedem Fremden, welcher die Stadt betrat, das Gewehr präsentirte, eine Respectsbezeugung, welche an einem anderen Ort in China auf gütlichem Wege kaum zu erreichen sein würde«. — Einige weitere allgemeine Ausführungen über die Provinz Tshékiang finden sich in des Verfassers »Letter an the provinces of Chekiang and Nganhwéi «, Neudruck 1900, S. Sf~:,• sowie in » Tagebücher aus China«, Bd. I, 35-60, 325-340, und Bd. Il,

S. 1-65.]

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