National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0509 China : vol.3
China : vol.3 / Page 509 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000260
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

II

'

DER UNTERSTE HSIANG-K1ANG.

467

sch w e m m u n g s- L a n d des Sees. Zunächst befindet man sich nur in einem schmalen Arm des Sees, der durch 3o und zuletzt 36 Fuss [9 bezw. z1 ni] hohe Uferbänke begrenzt wird. Je weiter man dann hinab kommt, desto mehr treten die Ufer aus einander; sie werden etwas niedriger, das Ueberschwemmungs-Gebiet nimmt zu, und auch das angebaute Alluvial-Land wächst an Ausdehnung. Die Gebirge nehmen mehr die Gestalt von Vorsprüngen im Wasserbecken an und bleiben noch immer von der Terrasse umschlossen, welche sie von dem Alluvial-Land trennt. Vergebens aber späht man nach der weiten Wasserfläche, die auf den Karten angegeben ist. War ich auch darauf vorbereitet, s► ; in der trockenen Jahreszeit in ihrer Ausdehnung bedeutend reducirt zu sehen, so erwartete ich doch nicht, Sand und nichts als Sand an der Stelle eines Sees zu finden. Dies aber war im wörtlichsten Sinn der Fall. Das ganze Seebecken bis nach seinem Ausfluss hin ist in der Zeit des niederen Wasserstandes vollständig trocken gelegt, in noch höherem Grade als dasjenige des Poyang-Sees. Die Flüsse setzen als solche fort und haben ihre Canäle in den Sand eingegraben. Man erkennt, wie der See nicht durch das Wasser der Flüsse von Hunan, die sich radial in ihn ergiessen, gebildet wird, sondern wie er, gleich dem Poyang See, ein Reservoir für das überfliessende Wasser des Yangtszé bildet. Die Flüsse von Hunan steigen im Mai, Juni und Juli; aber wenn sie dann auch ihre Betten zum Theil bis an den Rand füllen und hier und da im See einen Theil der Sandflächen bedecken mögen, so strömen sie doch stets nur als Flüsse nach dem Yangtszé, dessen Niveau dann noch sehr niedrig ist. Nur, wenn der Yangtszé durch ein [gleichzeitiges] eigenes Steigen gewisser Maassen einen Wall für die von Süden kommenden Gewässer bilden würde, könnten diese zur Aufstauung des Sees beitragen. Erst im Juni aber steigt der Yangtszé, und dann beginnt auch der See sich zu füllen. Das Niveau steigt weiter im August und September, bleibt im Oktober auf seiner Höhe und fällt im November, December und Januar allmählich wieder auf den tiefsten Punkt. Es sind, wie die Chinesen sich ausdrücken, »die heiligen Seen von Sz'tshwan«, die im Spätsommer ihre Wasser herab senden und den Tungting See bilden. Dann reicht, wie am Poyang See, das ruhige Wasser höher und höher in den Flüssen hinauf, so dass dort, wo vorher ein seichter, klippenreicher Strom war, nun tiefes, stilles Wasser steht. Der Unterschied zwischen den niedrigsten und höchsten Wasserständen beträgt bei Han-kóu 5o Fuss [15 m], bei 176-tshóu fu ist er wahrscheinlich noch grösser.') Man hat hier ein natürliches Mittel zum Nivellement einer weit ausgedehnten Gegend. Diese Verhältnisse sind natürlich von grosser Wichtigkeit, wenn es sich um die Dampfschifffahrt auf dem Tungting See und seinen Nebenflüssen handelt.

Zur Zeit meiner Reise hatte der Hsiang-kiang zahlreiche Stromschnellen und Untiefen, von denen die gefährlichsten nur eine kurze Strecke oberhalb Hsiang-tan waren. Die grösseren Kohlenboote von Hunan haben mit voller Ladung einen Tiefgang von 4 Fuss, und es gab Stellen in dem Fluss, wo sie zu wiederholten Malen unvermeidlich auf den losen Sand aufliefen. Sie verlassen sich dann auf die Schnelligkeit des Stromes, um frei zu kommen. Es kommt aber auch vor, dass der Fluss noch weniger Wasser führt, und dann können die Boote entweder nicht volle Ladung nehmen, oder sie müssen an den schlimmsten Stellen auf ein Steigen des Wassers warten, ehe sie weiter gehen können. Man sagte mir auch, dass im Mai oder Juni der hohe Wasserstand ausserordentlich unzuverlässig ist. Andauernde Regengüsse schwellen den Strom bei Hsiang tan zuweilen innerhalb weniger Tage um io bis 20 Fuss [3-6 nz] über das niedrigste Niveau an. Er bleibt dann einige Tage und manchmal einige Wochen hoch, ändert aber seinen Stand während dieser Zeit vielfach und sinkt schliesslich ebenso schnell, wie er gestiegen war. Der Hsiang Fluss ist daher, wenn man ihn von Yő-tshóu fu aufwärts verfolgt, oberhalb der Grenze des ruhigen [See] Wassers für Dampfschifffahrt unbrauchbar. [Ich komme auf diesen Punkt im nächsten Caj5itel noch zurück.]

Die Berge treten nun weiter und weiter zurück; zur Linken verschwinden sie bald ganz, und auf der rechten Seite erscheinen sie erst in einiger Entfernung. Bemerkenswerth ist die Terrasse, welche sich zwischen ihnen und dem Alluvial-Land ausdehnt. Zum ersten Mal kommt

') S. unten, S. 469. — [Die oben für den Betrag der Schwellung bei Han-kóu gegebene Ziffer hat durch verdienstvolle Messungen, die Herr Baurat ORTLOFF angestellt und für die Jahre 1896-1904 in der Zeitschr. f. Bauwesen, Bd. L VII (1907) veröffentlicht hat, eine zuverlässige Bestätigung erfahren.]

30*