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0097 China : vol.3
China : vol.3 / Page 97 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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STRASSE DURCH DAS ROTHE BECKEN.

6i

zweihundert. 1) Die Maulthiere des Nordens bewegen sich schwerfällig auf ihnen, die kleinen Pferde von Sz'tshwan erklimmen sie mit Behendigkeit. Zur Seite der Strasse sind Cypressen

gepflanzt. Meist sind es uralte Bäume. Der zerrissene, etwas gekriimmte Stamm, das breite

winkelige Geäst, die tief herabhängenden dunklen Blattzweige geben ihnen einen ehrwürdigen und malerischen Charakter. Man fiihlt sich an den Tokaido von Alt-Japan erinnert. Nur fehlt

hier das rege Leben, welches jenen auszeichnete. Es wurde mir über den Verfall des früheren Verkehrs geklagt. Ein Anzeichen desselben ist die über das jetzige Bedürfniss hinausgehende Fülle von geräumigen, nach Landesbegriffen mit Comfort ausgestatteten Gasthäusern. Jedes Dorf besitzt deren eine Anzahl, und wo die Entfernung zwischen zwei Dörfern zu gross ist, stehen sie zwischen ihnen allein, in eine Gruppe zusammengedrängt.

Das Ziel dieser Strasse ist Tshöng-tufu, die grosse Hauptstadt von Sz'tshwan. Um es zu erreichen, hat sie über grosse, nach Süden gerichtete Flüsse zu setzen, welche, wie der Fóu-kiang, weit aus dem Inneren des nördlichen Gebirgslandes kommen, und in tiefer, stellenweise sich verbreiternder Erosionsfurche das Tafelland durchströmen. Andere kleinere Flüsse entspringen nur wenig nördlich von der westsüdwestlichen Verlängerung des Kin-mönn—Zuges, oder an diesem selbst, wie der Tsz-Lung-hó und der Hsi-h6. Ihre Furchen sind meist eng, aber weniger tief. Auch sie müssen durchschritten werden. Dann kommen die hier ebenfalls meist südlich fliessenden Bäche, welche sich aus mehreren flach eingesenkten Wasserläufen der Hochfläche selbst vereinigen. Zum Theil entspringen sie zu weit nördlich vom Wege, um von ihm umgangen zu werden ; aber wo der Ursprung nicht weit über die Richtung der Strasse hinausliegt, folgt diese den Biegungen der Wasserscheide, um ihr Niveau [trotz den labyrinthischen Thalverzweigungen] möglichst beizubehalten [wodurch sie allerdings zu Umwegen gezwungen wird]. Ein Gesetz der Anordnung ist, abgesehen von der allgemein südöstlichen Richtung des Abflusses, nicht zu erkennen. Es sind eben echte Tafelland-Flüsse.

Jeder Wasserlauf, ob klein, ob gross, senkt sich bald in die weichen Schichten ein. Aber nirgends mit steil geschnittenen Rändern. Das regenreiche Klima bedingt nicht nur die grosse Zahl der Wasserrinnen, sondern beeinflusst auch ihre Gestalt, indem die Böschungen sanft und die oberen Ränder abgerundet sind. Aber nirgends fehlt eine natürliche Terrassirung der Gehänge, in Folge der verschiedenen Härte der Schichten. Die festeren Bänke sind oft in Mauern abgebrochen, welche sich lang am Gehänge hinziehen und, indem sie jeder Einbuchtung in allen Umrissen folgen, an die Niveau-Curven der Landkarten erinnern. 2) Von Mauer zu Mauer dacht sich der weiche rothe Thonboden der Zwischenschichten sanft ab, mit grossen Blöcken des festeren Sandsteins bestreut ; doch oft sind diese flachen Böschungen noch durch die Terrassen-Cultur der Felder in kleinere Stufen gegliedert. In der Tiefe sind die beiderseitigen Gehänge meist nur durch das Gewässer getrennt. Alluvialland oder Schotterterrassen finden sich nur ausnahmsweise in den am tiefsten eingeschnittenen Thalrinnen, und sind auch dann von geringer Ausdehnung. Man erkennt, dass in den anderen Fällen das fliessende Wasser noch mit der Vertiefung allein beschäftigt ist. Nur unvollkommen und stellenweise hat die Erosion in ihrer rückschreitenden Zerstörung die trennenden Rücken zu erniedrigen vermocht. Daher decken sich diese im Profil, und von jeder Höhe hat man den Anblick einer im Allgemeinen sanft welligen Gestalt der Oberfläche. Vegetation bedeckt den Boden überall ; nur steilere Abfälle zeigen das nackte Gestein. Aber nirgends ist dieses durch eine aufgelagerte Bodendecke von fremder Herstammung verhüllt ; die geringste Entblössung zeigt nur das gelockerte Gestein, welches die Pflanzendecke unmittelbar zu nähren vermag. Rothe und grünliche Farben zeichnen es allenthalben aus.

Dies ist der Charakter der Oberfläche bis jenseits Wu-liënyi, wo man sich von dem Nordrand des Rothen Beckens weiter zu entfernen beginnt. Nur wenig, und in untergeordneten Zügen, ändert er sich in dem letzteren überhaupt. Fast jeder Schritt bietet Gelegenheit zu geologischer Beobachtung; aber die Gegenstände derselben wiederholen sich täglich in ähnlicher Weise, und nur allmählich stellen sich einzelne Aenderungen ein. Der Wall von Kiën-mönn ist die letzte wesentliche Unterbrechung der Einförmigkeit. Es findet sich weiterhin keine solche Mauer mehr. Auch treten Conglomerate nicht mehr auf, sondern nur Sandsteine und weiche thonige Schichtgebilde.

  1. [Nach dem Tagebuch. — Das Manuscript hatte sogar 4-500.]

  2. [ Vgl. VON RICHTHOFEN, Führer fier Forschungsreisende, S. 163 f, 6S2.]