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0101 China : vol.3
China : vol.3 / Page 101 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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NACH TSHÖNG-TU-FU. WIEDERAUFBRUCH.

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Der anderthalb Tagereisen lange Weg nach Tshöng- t u fu führt über ausserordentlich schöne, üppig angebaute und reich bevölkerte Ebene. Sie ist ein Juwel in landschaftlicher und wirthschaftlicher Beziehung. In alter Zeit war sie das Herz des Landes Shu.') Ihre eingehende Betrachtung behalte ich einem späteren Abschnitt vor, 2) da ihre merkwürdige geographische Stellung erst mit Hülfe der Kenntniss des Baues der umgebenden Landschaften verstanden werden kann. Ich übergehe daher auch den Aufenthalt in der Hauptstadt, um mich sofort dem weiteren Reiseweg zuzuwenden.

ZWEITER ABSCHNITT.

VON TSHÖNG- TU FU ÜBER YA- TSHÓ U FU (TA-HSIANG-LING) NACH HS Ü TSHÓ U F U AM YANG TSZÉKIANG.

Von Tshöng-tu fu nach Ya-tshóu fu
(den i l ten bis I 5 ten März 1872).

Entfernungen in li.

Tshöng-tu-fu — Shwang-liu-hsiën 35 Hsin-tsin-hsiën 4o — Kiung-tshóu 55

Wu-lung-tshang 20 Ta-hang yu io —   -u I o — Pai-tshang 20 — M i n g- s h a n- h siën 40
Kin-ki-kwan 15 — Ya-tshóu fu 20 li. Zusammen 265 li oder 79,5 g. M. (147 km).

Selten gestatteten mir die in dieser Jahreszeit gewöhnlich eintretenden Nebel den Ausblick über die Thalebene von Tshöng-tu fu hinweg nach Norden und Westen. Aber sobald der Himmel sich aufheiterte, wurde dort der steile Abfall eines imposanten Gebirges wahrnehmbar, dessen allgemeine Richtung von NO nach SW sich leicht erkennen liess. Von ihm kommt der ausserordentliche Reichthum an fliessenden Gewässern, welcher für die Thalebene auszeichnend ist, und man ahnt bei seinem Anblick, dass man sich an der Grenze zwischen einem Land von hoher Cultur und einem wilden Gebirgsland befindet. Da ich meine Zeit einem südwärts gerichteten Weg zuwenden wollte, vermochte ich nur verlangend nach der unerforschten Bodenschwelle hinzublicken, deren Untersuchung reiche Ergebnisse versprach. Nur an einer Stelle hatte [damals schon] ein Forscher den äussersten Rand durchbrochen ; es war der LazaristenPater ARMAND DAVID, welcher in der abgelegenen, einer Oase in der Wildniss vergleichbaren Missions-Station Muying eine bedeutende zoologische Ausbeute gemacht hat. Leider hat er gerade aus diesem interessanten Gebiet geologische Beobachtungen nicht mitgetheilt. 3) Der Ort ist unschwer zu erreichen, und auch ich gedachte ihn zu besuchen ; doch erschien es mir richtig, mich in diesem Fall den Wünschen des französischen Bischofs in Tshöng-tu fu zu fügen, welcher es deutlich zu verstehen gab, dass er den Plan seitens eines nichtfranzösischen Reisenden nicht begünstigen würde.4)

Ich schlug daher sogleich den gewöhnlichen Weg nach Ya-tshóufu ein. Den ersten Theil, bis Kiung tshóu, welcher durch die Thalebene führt, übergehe ich vorläufig aus dem schon ge-

nannten Grunde. Hier befindet man sich nahe dem Fuss des langen mächtigen Gebirgsrandes; nur ein schmaler Streif niederen Hügellandes trennt die Stadt von dem Steilabfall. Ein starker Strom, der Nan-he oder „Südfluss" (als das südlichste Gewässer der grossen Thalebene), kommt aus ihm heraus. Obgleich seine Quellen nicht weit entfernt sein können, besitzt er doch schon

I) S. oben S. 22 f.

  1. [S. unten Cap. IV.]

  2. [Einige, allerdings spärliche, geologische Beobachtungen A. DAVID'S über den und die Umgebung von Muying werden syäter (Cay. III) Erwähnung finden.]

  3. [ Ueber die Erlebnisse des Verf. in Tshöng-tu fu und die seinen Plänen dort Hindernisse vgl. » Tagebücher aus China«, Bd. II, S. 255-284.]

v. Richthofen, China. III.   5

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