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0465 China : vol.3
China : vol.3 / Page 465 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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H

DIE ENTWICKELUNG VON CANTON.

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umgeben wurde.') Da anderer Orte gleichzeitig keine Erwähnung geschieht, kann man annehmen, dass jene Stadt unter den Ansiedelungen den ersten Rang einnahm. Die Schifffahrt scheint sich im Südlichen China, wo die Küstengestalt zu einem Wasserverkehr einlud, sehr früh entwickelt zu haben. Es lag das Bedürfniss nahe, an dem grossen Strom einen möglichst hoch hinauf gelegenen Ort aufzusuchen, nach welchem die Schiffe durch die Fluth getragen werden konnten. Diesem Erforderniss hätten noch andere Stellen entsprochen ; es müssen also besondere, vielleicht mit dem Sitz eines Herrschers verbundene Motive vorhanden gewesen sein, welche die Wahl auf den Platz lenkten, wo jetzt Canton steht. Wenn WELLS WILLIAM§, jedenfalls auf Grund einheimischer Quellen, berichtet, dass im Jahre 700 dort ein Markt errichtet worden sei,2) so ist dies wahrscheinlich so zu verstehen, dass die Stadt zum einzigen Eingangshafen für fremden Handel und fremde Besucher erhoben wurde;3) denn, wie ich bereits anführte, haben die Chinesen zu jeder Zeit einen Eingangshafen für den Fremdhandel gehabt, bis ihnen in der Neuzeit deren mehrere abgerungen wurden. Früher war es das Kattigara des PTOLEMAEUS, die Handelsstadt im tongkinesischen SongkoiGebiet gewesen ; nun wurde die gleiche Function auf das jetzige Canton übertragen. Alsbald sehen wir auch die Araber hier, welche jedoch nach kurzer Zeit das besser gelegene, das Mündungsland des Yangtszé beherrschende Kanfu aufsuchten. Sie erlangten so grosse Macht, dass sie im Jahre 758 die Stadt Canton plünderten und verbrannten.

Die Bedeutung des Ortes beruht nicht nur in der leichten Erreichbarkeit zur See und in der Beherrschung des ganzen Stromgebiets des Hsi-kiang, sondern auch in den leichten Verbindungen mit dem Nördlichen China.4)

Zur Zeit der Mongolen-Herrschaft war Canton eine grosse Stadt. MARCO POLO erwähnt ihrer aber nicht. Bei anderen Reisenden der Zeit führt sie den Namen Sinkalan, was nach MARIGNOLLI »Gross-China« bedeutet und von YULE als ein Name von persischem Ursprung, gleichbedeutend mit Maha-chin, erklärt wird.)

') S. Bd. I, S. 509. Mit der dort nach einer Notiz des Chinese Repository wiedergegebenen Bemerkung, dass der Name Kwang-tshóufu im Jahre 210 n. Chr. ertheilt worden sei, stimmt nicht die nach chinesischen Quellen gegebene Aufzeichnung alter Namen der Stadt, welche sich bei PLAYFAIR (Cities and towns of China, Hongkong 1879, [S. 18o, No. 3741] ) findet. Danach hiess die Stadt unter der TSHóu-Dynastie Yang tshöng, in der Zeit der TANG-und SUNG-Dynastien Tshing-hai; erst in der MING-Dynastie wäre der Name Kwang tshóu eingeführt worden.

  1. [S. WELLS WILLIAMS, The Middle Kingdom, revised edition, London moo, vol. 1, S.161.]

  2. [Nach F. HIRTH (Chinesische Studien, Bd. I, S. 23), der aus einer um 30o n. Chr. verfassten chinesischen Schrift schöbft, wäre der Hafen von Canton im dritten Jahrhundert n. Chr. sogar schon für den Fremdenverkehr erschlossen gewesen. — Vergl. auch TIESSEN, China, Bd. I, S. 45, wo die Haupt-Daten der Entwicklung zusammengefasst worden sind; auch über das Delta ebenda, S. 387f.]

  3. [S. oben, Cap. VII, S. 404f.]

  4. S. YULE, Cathay, Bd. I, S. 105. — Der Name ist Sínkalán bei IBN. BATUTA, Cynkalan bei MARIGNOLLI, Chínkalán bei RHASHID-EDDIN, Cincalan auf der Catalanischen Karte, Censcalan