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0701 China : vol.3
China : vol.3 / Page 701 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DIE NÄHERE UMGEBUNG VON N ING-Po.

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DIE LANDSCHAFT IM OSTEN UND SÜDEN VON NING-PO
(den 13. bis 16. November 1868).

Kurz nach meiner ersten Ankunft in Ningpo unternahm ich einen Ausflug in die Umgegend. Ich nahm ein Boot, das während der Nacht auf einem Canal in östlicher Richtung gezogen wurde. Am Morgen befand ich mich am Ende dieses Canal bei einem Dorf Hsiau ya, dessen Entfernung von der Stadt Ningpo zu 4o li (Io g. M. [18,5 km]) angegeben wurde. Es liegt in einem nordwestlich geöffneten Thal, zwischen steilen grünen Hügeln, die sich im Südosten zu einer Wasserscheide schliessen. Ein mit flachen Steinplatten gepflasterter Weg führt nach dem niedrigen Pass, wo ein Tempel und eine uralte Pagode stehen, und von dort südwärts hinab in ein breites, freundliches, ost-westlich gerichtetes Flussthal, dessen ebener, gut bewässerter, zum Reisbau benutzter Boden sich bis zum Fuss der beiderseitigen, bis 2500 Fuss [750 m] aufstrebenden Hügelreihen ausdehnt. Mehrere Quellbäche kommen radial vom östlichen Bergland herab. An einem von ihnen, der im Nordosten entspringt, geht man zu dem von Europäern viel besuchten Tempel Tiën-tang (Tiën-dong in der örtlichen Mundart)'). Man erreicht einen nach Süden geöffneten Bergkessel, dessen steile Wände wegen der üppigen Strauch-Vegetation nur mit Mühe ohne Pfad erklommen werden können. Der Weg ist mit regelmässigen Quadern von rothem Sandstein gepflastert, auf denen in gewissen Entfernungen Lotosblumen eingemeisselt sind. In der Länge eines Kilometers ist er zu beiden Seiten mit hohen Nadelholz-Bäumen besetzt. Auf ihm gelangt man zu dem heiligen Platz. Dieser ist ein Complex von zahlreichen Portalen, Vorder-, Mittel- und Hinter-Tempel, Priesterwohnungen, Seiten-Tempelchen und anderen Baulichkeiten. In den Höfen finden sich künstliche, mit Quadersteinen ausgemauerte Wasserbecken. Rings umher stehen hohe, uralte Bäume und Bambus-Gebüsch. Anlage und Ausführung erinnern an Japan, wie überhaupt die Gegend von Ning- io viel Aehnlichkeit mit diesem Land bietet : in der Reinlichkeit der Strassen; in der Sorgfalt und Genauigkeit, mit welcher die Bauwerke, besonders das Holzwerk derselben, ausgeführt sind ; in der Häufigkeit der Tempel und der Anlage von Hainen um dieselben ; in den hübschen Begräbnissplätzen an den Hügelseiten ; in der Sorgfalt des Anbaues; in der Freundlichkeit der Bevölkerung; vor Allem auch in der blüthenreichen Baum- und Strauch-Vegetation. Die Aehnlichkeit2) erstreckt sich nicht minder auf die unästhetischen Seiten, welche mit der Werthschätzung des Düngers für die Erzeugung der Nahrungsmittel zusammenhängen. In den jedem verfeinerten Gefühl Hohn sprechenden Einrichtungen, welche der Gier nach dem Besitz dieses Stoffes entspringen, und in der Abstumpfung der Geruchsnerven übertreffen die Bewohner dieser Gegend nicht nur den japanischen Landwirth, sondern auch alle anderen Theile von China. Nur zu häufig wird der Naturgenuss durch diese widerwärtige, und doch mit dem wirthschaftlichen Leben so eng verwachsene Seite des Getriebes beeinträchtigt.

Nach Hsiauya zurückgekehrt, fuhr ich auf einem Canal weiter nach dem See Tung-t s i ë n - h u. Er ist auf allen Seiten von Hügeln umgeben, die sich nur im Osten, wo er den von Tiën-tang kommenden Bach aufnimmt, und im Norden, an der Stelle seines Ausflusses, öffnen. Der See liegt höher als der Canal. Die Fahrzeuge werden auf einer schiefen Ebene hinauf gezogen und gleiten jenseits in den See hinab. Dieser ist ein künstliches, durch eine nur 50 Fuss [rs m] lange und 15 Fuss [¢,S rn] hohe Abdämmung gebildetes Wasserbecken. Die Tiefe beträgt nur 5 bis 7 Fuss [1,5-2 m]; das Wasser ist trübe und etwas faulig, von Wasser-

))[Ein anderes Manuscript erinnert daran, dass Tiëndong ehemals der Lieblingsaufenthalt des Botanikers und Reisenden ROBERT FORTUNE war, der überhaupt die Gegenden von Ningpo zum Feld eingehender Studien gemacht und die Gärten Europa's mit den schön blühenden Pflanzen dieser Landschaft bereichert hat.]

2) [An die betretende Tagebuch-Aufzeichnung (s. »Tagebücher aus China,,, Bd. I, S. 38), die mit den Worten »Alles Dies ist ganz japanisch und nicht chinesisch«' schliesst, knüpft Verf in einem späteren Manuscript folgende Bemerkung: » Später sah ich allerdings ein, dass es umgekehrt heissen sollte ; dass nämlich das Meiste, was wir in Japan sehen, nicht japanisch, sondern chinesisch, und speciell der Gegend von Ningj5o entnommen ist; so wie auch, dass durch eine merkwürdige Coincidenz der Gebirgsbau, und daher der landschaftliche Charakter, grosser Theile von Japan demjenigen der Gegend von Ning po genau entspricht.<, (S. oben, S. 623).]

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