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0766 China : vol.3
China : vol.3 / Page 766 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XI II. CAPITEL. REISEN UND FORSCHUNGEN IN DER PROVINZ KIANGSU.

Nach Westen erreicht der Lung-shan unfern (I 1/2 g. M. [2,8 km] westlich) von Lung-tan sein Ende ; südwärts sinkt er hier unter Schwemmland herab. Dort liegt der breite Thalboden von Tungyang, einem hässlichen kleinen Marktflecken, der von einem schönen Gebirgs-Panorama umrahmt wird. Der Thalbach ist bei Hochwasser bis zu dem Ort schiffbar. Der Alluvial-Boden greift in mehreren, durch Löss-Rücken getrennten Verzweigungen zwischen die Berge ein. Wohl individualisirte Theile der Letzteren sind : der eben genannte Lungshan im Osten, der Hsi-hsia-shan im Westen, die Pahwéi-Kette im Süden, besonders aber der Hwa-shan im Südosten.

Alle diese Berge sind theils mit dichtem dornigem Gestrüpp, theils mit hohem üppigem Graswuchs bedeckt. Das Fortkommen ausserhalb der oft verwilderten Fuss-Steige ist beschwerlich ; drückende August-Hitze beschränkte ausserdem die Begehung. Die Berge wimmeln seit der durch die Taiping-Rebellion eingetretenen Verwilderung und Entvölkerung von Wildschweinen, deren Spuren man fortdauernd begegnet. Am Fuss der Berge waren meilenlange Mauern zum Schutz der Felder gegen dieselben errichtet. Obgleich ausserdem kleine Wachthäuser gebaut waren, machten doch die Thiere, besonders in den Maisfeldern, viel Schaden. Als eine günstige Folge der Rebellion dürfte das Heranwachsen des Gehölzes betrachtet werden, auf welches sich bei einigem Verständniss eine geregelte Forst-Cultur hätte gründen lassen. Doch wird es seither dem Raubbau der neuen Ansiedler, deren Zuzug damals begonnen hatte, überlassen worden sein.

D e r Hwa -shan. — Dieser Berg bildet den Mittelpunkt des Nanking-Gebirges. Durch seine auffällige Form zieht er die Aufmerksamkeit auf sich. Auf einem Rücken erhebt sich ein Doppelgipfel, dem sich westlich, durch einen Sattel getrennt, eine sehr flach-dachförmige Kuppe anschliesst. Dunkle, mit niederem Wald und Buschwerk bekleidete Gehänge ziehen nach der Seite von Tung-yang hinab. Die Nachricht, dass sich auf dem Berg ein Tempel befinde, weckte die Hoffnung, dass eine Ueberschreitung trotz der wilden Vegetation möglich sein werde. Der Weg führte von Tung-yang ostwärts erst durch Reisfelder. Das Thal wirti enger, indem die von Norden (Lung-shan) und Süden (Hwa-shan) herab kommenden Ausläufer sich einander nähern. Schliesslich vereinigen sie sich zu einem niedrigen Pass. Ehe man ihn erreicht, führt rechts (südwärts) ein mit Ziegelsteinen gepflasterter Weg in eine Schlucht des Hwa-shan, und an Diesem hinauf. Man überblickt hier die reichen Schätze der urwüchsigen Vegetation dieses Landes, was so selten gestattet ist. Sie besitzt eine wahrhaft tropische Ueppigkeit, Blätterfülle und Mannigfaltigkeit. Rankende Gewächse verflechten das Gebüsch zu beinahe undurchdringlichem Dickicht. Darüber ragen einzelne Bäume hervor, welche zeigen, welch schöner Wald hier bestehen könnte. Ehe man die Höhe erreicht, kommt man zu einer offenen Halle, einer Art Belvedere, welche offenbar für den Genuss der Aussicht erbaut worden ist ; jetzt war diese durch einen blätterreichen Baum verhüllt. Bald folgen einige zerstörte Gebäude ; dann gelangt man, in einer breiten baumreichen Einsenkung an der Nord-Seite des Bergsattels, zu den weitläufigen Klosterbauten von Pau-hwa-shan, welche, ebenso wie der zugehörige Tempel Hwéi-tshü-sz', von den Taiping-Rebellen fast ganz zerstört worden sind. Es ist ein Labyrinth von Höfen, Gängen und Baulichkeiten aller Art. Weisser Marmor von Kau-tszé ist verschwenderisch angewendet. Grosse Höfe sind damit gepflastert ; Balustraden, Terrassen, Sockel von Säulen usw. sind aus theilweise reich ornamentirten Blöcken desselben erbaut. Früher soll hier nur ein kleiner Tempel gestanden haben, bis ein Kaiser (LIANG-WU) der SUNG-Dynastie seine Residenz in Nan-king verliess, um Priester zu werden. Er errichtete einen neuen Tempel und dazu ein grosses Kloster, dem er selbst als Prior vorstand. Später haben die Kaiser KANG-HSI und KIËN-LUNG viel für das Kloster gethan. Von Letzterem stammten z. B. kolossale eiserne und kupferne Kochkessel in den ausgedehnten Küchenräumen. Er soll auch Säulen, grosse ornamentale Stücke von Bronce, gegeben haben. Stets sollen über I000, zu einer Zeit sogar 1800 Mönche hier gelebt haben. Die Rebellen haben die Geräthe entführt. Ich sah noch einige sehr alte, interessante Bronce-Figuren, vermochte aber Nichts davon zu erstehen. In der Nachbarschaft sind noch mehrere kleine Tempel im Walde zerstreut. Ein grösserer steht auf der Höhe der stumpfen Kuppe, ein Wenig unter dem Gipfel. Die Zahl der Mönche betrug jetzt immer noch 80. Der Prior empfing mich freundlich, zeigte mir die Ruinen und führte mich zu einem noch höheren Priester, der ungefähr das Amt eines Bischofs bekleidet, da er die

Priester weiht.

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