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0707 China : vol.3
China : vol.3 / Page 707 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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BEVÖLKERUNG UND BESIEDLUNG.

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Mancherlei Aenderung tritt mit Shau-hsing- ein. Ob die Verschiedenheit des Gesichts-Typus, welche ich in Gegensatz zu den Bewohnern von Ningyo und Umgebung wahrzunehmen glaubte, wirklich besteht, muss weitere Beobachtung lehren. Die Gesichter sind weniger angenehm und ansprechend als dort, zuweilen sogar recht hässlich, was mir am Meisten bei Knaben auffiel; ins Besondere schien mir der Unterkiefer mehr vorgestreckt zu sein. Mit dem Gesicht ändern sich alle Charakter-Eigenschaften. Die Leute von Shau-hsing gehen nicht zur See, haben weder Unternehmungsgeist noch Sinn für Handel, und verdingen sich selten in den Dienst der Fremden. Sie kennen nicht die Luxus-Industrien von Ningjio. Dagegen haben sie sich einen Namen als Gelehrte erworben und nehmen viele Beamtenstellen ein. Ihre Physiognomie

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prägte sich mir so lebhaft ein, dass ich später häufig im Stande war, in anderen Theilen des Reiches einen Eingeborenen von Shau-hsing auf den ersten Blick zu erkennen. Der Menschenschlag reicht nur bis an die Grenzen des Departement's. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass hier die Bevölkerung von Norden kam, in Ningjio hingegen ein auf den Inseln, an der zerrissenen Küste und in dem schwer zugänglichen Inneren alt-einheimischer Stamm fortbesteht. In diesen Gegenden ist die Urheimat der Familien besonders gewahrt. In der Regel führen die Bewohner eines Dorfes, als Nachkommen eines gemeinsamen Stammvaters, sämmtlich denselben Familiennamen, und wenn sie sich in anderen Provinzen ansiedeln, so betrachten sie sich nach Jahrhunderten noch zu dem Stammdorf gehörig; ihr Streben ist, dort begraben zu werden und eine Tafel zu ihrem Andenken in dem Familientempel zu erhalten. Daher können verschiedene Typen in benachbarten Gegenden fortbestehen. Die Gräber gehören zu den bemerkenswerthesten Gegenständen, welche man hier sieht. Ein grosser Bruchtheil der Bodenfläche ist von ihnen eingenommen. Die meisten sind oblonge Kasten, aus vier Quadern von Porphyr-Tuff gebildet und mit einer Platte desselben Materials bedeckt. Der Zahl der Gräber steht in wahrhaft erschreckender Weise die Zahl der Kinder gegenüber. Die Anzeichen von Werden und Vergehen hat man stets vor Augen.

Eine weitere Aenderung macht sich in dem Aussehen der Häuser bemerkbar. Von Skiau-hsing an sind sie weiss getüncht, was bei Ningyo nicht der Fall ist. Dies hängt offenbar mit der Annäherung an eine Kalkstein-Gegend zusammen. Aber es ist auffällig, dass sich von ihr aus die Sitte des Tünchens nur bis hierher ausgebreitet hat. Der Verkehr nach Ning-po zur See und auf Binnengewässern ist so billig, dass der Kalk auch dorthin mit Leichtigkeit hätte kommen können. Wahrscheinlich hat nur die alte Ueberlieferung seiner Nicht-Anwendung die Einführung verhindert. Die weisse Tünche gibt zwar äusserlich den Dörfern ein freundlicheres Ansehen ; aber innerlich, auf den Strassen und in der Kleidung, beginnt, im Gegensatz dazu, ein Mangel an Reinlichkeit und Ordnung sich einzustellen.

Von Shau-hsingfu bis zum Tsiën-tang-kiang rechnet man 90 li. Nordwestwärts führt ein Canal, der sich bei der am nächsten Hügelvorsprung erbauten Stadt Hsiu-shan-hsiën gabelt. Ein südlich und westlich gerichteter Arm endet bei Ni-kiau, an der Einmündung des Po yang klang in den Tsiën-tang-kiang und vermittelt den Verkehr mit dem Gebiet des letzteren grossen Stromes ; ein nordwärts gerichteter endet blind bei Hsi-hsing. Diesem, welcher wichtiger ist, folgte ich. Der Canal ist in dieser Strecke durch breite Dämme von den Reisfeldern geschieden, da die umgebende, nun ausschliesslich herrschende Ebene so niedrig liegt, dass für den Canal auf diese Weise eine künstliche Verlängerung des bisherigen Niveau's geschaffen werden musste. Daher konnte auch der Canal, wie wir gleich sehen werden, nicht bis in den Tsiën-tang geleitet, sondern musste von diesem durch einen Damm getrennt werden '). Die Dämme sind mit Gräbern bedeckt. Auch stehen darauf viele Häuser und zahlreiche, mit Drachenverzierungen 2) und Sculpturen bedeckte Ehrenpforten (jiai-lóu) für treue Wittwen. Es sind zum Theil sehr alte Monumental-Bauten aus Porphyr-Tuff. Da das Material nicht dauerhaft ist, hat die Ornamentirung durch die Zeit stark gelitten.

Von Hsi-hsing, einem belebten, aber elenden und schmutzigen Dorf, aus hat man den innersten Theil des Aestuar's des Tsiën-tang-kiang zu überschreiten, das hier ungefähr I g. M. [gegen 2 km] breit ist. Das Wasser ist sehr seicht, das südliche Ufer ganz verschlämmt. Ein

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  1. [Das Verhältniss des Canals zum Fluss ist also beim Tsiën-tang-kiang dasselbe wie beim Tshau-ne-klang (s. oben, S. 663f.).]

  2. [Das Tagebuch hat deutlich.. Dachverzierungen.]