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0722 China : vol.3
China : vol.3 / Page 722 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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68o

XII. CAPITEL. BEOBACHTUNGEN IN TSHÉKIANG UND NGANHWÉI.

eine der ausgezeichnetsten in dem ganzen Gebirgsland; sie erstreckt sich durch [etwa 225 km] in der Länge und erreicht eine Breite von [etwa 15] bei Kin-hwa-fu und von [etwa 25 km] bei Lan-ki.') Da nun dieser Ort von der Mündung des Flusses aus erreicht werden kann und beide angegebenen Zweige schiffbar sind, so wird durch das Wassernetz ein grosser Landstrich mit allem Nöthigen versorgt. Der Kü - h ő ist die wichtigere der beiden divergirenden Wasserstrassen ; denn an sie schliesst sich einerseits ein Weg über Kwang-hsin fu nach dem Inneren der Provinz Kiangsi, andererseits ein viel begangener, von Kiang-shan-hsiën südwärts gerichteter Verkehrsweg nach Fokiën. Die Thalsenke setzt nämlich in westlicher Richtung jenseits der Quelle des Kü-hő fort nach der Provinz Kiangsi, von der sie durch einen niederen, leicht übersteiglichen Pass getrennt ist, und jenseits desselben fliessen abermals schiffbare Ströme in der Einsenkung weiter. Es kann daher ein leichter Verkehr von Lan-ki nach dem Inneren der Provinz Kiangsi stattfinden, und da in dieser der Kan-kiang wieder einen Schifffahrts-Canal bildet, aus welchem der leichte Pass-Uebergang des Méi-ling nach dem schiffbaren Péi-kiang der Provinz Kwangtung führt 2), so kann man von Lan-ki mit zwei kurzen Unterbrechungen zu Schiff bis nach Canton gelangen. Fügt man hierzu die Strecke unterhalb Lan-ki, welche den leichten Verkehr mit Hangtshóufu und Ningpo gestattet, so sieht man leicht, welch wichtige Verkehrsader zwischen den bedeutendsten Küstenplätzen des Mittleren und dem bedeutendsten Hafenplatz des Südlichen China hier durch die Natur geboten ist. Da die Seeschifffahrt in dem betreffenden Meerestheil zu allen Jahreszeiten ihre Gefahren hat und besonders durch Taifune heimgesucht wird, so haben die Chinesen immer den Weg über die Flüsse zum Reisen und zum Transport der werthvolleren Waaren vorgezogen. Seit uralten Zeiten ging daher hier hinüber eine der wichtigsten Strassen von China. In Hang-tshóufu erreichte sie ehemals eine Mündung des Yangtszé3) und später das Süd-Ende des Grossen Canals, welcher den Ort mit Peking verband. So war eine vollständige Wasserstrasse von Peking nach Canton durch das Innere des Landes geboten. Nur eine Strecke, diejenige von Tshönn-kiangfu am Yangtszé bis Nan-tshangfu, der Hauptstadt der Provinz Kiangsi, konnte auch durch Vermittlung der Schifffahrt auf dem Yangtszé und dem Poyang See zurückgelegt werden. In der Richtung von Süden nach Norden wählte man wohl auch diesen Weg. In der umgekehrten Richtung aber hätte die Reise den Yangtszé aufwärts eine zu grosse Verzögerung gebracht; auch ist die Schifffahrt auf dem Poyang-See zu gefährlich, als dass man nicht die andere Wasserstrasse über Lan-ki hätte vorziehen sollen.

Wir betreten daher hier eine Verkehrsstrasse, die schon aus den ältesten Beschreibungen, welche wir von Europäern aus dem Inneren von China besitzen, bekannt geworden ist. Einige der ersten Missionare, welche von Canton aus in das Innere vordrangen und sich nach Peking begaben, reisten auf diesem Wege. Später wurden die Gesandtschaften von Lord MACARTNEY und Lord AMHERST zum Theil über diesen Weg von Canton nach dem Norden oder zurück geführt.4) Auch in neuerer Zeit haben die Ausflüge von Touristen wie von wissenschaftlichen Reisenden sich mit Vorliebe an die altbekannte und leicht zurückzulegende Strasse gehalten, wenn auch von Shanghai oder Ning-o kommend in den letzten Jahrzehnten Keiner weiter vorgedrungen ist als bis einige Meilen jenseits der Grenze von Tshëkiang. STAUNTON und andere Begleiter der früheren Gesandtschaften haben detaillirte Beschreibungen des Weges gegeben. Später ging FORTUNE von Ningyo aus auf diesem Wege bis über die Grenze von Kiangsi, um sich von dort aus nach dem Wu-i-shan und der Provinz Fokiën zu wenden ; denn von dem Ort

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  1. [In dem (älteren) Manuscrij5t, dem diese Stelle entnommen ist, waren die betreffenden Angaben nach deutschen geograj5h. Meilen (r5= 1° des Aeguator) angegeben und sind danach hier umgerechnet worden. Messungen auf der Karte ergaben eine hinreichende Uebereinstimmung. Dagegen würden die Zifern im » Letter an Chekiang« (S. 9f. ; Neudruck, S. ¢8f.) die Länge des Thalzuges auf 245 km erhöhen. — Die Bezeichnung » Thal von Lanki« ist nicht gut gewählt, weil darunter auch das sich unterhalb Lan-ki-hsiën anschliessende Durchbruchsthal des vereinigten Flusses, der dann den Namen Lan-ki führt (s. unten), verstanden werden könnte. Es könnte dafür, nach einem im Chinesischen oft geübten Brauch der Zusammenziehung zweier Namen, die Bezeichnung W u k ü- T h a i vorgeschlagen werden.]

  2. [S. oben, S. 128, 439.]

  3. [S. oben, S. 637f.]

  4. [S. hier, Bd. I, S. 695f, und oben, S. 42¢.]