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0110 China : vol.3
China : vol.3 / Page 110 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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II. CAPITEL. BEOBACHTUNGEN IN DER PROVINZ SZ'TSHWAN.

Das herrliche Panorama der Gebirge um Ya-tshóufu zeigte sich noch einmal bei völlig klarem Wetter; es liess sich erkennen, dass dieselben, so weit der Blick reicht, aus Schichtgesteinen bestehen, in welche sich die Flüsse [mit ihrem verzweigten Thalsystem] tief eingegraben haben. [Die Vorsprünge des Gebirges verschieben sich hinter einander. Das Gebirge selbst ist theils mauerartig, theils sind Kuppen von den Mauern abgelöst.] — Bei der Fahrt verschwindet bald das ebene Thailand. Der Fluss windet sich um den Tshóu-kungshan, der sich nach Nordost, dem Fallen der Schichten entsprechend, abflacht. Durch Abnahme des Fallwinkels nehmen letztere den Charakter eines Tafellandes an, in welches sich der Fluss mit zahlreichen Windungen eingeschnitten hat. Dies bestimmt seinen Charakter bis Hung-ya-hsiën. Durch zahlreiche, seitlich einmündende kleine Bäche sind die Schichtgebilde zu wechselvollem Hügelland aufgelöst. Bald strömt der Fluss durch eine Enge; bald betritt er eine kleine Weitung, die er sich selbst durch das Abnagen der Schichtgesteine an den convexen Seiten der Windungen geschaffen hat. Die [Rothsandstein-]Wände sind gegen das Flussbett oft senkrecht, zuweilen auch überhängend; üppige

Farnkraut-Büsche und rankende Schlinggewächse bilden hervorstechende Elemente in der reichen Vegetation. Laubgebüsch und Nadelholz bedecken in lockerem, stets nur jüngerem Bestand

die Höhen. Einzelne Hütten zwischen Feldern und höheren Baumgruppen bilden hier und da eine malerische Staffage. Nach Südwesten öffnet sich zuweilen ein Durchblick nach dem Rücken des Tshóu-kungshan; im Nordosten erblickt man nur niederes Hügelland.

In fünf Stunden war Tsz'-hó-kai erreicht, ein grosses ma-tóu, d. h. ein Markt für den Stromverkehr. Dort brachte ich die erste Nacht zu. Der folgende Tag brachte mich über

Hung-ya-hsiën bis zu einem anderen ma-16u, Tsiën föng-kai '), und erst am dritten Tag erreichte

ich Kia-tingfu. Es waren heitere, heisse Tage ; die Temperatur stieg nachmittags bis 32.5 U C., kühlte sich aber am zweiten Tag durch ein heftiges Gewitter ab. Das Thal wird von Hungya-hsiën aus offener. An der rechten Seite treten die Sandsteinhiigel noch vielfach an den Fluss heran, auf der linken bleiben sie meist weiter entfernt. Die Landschaft ist überaus schön und

prangte in frischem Frühjahrsgrün. Der Anbau wird üppiger, je weiter man hinabkommt, und

erstreckt sich mehr und mehr an den Gehängen hinan. Das Thal gehört durch seine werthvollen Producte, namentlich Seide und weisses Wachs, auf die ich später ausführlicher eingehe,3)

zu den reichsten und gepriesensten von China. Mit dem Namen Kia-tingfu insbesondere ver-

bindet sich der Begriff der Vereinigung höchster Naturschönheit mit Wohlhabenheit. Die Bevölkerung ist dicht; aber gerade hier kommt die Eigenthümlichkeit der Besiedlung von

Sz'tshwan zur vollen Geltung, insofern geschlossene Dörfer selten sind, die Bewohner vielmehr in einzelnen Gehöften zerstreut leben. Diese waren [ebenso wie der Anbau] bis auf die Hügel hinauf wahrzunehmen und tragen zur Anmuth des Bildes bei.

Eine bemerkenswerthe Aenderung vollzieht sich in dem Charakter des Gebirgskammes, welcher den Blick im Südwesten begrenzt. Derselbe behält seine Richtung nach SSO scharf bei, und ihr entsprechend ist diejenige des Flussthales. Aber während in der ersten Hälfte, am Tshóu-kungshan, das südwestliche Gehänge steil und die Abdachung nach Nordosten sanft ist, wendet der Zug in seiner weiteren Erstreckung sein steiles Gehånge gegen den Tsing-kiang, Man kann den ganzen dadurch charakterisirten Rücken als den Ngo - m éi - s h a n oder, nach örtlicher Aussprache, O - m i - s h a n bezeichnen, obgleich der Name eigentlich nur für den südlichsten Theil gebraucht wird, auf dem ein berühmter Tempel steht. Es scheint, dass die beiden Gebirgsstrecken nicht unmittelbar zusammenhängen, sondern durch einen minder hohen Theil getrennt werden, durch welchen ein kleiner Fluss, der Tshwan-ki-hó, die Gewässer abführt, welche sich aus mehreren Quellbächen im Rücken beider Strecken sammeln.3) Der Bergzug bezeichnet

)) [In der Nachbarschaft dieses Platzes, bei Kia-kiang-hsiën, erwähnt ein anderes Manuscript Kohlengruben.]

  1. [S. Cap. IV.]

  2. Von der Existenz des berühmten 0-mi-shan erfuhr ich erst in Kia-tinglu, als ich meine Vorbereitungen für die Weiterreise schon getroffen hatte. Die dunstige Atmosphäre liess nur schwach die gewaltigen Umrisse des Gebirges erkennen. Der Berg ist dann von COLBORNE BABER besucht worden, und wir verdanken Diesem eine nach mancher Hinsicht vorzügliche Beschreibung (R. Geogr. Soc., Suppl. Papers I, S. 31-43.) Wir erfahren von den Klöstern und Tempeln und ihrer Geschichte und von merkwürdigen Heiligthümern. Der Gipfel wurde zu