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0610 China : vol.3
China : vol.3 / Page 610 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XL CAPITEL. REISE AUF DEM UNTEREN ŸANGTSZI KIANG.

zudem verlängerte sich der See weit hinein in die Canäle seiner Zuflüsse. Das winterliche Bild entsprach dem, welches der Tungting-See zu derselben Jahreszeit bot [s. oben, S. ¢67], jedoch mit dem Unterschied, dass in diesem die Ablagerungen sandigen Charakter haben und überall begangen werden können, im Poyang-See hingegen ihre schlammige Beschaffenheit das Landen nur an einzelnen Stellen gestattet. Landschaftlich ist der See von Hunan eintönig; derjenige von Kiangsi bietet, besonders im nördlichen Theil, viel malerischen Wechsel.

Fahrt im Bereich des Poyang-Sees im Winter (von der Mündung bis Wu-tshöng).

Am 24. Januar (1869) morgens verliess ich Kiu-kiang auf meinem Segelboot »Nymphe«. Tags zuvor hatte es stark geregnet, wodurch ein Ausflug nach dem im Süden aufsteigenden Gebirge des Lu-shan vereitelt wurde. Jetzt wehte starker Ost-Wind; der Himmel war bewölkt, die Aussicht unter der Wolkendecke aber klar und scharf. Deutlich waren die Umrisse der 3o g. M. [56 km] nördlich aus der Alluvial-Ebene scheinbar unvermittelt aufragenden, zum HwaiGebirge gehörigen Hügel zu erkennen. Ihre Formen liessen auf granitische Zusammensetzung schliessen. Nach vier Stunden erreichte ich die Einfahrt zum See. Gerade wie bei dem Tungting See [s. oben, S. 513], mündet der Yangtszé unter steilem Winkel in die Furche eines Zuflusses, hier des Kan-kiang, und muss sich dieser anbequemen, indem er von seiner west-östlichen Richtung in die nordöstliche umbiegt. Während er vor der Vereinigung mit dem Ausfluss des Tungting-Seees einen stark gewundenen Lauf hat, theilt er sich, aus gleicher Ursache, unterhalb Kiu-kiang in mehrere Arme, welche sich delta-artig gesondert in der Furche des Poyang Ausflusses vereinigen. Der südlichste Arm bespülte jetzt zur Rechten eine lange schmale sandige Landzunge, welche Fluss und See trennte. An ihrem östlichen Ende steigt sie zu einem kleinen Hügel an, auf welchem ein Zollhaus und ein kleiner Tempel stehen. Im Herbst ragte nur diese Anhöhe aus der Wasserfläche auf, welche den ganzen Rest der Sandzunge überspülte. Jetzt beschränkte sich die Verbindung des Seees mit dem Strom auf die nur 0,4 g. M. (75o m) breite Lücke zwischen dem Zollhaus und der an dem gebirgigen rechten [östlichen] Ufer gelegenen Stadt Hu-kóu (»See - Mündung«).

Der Ausfluss des Seees 2) hält sich, ebenso wie bei demjenigen von Hunan, scharf rechts und bespült unmittelbar die Abfälle eines Hügellandes von 400 bis 5oo Fuss [120-150 m] Höhe. Es besteht aus Sandstein, dessen Schichten 20° NW fallen.3) Am Fluss lagern ihm gleichförmig zwei kleine Kalkstein-Riffe von schwarzer Farbe und zerrissenem Ansehen vor. Das nördliche trägt innerhalb der weitläufigen Stadtmauer von Hu-kóu in malerischer Lage einen ansehnlichen befestigten Tempel. Dieser und die stattlichen, weiss getünchten Häuser geben dem Ort einen hübschen Anblick. Jenseits der Einfahrt erweitert sich das Seebecken unmittelbar zu einer Breite von 5 bis 6 g. M. [9—rr km]. Es bestand jetzt aus Schlammbänken, welche in scharf gezeichneter Linie an das hügelige Ufergelände grenzten. Der Fluss hatte nicht ganz seinen niedersten Stand, und wenn er auch im Wesentlichen seinen tief eingeschnittenen, 600 bis 800 Fuss [180-250 m] breiten Canal einnahm, überfluthete er doch an flachen Uferstellen einen an Breite wechselnden Theil der Schlammbänke. Eine von einer Pagode gekrönte schroffe Felsinsel, der Ta - k u - s h a n (»Grosser Waisenberg«), welcher mitten aus der Seefläche aufsteigt, dient als Schifffahrtsmarke. Obgleich man mir in Kiu-kiang einen angeblich erfahrenen Lootsen verschafft hatte, fuhr die »Nymphe« doch in geringer Entfernung von dem Riff mit rascher

  1. [Nach dem Tagebuch war die Einfahrt zum See im Herbst (3o. Sej5tember) etwa 4 g. M. (7,5 km) breit, nach einem anderen Manuscrit sogar 12 km.]

  2. [ Vergl. die Bleistift-Skizzen des See-Ausflusses und der Felsinsel Ta-ku-shan aus dem Tagebuch des Verf. in » Tagebücher aus China «, Bd. I, bei S. roó und 286. Die zweite zeigt auch eine Zeichnung des bei der zweiten Fahrt benutzten Boots.]

  3. [Das Tagebuch gibt das Streichen NNO, das Fallen WNW.]