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0464 China : vol.3
China : vol.3 / Page 464 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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422 VIII. CAPITEL. BEOBACHTUNGEN AM REISEWEGE IN KWANGTUNG UND HUNAN.

der Tiger-Insel ist auch unten im Text (S. 431) Bezug genommen worden. Dort findet sich out-fallender Weise das Fallen mit 20 ° nach West angegeben (ebenso an einer Stelle des Tagebuchs), während das Reisenotizbuch, aus dem die letzten Mittheilungen entnommen sind, das Streichen als W— O und das Fallen als nördlich bezeichnet. Die obige Angabe, wo die Schichtenneigung mit 25° nach S ii den notirt worden ist, wurde zum mindesten für das west-östliche Streichen sj5rechen, so dass ein Irrthum im Text (unten, S. 431) wahrscheinlich wird.]

Die Configuration des Delta's erzählt dessen Entstehungsgeschichte. Die Kraft des Meeres vermag ein Netz von Canälen in das Land hinein nicht zu graben. Offenbar haben die erodirenden Agentien des Festlandes tiefe Einschnitte in das Gebirge, das sich einst zusammenhängend ausbreitete, gefurcht. Der Boden der Erosions-Canäle geht natürlich tief unter den jetzigen Meeresboden hinab. Die Einschneidung der Haupt-Stromfurchen und die von ihnen aus sich vollziehende Auflösung des Gebirges durch Abtragung geschah daher in einer Zeit, als das Meer einen erheblich tieferen Stand als gegenwärtig einnahm. Durch sein Ansteigen vollzog sich die Ablagerung der von den Flüssen herabgeführten Sedimente in dem binnenwärts stetig an Ausdehnung zunehmenden Aestuar. Sand und Schlamm erfüllten die ehemaligen Thalmulden und bedeckten höher und höher die Flanken der Gebirge, bis nur noch deren Gipfelzüge und vereinzelte Kuppen über der Schlammfläche und aus der sich darüber ausbreitenden Wasserfläche hervor ragten. Wie überall, wo das Meer einem Strom entgegen vordringt, geschahen die Ablagerungen vorwaltend dort, wo Beide zusammentrafen. Zu jeder Zeit werden dort Verebenungen entstanden sein, welche über die Wasserfläche aufragten. Mit jedem weiteren Ansteigen wurde das ganze Wasser-Areal mit neuen Sediment-Schichten bedeckt, und die Bildung von festem Land über

dem Wasserspiegel griff weiter aufwärts. Jetzt scheint ein Schwanken des Meeresspiegels seit langer Zeit nicht mehr stattgefunden zu haben 1). Die Verlandung schreitet seewärts fort; am meisten in demjenigen Theil, welcher von dem betreffs der Sediment-Führung weitaus vorwaltenden Strom, dem Hsi- kiang, beherrscht wird. Die Entstehung der zahlreichen Canal-Verzweigungen dürfte ihre Erklärung in denselben Vorgängen finden, wie wir sie aus jedem Delta kennen ; nämlich in dem Seichterwerden der Haupt-Canäle an einzelnen Stellen, wodurch eine Stauung der herabkommenden Gewässer eintritt. Die Schwellung der Flüsse

zur Fluthzeit musste die Tendenz der Ablenkung des Wassers in seitliche Canäle vermehren.

Die Stadt Canton. Das Mündungsgebiet des Hsi-kiang hat früh den Handel an sich gezogen. Wir erfahren aus chinesischen Quellen, dass schon

in den letzten Zeiten der Tshóu-Dynastie eine an der Stelle des heutigen Canton stehende Stadt zum Schutz gegen die Einfälle der Tongkinesen mit Holz-Stockaden

1) [Der Vergleich dieser Stelle mit der Erörterung der Niveau-Verschiebungen an der Küste im vorigen Capitel (s. oben, S. 403f., mit Anm.) beweist aufs Neue die Nothwendigkeit eingehender Untersuchung dieser Frage.]