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0368 China : vol.3
China : vol.3 / Page 368 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VI. CAPITEL. DAS GEBIRGSGEFUEGE IN TIBET.

DRITTER ABSCHNITT.

DAS NORDWESTLICHE RANDGEBIRGE VON TIBET.

Die überraschendste Entdeckung im Bereich des Tibetischen Hochlandes war die des Altyn-tagh. PRJEWALSKI brachte 1877 von seiner Reise nach dem Lop-nor die Kunde zurück, dass südlich von dem Becken, in welches der Tarym sich jetzt ergiesst und verliert, ein imposanter Wall mit ungefähr südwestlicher Streichrichtung aufsteige. Bis dahin hatte man nur Gebirgszüge von Kwenlun-Richtung gekannt. Einer von ihnen, bei Khotan, senkte sich mit seinem nördlichen Fuss unmittelbar in das Tayym-Becken hinab. Es lag nahe, anzunehmen, dass diese mächtige Kette weit nach OzS fortsetze. Die Rolle einer Front-Kette konnte sie freilich dort nicht mehr haben; denn es lagen ihrer ideellen Fortsetzung im Norden noch viele Gebirge, bis zum Nan-shan, vor. Da es sich aber aus PRJEWALSKI's erster Entdeckungsreise ergab, dass weit im Osten das Kwenlun-Streichen die Gebirgswelt beherrsche, und das Gleiche sich für den noch viel weiter östlich gelegenen Tsinling-slzan erweisen liess, so erschien der Schluss gerechtfertigt, dass die Linien des Kwenlun auch für das ganze Zwischengebiet von Khotan bis zu der Querlinie von PRJEWALSKI'S erster Reise, und von dieser nach China hinein, leitend seien. Auf diese Voraussetzung gründete sich die schematische Darstellung des Kwenlun im ersten Band dieses Werks.

Was die neu gefundene Linie des Altyn-tagh bedeute, war zunächst ganz unklar. Denn wenn sie auch bald darauf theoretisch nach Südwesten fortgeführt wurde, um die Begrenzung des Tibetischen Hochlands gegen das Tayyzn - Becken bis nach Kerzya hinab zu bezeichnen, so blieb doch die thatsächliche Kenntniss noch lange Zeit auf den kleinen Theil beschränkt, auf den PRJEWALSKI'S erste Entdeckung sich bezog. Zwar fand KREITNER schon zwei Jahre später eine westsüdwestliche Streichrichtung in den Hügeln bei Tung-hwang;. doch blieb dies noch lange unbekannt, und es war PRJEWALSKI vorbehalten, auf seiner vierten Reise seine eigene Entdeckung selbst fortzuführen und die Thatsache der Fortsetzung eines dem Altyn-tagli entsprechenden Gebirgswalles durch eine Erstreckung von 90o Kilometern, vorn 91 sten bis zum 82 steh Längengrad, nachzuweisen. Die meist stauberfüllte Atmosphäre gestattete ihm allerdings nur, den Grenzwall, an dessen Fuss er reiste, in seinen allgemeinsten Umrissen zu zeichnen. Den Theil zwischen den Meridianen von Tslzeytshen und Keriya nannte er Russische Kette. Nur im Süden des neuen Lop-nor lehrte er auch noch eine weitere Gliederung des Gebirges kennen. Der Tokus-dawan und das »Namenlose Gebirge« erwiesen sich als Parallel-Ketten zum Front-Rand. Nach ihm drangen die Expeditionen von CAREY und DALGLEISII (1888) und Prinz HEINRICH VON ORLÉANS und BONVALOT ( 1889) an derselben Stelle in das Gebirgsland ein, konnten aber gerade hier nichts wesentlich Neues zur Kenntniss beitragen.