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0486 China : vol.3
China : vol.3 / Page 486 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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444 VIII. CAPITEL. BEOBACHTUNGEN AM REISEWEGE IN KWANGTUNG UND HUNAN.

gibt den Namen Tsing-yiin-shan, das »Gebirge der schwarzen Wolken«, welchen ich beibehalten habe.')

Lő-tshang hsiën hat eine schöne Lage am Fuss dieses Gebirges.2) Hier muss das Boot gewechselt werden; denn der Fluss durchbricht das Gebirge in einer an wilden Stromschnellen reichen Schlucht; nur kleine [und sehr flache] Fahrzeuge kann man über dieselben hinweg bringen.

Für 4 km hält [der Kalkstein jenseits der Stadt an. Dann beginnen die Engen, welche ich in zwei Tagereisen durchzog. In der ganzen Strecke ist nur für das Bett des Flusses Raum, das oft nicht mehr als Ioo Fuss [30 ni] breit ist. Eine Stromschnelle folgt der anderen3). Dazwischen sind kurze Strecken ruhigen, zuweilen sehr tiefen Wassers. Die Ufer sind steile Felsen ; darüber aber steigen die Wände mit geringerer Böschung, wenn auch immer noch steil bis auf die Höhen, an. Ein Fusssteig führt ioo bis 5oo Fuss [30-150 ni], über dem Fluss hin. Im Gegensatz zu den Schluchten am Péi-kiang ist hier die Vegetation ungemein üppig. Die Hälfte der Gehänge ist mit Coniferen bewachsen. Zum ersten Mal in China sah ich hier eine geregelte Forst w i r t h s c h a f t. Es ist ein zwanzigjähriger Umtrieb. In diesem Alter werden die Bestände geschlagen ; die Stämme werden geschält, zu Flössen verbunden und nach Canton hinab geschwemmt. Nachdem die Fläche gereinigt und abgebrannt ist, wird eine neue Schonung mit regelmässiger Reihenpflanzung angelegt. Man sieht die verschiedenalterigen Bestände in geradlinig begrenzten Feldern neben einander. Allerdings gestattet man der spontanen Vegetation die freiste Entfaltung. Die Kiefern erheben sich aus einem Dickicht von Sträuchern, hohen Gräsern, Schlingpflanzen und Farnkräutern. Besonders von den Letzteren findet sich eine grosse Mannigfaltigkeit von Formen. Häusergruppen in verschiedenen Höhen geben der Schlucht ein belebtes Ansehen. Man ist erstaunt, an so steilen Gehängen so viele Menschen leben zu sehen.

Am ersten Tage kam ich bis Ki-mönn, wo der Fluss von seinem bisherigen West-Ost—Lauf (von oben her gerechnet) scharf nach Süd umbiegt. Jenseits hat die Scenerie den Charakter grossartiger Wildheit. Der Fluss durchschneidet die Schichten des Sands t ein s. Diese fallen bald flach ein, bald starren sie senkrecht in die Höhe, bald verfolgt man ihre Windungen. Der Pflanzenwuchs wird noch üppiger. Dichtes Schlinggewächs hängt oft 6o bis 8o Fuss über eine Felswand herab ; zuweilen ganz frei, wenn der Fels selbst überhängt. Bananen und Ficus-Arten geben der Vegetation einen etwas tropischen Charakter, zu dem die Nadelhölzer einen wirkungsvollen Contrast bilden. Der Fluss [über den die nahen Gipfel etwa 3000 Fuss (goo m) aufragen], macht starke Windungen und ist hier von den bedeutendsten Stromschnellen besetzt. Pfeilschnell schiessen an solchen Stellen die von oben kommenden Boote in der brausenden Fluth zwischen den wild durch einander geworfenen Felsblöcken hinab, während andere langsam und mit schwerer Arbeit aufwärts gezogen werden und sich jeden Schritt erobern müssen. An fünfzig Fahrzeuge kamen an dem einen Tage von oben her ; Dies ist die schwerere und gefährlichere Fahrt, und fast täglich sollen Unglücksfälle vorkommen. Aufwärts ist die Fahrt mühsam, bietet aber weniger Gefahren.

Die Stromschnellen werden hier nicht, wie gewöhnlich bei den Flüssen China's, durch Felsklippen verursacht, sondern durch Anhäufungen grosser Blöcke, welche von Abrutschungen herrühren und dem Fluss den Weg versperren. Das gleichmässige Gefälle, welches der Fluss

(Grosser Berg, Nord-Berg, Süd-Berg) und dergleichen. Ebenso verhält es sich mit den Flüssen Der Wu-shui hiess bei den Einwohnern nur Ta-kiang (Grosser Fluss), im Gegensatz zu seinen kleinen Nebenflüssen. Die Schifffahrer wenden fast nur Namen nach Oertlichkeiten an ; so heisst derselbe Fluss Yang-ki-hő unterhalb Yang ki, Lő-h6 unterhalb und bei Lő-tshang-hsiën, usw.

  1. [Dies ist das Gebirge, das oben (S. 400) als ein Theil der »Axen-Kette« des Südöstlichen China erwähnt wurde.]

  2. [ Vergl. die Anmerkung 3, S. 443.]

  3. Die ganze Strecke wird mit dem häufig gebräuchlichen Namen Shi pa-tan, »die 18 Stromschnellen« bezeichnet; die Zahl 18 ist der nur für diese Kategorie von Erscheinungen

wiederkehrende Ausdruck für »viele«. Die einzelnen Stromschnellen dieses Durchbruchs haben dann noch ihre Sondernamen; es folgen der Reihe nach: Mau-örr-tan, Hsiau-ting-tan, Ta-ting-tan, Hsiau-wönn-tan, Ta-wönn-tan, Kwéi-san-tan, SH-hsia-tan, Yü liang tan, Pai-shi-tan, Lau pu-tan, Shuij5u-tan, Hsin-lu-tan, Wéi-tu-tan, Niu-wéi-tan, Niu-shi-tan.