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0275 China : vol.3
China : vol.3 / Page 275 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DIE BESIEDLUNG DER EBENE.

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Kiung-tshóu, Han-tshóu und Slzzvang-liu-hsiën, beträchtlich mehr. Die gleichmässige Verbreitung der Städte erlaubt den Schluss, dass auch die Bevölkerung gleichmässig vertheilt ist. Wahrscheinlich würde eine genaue Statistik höhere Zahlen ergeben als meine Schätzung ').

Geschichtliche s. — Ein so reich gesegnetes, abgeschlossenes Land fern von allen älteren Hauptsitzen der chinesischen Cultur war von der Natur dazu bestimmt, schon in frühester Zeit ein Cultur-Centrum für die weiten, sich umher ausbreitenden Hügel- und Gebirgsländer zu bilden. Ich habe bei der Betrachtung des Buches Yü-kung zu zeigen versucht,2) dass vermuthlich ein Verkehr zwischen diesem Ort und der im Thal des Wéi erwachsenen chinesischen Macht sich schon im fernen Alterthum entwickelt hat und dass die Chinesen als Colonisten den Ackerbau dorthin verpflanzten. Es war dort gesagt worden, dass die »Ebene von Min« angebaut wurde, und es ergab sich als wahrscheinlich, dass dies keine andere sein konnte als das Land von Tshöng-tu fu. Als bald darauf das Westland für die Chinesen verloren ging und durch zwei Jahrtausende wahrscheinlich nur Handelsbeziehungen stattfanden, mag die Cultur hier aus jenen Keimen sich weiter entwickelt haben, bis Kaiser TSIN-SHI-HWANG-TI durch List das Land wieder eroberte 3). Seitdem hat es eine Reihe wechselnder Schicksale gehabt, und kaum eine andere Gegend von China hat so entsetzliche Verwüstungen erlitten wie die Provinz Sz'tshwan. Aber immer erhob sich Tshöng-tu-fu schnell wieder zum Sitz der Macht, des Reichthums und der Cultur.

Der erste Europäer, welcher uns darüber Nachricht gibt, ist MARCO POLO. Er schreibt 4) : »Wenn ihr nun diese 20 Tage westwärts durch die Berge gereist seid, wie ich erzählt habe, dann kommt ihr nach einer Ebene, die zu einer Provinz gehört, welche man Sindafu nennt. Sie liegt noch an den Grenzen von Manzi, und ihre Hauptstadt heisst auch Sindafu. In einstigen Zeiten war dies eine reiche und edle Stadt, und die Könige, welche dort herrschten, waren sehr gross und reich. Sie hat gute zwanzig Meilen im Umfang, aber ist eingetheilt in der Art, wie ich es euch sagen werde.« Er beschreibt dann, dass in früher Zeit ein König drei Söhne zurückliess und die Stadt in drei Theile theilen liess, damit jeder Sohn einen davon haben sollte ; jeder Theil sei dann für sich besonders mit einer Mauer umgeben

  1. [Die Einwohnerzahl von Tshöng-tu fu wird sehr verschieden angegeben. Die Chinesen sprechen von einer runden Million, die neueren euroj5äischen Reisenden nehmen meist 4-500 000 an. Aehnlich schwanken die Zahlen für die anderen, kleineren Städte, und haben also, ebenso wie die ganze Berechnung, nur den Werth roher Schätzungen, z. B.. Han-tshóu 43 000 (LITToN), 6o 000 (BETZ) ; Pöng hsiën 120 000 (JACK) ; Miën-tshu-hsiën (ohne Vorstädte) zoo 000 (JACK) ; Miëntshóu 30 000 (BETZ), 6o 000 (LITTON); Lo-kiang-hsiën 3o 000 (BETz) ; Kwan-hsiën 3o 000 (HoslE), 40 000 (WATSON) ; Tö yang hsiën 1S 000 (LITTON, BETZ). Uebrigens kommt die Schätzung der Gesammtbewohnerzahl der Ebene auf 4 Millionen ziemlich überein. Die » Mission Lyonnaise « (S. 125) hob hervor, dass sich von Tshöng tu fu bis Pöng-shan-hsiën im Süden und bis Miën-tshóu im Norden längs der grossen Strasse eine fast ununterbrochene Häuserreihe erstrecke.)

  2. [S. Bd. I, S. 360f]

  3. [S. hier, S. 22 mit Anm. z und 2.]

  4. [S. YULE : The book of Ser Marco Polo, 2. Ausg. (1874), vol. II, S. 29A