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0712 China : vol.3
China : vol.3 / Page 712 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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XII. CAPITEL. BEOBACHTUNGEN IN TSHAKIANG UND NGANHWÉI.

Ich gebe zuerst eine Skizze der Oertlichkeiten. Von Snowy Valley ging ich nach dem Fuss des grossen Wasserfalls, und dann in einer engen Schlucht abwärts nach dem 9oo Fuss [270 rn] unter dem Tempel gelegenen Dorf Ting hsia. Von hier kann man auf Flössen, die aus Bambus-Stangen mit vorn aufgebogenen Enden bestehen, nach Kiang-kóu (Kong-kurh der Fremden) und dann zu Boot nach Ningj5o hinab fahren. Auch auf dem Hauptfluss, den ich um den östlichen Ausläufer eines langen und hohen Gebirges herum bald erreichte, verkehren Bambus-Flösse. Ich folgte demselben nun bis zu seinem Ursprung. Der Thalboden ist breit und für Reis-Cultur benutzt. Von Kiu-köng sz' an wird der Charakter des Thales schluchtartig. Bei dem Pass Tsiënkiai-ling') verliess ich das Gebiet des nordöstlich gerichteten Flusses von Ningj5o und hatte nun eine Reihe ost-westlich gerichteter Bäche zu überschreiten, welche sich in dem weiten Alluvial-Becken von Hsin-tshang hsiën und Tshöng hsiën mit dem nach Norden gerichteten Yen-ki vereinigen. Sechs G e b i r g s r ü c k en mussten in dieser Strecke verquert werden. Die Wasserscheide erreichte ich am Pass San-wan-ling und kam nun in das Quellgebiet des nach Südost gerichteten Pai-shu-ki,2) der in die grosse Bai von San-mönn mündet. Ich verliess es am Pass Pai-shu-ling, von wo mein Weg der Wasserscheide zwischen einem nordwestlich, nach Tshöng hsiën, gerichteten Fluss und verschiedenen kleinen Zuflüssen des nach Süden strömenden Ta-ki3) folgte. Dann erst trat ich ganz in das obere Gebiet dieses Flusses ein.

Da die ganze Strecke gebirgig ist und nirgends auch nur die geringste Alluvial-Ausbreitung sich findet, so ist die Unbequemlichkeit des fortdauernden An- und Absteigens leicht zu verstehen, obgleich die Gebirge nur etwa 2000 Fuss [óoo m] hoch sind. Der Weg setzt sich aus Theilstrecken zusammen, welche anderen Verkehrslinien angehören, und wird selten in grösserer Ausdehnung benutzt. Zum Nachtlager dienten hier, wie im weiteren Verfolg der Reise, meist Tempel, welche man von Zeit zu Zeit am Wege trifft. Manche stehen allein ; öfter gehören sie zu den Dörfern. In der Regel sind sie sehr ärmlich. Den Eingang bildet ein Thor und eine Durchgangshalle, in welcher bunt bemalte Riesenfiguren phantastischer Tempelhüter stehen. Gegenüber erblickt man eine nach vorn offene Halle mit dem Buddha und einigen Götzen, denen oft Kopf, Hände oder Füsse fehlen. An den Seiten stehen zwei niedrige Häuser, in denen die lebenden Tempelwärter mit ihren Familien wohnen. Man meidet sie wegen ihrer Unsauberkeit und schlägt die Lagerstätte am Besten in der Tempelhalle auf. Die Götzen eignen sich gut, um an langen Schnüren die Moskito-Netze zu halten. Hausgeräth ist nicht vorhanden, doch kann man es sich aus darauf berechneten Gepäckstücken leicht herstellen. Diese Nachtlager haben den Vortheil, dass man meist von der sonst so häufig belästigenden, gaffenden Volksmenge frei bleibt. Gasthäuser oder Theehäuser gibt es in dieser Gegend nicht, obwohl nur selten eins der zahlreichen Thäler ohne ein Dorf ist. Dagegen besteht eine ausgezeichnete Einrichtung darin, dass in einem Abstand von je 5 li eine Station für Lastträger errichtet ist. Es ist eine über dem Weg oder neben ihm angebrachte kleine schmutzige Halle, mit einigen Götzenbildern und einer Widmungstafel. Hier kann sich jeder Vorübergehende nach Bedarf und kostenlos an Thee erfrischen. Freilich ist das Getränk ein Hohn auf diesen Namen. Ein unsauberes grosses irdenes Gefäss enthält einen trüben lauwarmen Aufguss, bei welchem die Theeblätter eine untergeordnete Rolle spielen. Den Haupt-Bestandtheil bildet ein seiner Art nach mir nicht bekanntes getrocknetes Kraut, dessen Aufguss einen nicht unangenehmen, etwas bitterlichen und medicinischen Geschmack hat und recht erquickend ist. Man schöpft mittelst einer Tasse oder eines an einem Stiel befestigten Bambus-Gefässes. Wenn man an einem Tag, an welchem die Temperatur bis 33 ° oder 35 ° C. steigt und das Hygrometer einen hohen Feuchtigkeitsgehalt der Luft anzeigen würde, in glühender Sonnenhitze gewandert ist, verliert man jedes Gefühl für das Unappetitliche der Einrichtung und schlürft mit Behagen die trübe Flüssigkeit. Diese Stationshallen gehören zu den mancherlei gemeinnützigen Einrichtungen, durch welche China sich auszeichnet. Sie sind meist die Stiftung eines Wohithäters, ähnlich

  1. [Das Tagebuch gibt dem auf dem Pass selbst gelegenen gleichnamigen Dorf eine absolute Höhe von óoo bis 7oo Fuss (18o-2oo m).]

  2. [Im Manuscript stand Pai-tshu-ki. Es ist aber anzunehmen, dass der Bach den gleichen Namen führt wie der benachbarte Pass, der im Text und auf der Karte Pai-shu-ling geschrieben ist.]

  3. [So auf der Karte. Der Text hatte Tu-ki.]