National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0745 China : vol.3
China : vol.3 / Page 745 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000260
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

q

DER SEE TAI-HU.

70I

Linken im Westen ; nur an einer Stelle ragen kleine Hügel aus weisslichem Q u a r z p o r p h y r zu beiden Seiten des Canals auf. Die Ebene ist in reicher Cultur. Besonders wird viel Seidenzucht betrieben ; alle Dämme und erhöhten Stellen sind mit Maulbeer-Bäumen besetzt. Doch hatten sich erst wenige Orte von der Verwüstung durch die Taiping erholt.

Der See Ta i - h u ist ein grosses Wasserbecken. Sein Durchmesser von Süd nach Nord beträgt 4o g. M. [74 km], ebenso viel die grösste Breite.') Die Tiefe soll an wenigen Stellen mehr als 5 bis 6 Fuss [1,5-1,8 nr] betragen. Diese Eigenthümlichkeit macht die Stürme auf dem See sehr gefährlich. Die Wellenthäler erreichen dann oft den schlammigen Boden; die Schiffe schlagen an diesen an, und kentern entweder, oder, da sie im Fortschreiten mit der Wellenbewegung gehemmt sind, schlägt die nächste Welle über sie hinweg. Man darf daher den See eigentlich nur mit flach gehenden und doch auf dem Kiel gebauten Segelbooten befahren, und nur ungern wagen sich die Schiffer mit einem Passagierboot, wie das meinige war, darauf. Die Ufer sind zum Theil, mit Ausnahme einer Strecke des westlichen Gestades, sehr flach und werden meilenweit durch eine breite Zone mit hohem Schilf bewachsenen Sumpfes eingenommen. Es liegen daher keine Städte unmittelbar daran, sondern stets erst in einiger Entfernung vom Ufer, und die Haupt-Verkehrsstrassen führen nicht durch den See, sondern auf Canälen um ihn herum. In jener Sumpfzone ankerte ich am Abend des zweiten Tages, von Hang tshóufu aus gerechnet.

Im See liegen mehrere Inseln. Ihre Zahl und genaue Lage sind nicht bekannt, da eine Karte des Seees noch nicht hergestellt worden ist. Sie scheinen sämmtlich bergig zu sein. Da sie, ebenso wie die Inselberge in der daran sich schliessenden Grossen Ebene, die Gipfel eines unter den Alluvionen versenkten Berglandes darstellen, so ist ihre geologische Zusammensetzung von besonderem Interesse. KINGSMILL hatte sie früher besucht und in ihren Schichtgebilden Theile der »grossen devonischen Formation« 2), mit der PUMPELLY den grössten Theil

von China erfüllt hatte, zu erblicken geglaubt.   Versteinerungen hatte er nicht gefunden.
Gewisse Sandsteine hatte er nach dem Namen der Haupt-Inseln als » Tungtingg-rits« bezeichnet und dieselben in allen Sandsteinen, welche er nachmals in China antraf, wieder zu finden geglaubt. Die Untersuchung der Inseln war mir daher von besonderem Werth. Das Ergebniss war über Erwarten günstig, da ich einen grossen Reichthum an Versteinerungen fand. Es waren die ersten, denen ich in China begegnete, und sie gaben eine sichere Altersbestimmung.

Es scheint, dass alle Inseln, auch die kleinsten, bewohnt sind. Die Bevölkerung betreibt vorwaltend Fischfang und Seidenzucht. An den Häusern erkennt man den Uebergang aus dem reinlichen Tshékiang nach Kiangsu, dessen Bewohner an Sauberkeit und Ordnung wie an Liebenswürdigkeit des Charakters hinter denen jener Provinz zurück stehen. Die Häuser auf den Inseln erinnern an Italien. Sie sind massiv aus Stein gebaut und mit schwarzen Hohlziegeln gedeckt; die weisse Betünchung aber, mit welcher jedes einmal bekleidet gewesen ist, erscheint mit dem Russ und Schmutz von Generationen bedeckt. Bei den Häusern stehen Orangenbäume und Diosyyros Kaki; doch tragen die Ersteren nur eine untergeordnete Art von Mandarin-Orangen. In weiterer Umgebung steigen die Maulbeerbaum-Gärten in aufgemauerten Terrassen an ; enge Pfade winden sich zwischen hohen Mauern, die dicht überwachsen sind. Unter den in regelmässigen Reihen stehenden Bäumen werden Gemüse und Bohnen gebaut. Doch beschränkt sich die Cultur auf die unteren, bewässerbaren Theile der Gehänge. Höher hinauf sind die Hügel unbenutzt. Der reiche Graswuchs, welcher sie bedeckt, geht fast ganz verloren.

Die kleine Insel Hs i - s h a n , auf welcher ich zuerst landete, besteht aus klotzigen Q u a r z i t en, deren Lagerung mir nicht klar wurde. Dann fuhr ich nach Tu ng- Tu ng- t i ngs h a n , der östlichen von zwei gleichnamigen Inseln [s. Fig. 89]. Sie erstreckt sich als ein einziger, 600 Fuss [18o m] hoher Bergrücken mit geringer Breite beinahe 6 g. M. [11 km] von SW nach NO und besteht aus festen weissen, zuweilen gelblichen und röthlichen Quarz s a n d steinen, welche 15 ° bis 25 ° NW fallen. Die südöstlichen Gehänge zeigen daher schroffe Abbrüche der Schichtenköpfe. Dies sind die Tungting-Sandsteine von KINGSMILL.

  1. [Ein anderes Manuscrijlt gibt die beiden Durchmesser zu 10 bezw. 7,8 (deutschen) Meilen, das Areal zu etwa 6o Quadratmeilen an. Die letzte Zahl würde rund 3000 qkm bedeuten, während die Angabe von 40 g. M. Durchmesser oben im Text bei Annahme einer ungefähren Kreisform bereits mindestens ¢000 qkm ergeben würde.]

  2. [KINGSMILL in Journ. North China Branch Asiatic Soc., vol. III (1866), S. 95f]