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0035 China : vol.1
China : vol.1 / Page 35 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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UEBERSICHT DER REISEN DES VERFASSERS IN CHINA.

XXIX

Kräfte für einige Jahre zu widmen. BLAKISTON und PUMPELLY, wenn sie sich auch von Shanghai aus nur auf den Wasserwegen bewegt hatten , und die Ausflüge des Letztgenannten von Peking aus nur Gebiete von geringer Ausdehnung berührten, hatten doch gezeigt , dass das Reisen in China nicht unmöglich sei.

Erst am 3osten Juli 1 868 vermochte ich meinen Entschluss mit Bestimmtheit zu fassen , und schon am 3ten August verliess ich San Francisco auf dem Dampfer » Japan«. Es war eben an die Stelle des Hon. ANSON BURLINGAME, welcher im Dienst der chinesischen Regierung die durch ihn bekannt gewordene Gesandtschaft nach Europa begleitete , der mir befreundete Hon. J. ROSS BROWNE als americanischer Gesandter für China ernannt worden. Er nahm grosses Interesse an meinen Plänen , und ich verdanke ihm die Beschleunigung meiner Abreise. Wir machten die Fahrt nach China gemeinsam. Am 26sten August sah ich Yokohama wieder ; am 5ten September langte ich in Shanghai an. Ich hatte keine Gelegen-

' heit gehabt , mich mit der Literatur über China bekannt zu machen , und nicht ohne Bangigkeit stand ich an der Pforte des ungeheuren Reiches , dessen Erforschung durch einen Einzelnen ein verwegenes Unternehmen schien. Riesengross dehnte es sich aus , bis in den unendlichen unbekannten Westen ; und wenn ich bedachte , wie alle Länder von Europa , mit Ausnahme von Russland , in dem einen Land China Platz finden würden ; wie schwer es , wenn man über dieselben eine geographische Literatur nicht besässe , sein würde , in einigen Jahren , selbst mit Hilfe der Eisenbahnen , ein Bild ihrer Bodengestaltung zu gewinnen ; wie viel grösser die Schwierigkeiten sein müssen , wenn man auf langsames Reisen unter Beschwerden und Gefahren angewiesen ist und die Sprache des Volkes nicht kennt, so glaubte ich meine Ziele zu hoch gestellt zu haben. Es handelte sich ja nicht um die einfache Zurücklegung eines einzigen grossen Weges durch völlig unbekanntes Land , wie bei den kühnen Reisenden in Central-Africa , Australien, und selbst noch in der Mongolei ; sondern China sollte mir das Object einer geologischen Studie sein. -Noch hatte ich keine Ahnung , wie man es anzustellen habe, um in das Innere zu reisen , und wohin ich mich am zweckmässigsten zuerst wenden würde ; denn die wenigen Missionare , welche Ausflüge unternommen hatten, waren nicht in Shanghai. Allein ich ging ohne Verzug an's Werk , und bald stand mir meine Aufgabe klar vor Augen. Ehe ich in der Skizzirung meiner Reisen fortfahre , sei es mir gestattet , diese Aufgabe bestimmter darzustellen.

Die Geschichte der Kenntniss on China seit dem Jahr 1517, wie ich sie auf S. 645 bis 726 dieses Bandes zu zeichnen versucht habe , zeigt uns , dass das Land nicht nur von seinen Bewohnern mit ausserordentlicher Gründlichkeit studirt und im Detail beschrieben worden ist, sondern dass es auch durch Jahrhunderte der Gegenstand der Erforschung durch wohlgeschulte und eifrige Männer von europäischer Bildung, die theils im Lande selbst ansässig waren, theils in der Heimath ihren Studien oblagen, gewesen ist. Es giebt in der That, ausserhalb Europa und den Vereinigten Staaten von Nord - America , wenige Länder von ähnlicher Ausdehnung , über welche eine so umfangreiche und vielseitige , einheimische sowol als fremde Literatur existirt, und welche bis in die untersten Verwaltungsbezirke in solchem Maass der Gegenstand sorgfältiger kartographischer Darstellung gewesen sind , als China. Wenn man diese Karten , mit ihren tausenden von Ortsnamen, der Einzeichnung der Flusssysteme bis in ihre scheinbar letzten Verzweigungen und, soweit es die in Europa erschienenen betrifft, ihren detaillirten Gebirgen betrachtet , so sollte man glauben , ein genau bekanntes Land vor sich zu haben, in welchem eine Vermehrung der Kenntniss nur durch Einfügung weiterer Details