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0804 China : vol.1
China : vol.1 / Page 804 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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7 3 2   DIE HEUTIGEN AUFGABFN DER WISSENSCHAFTLICHEN GEOGRAPHIE.

verschiedenen Richtungen hin in logischer Folgerung sich emporgliedernden Wissenschaft verlieren und selbst nur, ähnlich wie es oft der Statistik ergeht , der Ausdruck einer Methode werden könnte, um Thatsachen aus der Geophysik, der Klimatologie, der Botanik, Zoologie u. s. w. anzuordnen. Wo sie selbst nur eine Methode i s t , da ist aber ihre Individualität verloren ; denn was eine Wissenschaft als eigenartig kennzeichnet, auch wo sie das Material ganz aus anderen Wissenschaften entnimmt, ist, dass sie ihre eigene Methode besitzt. Dieselbe besteht für die Geographie, wie wir sie eben gekennzeichnet haben, in der unausgesetzten Betrachtung der causalen Wechselbeziehungen zwischen der Erdoberfläche nach ihren verschiedenen angeführten Gesichtspunkten , der Geophysik und dem Luftmeer einerseits, und zwischen diesen Elementen und der organischen Welt im weitesten Umfang andererseits 1). An der Hand dieser Methode, wenn sie die Form und Zusammensetzung des Bodens und deren Wechselbeziehungen als ihre eigentliche Grundlage unverriickbar im Auge behält, kann die Geographie erobernd in andere Gebiete eindringen und durch sie hindurch , mit deren Material beladen , noch fernere. Gebiete betreten, und wird sich doch durch die Art, wie sie den ihr gebotenen Stoff behandelt, dessen Besitz sichern, wie sie auch umgekehrt gestatten wird, die Selbstständigkeit anderer Wissenschaften, z. B. der Staatenkunde und der Ethnographie, die häufig in ihrem ganzen Umfang der Geographie zugewiesen werden und wegen des conventionell gewordenen Gebrauches jetzt auch kaum zu gutem Zweck daraus entfernt werden können, in ein klares Licht zu setzen.

Das mit diesem Band begonnene Werk, für das die genannten Principien maassgebend sein werden, wird beitragen müssen, zu zeigen, in wie weit dieselben richtig sind. Doch wage ich mich der Hoffnung hinzugeben, bereits in der ersten Abtheilung dieses Bandes bewiesen zu haben , dass der Charakter Central-Asiens, sein Gegensatz zu den umgebenden Lösslandschaften einerseits und zu den peri-

pherischen Ländern andererseits, ebenso wie die Gliederung seines Gebirgsgerüstes, nicht durch die blosse Kenntniss der Oberflächenformen und ihrer Wechselwirkung mit den klimatischen Verhältnissen verstanden werden können, sondern dass dazu die geologische Betrachtungsweise als sicheres Fundament unentbehrlich ist , und dass erst auf der darauf begründeten Anschauungsweise in weiterer Folgerung die historische Geographie dieser weiten Landstriche , die Gegensätze zwischen Nomaden-

Was RITTER unter dem Namen »vergleichende Erdkunde« in's Leben rief, beruht auf der Methode der causalen Wechselbeziehungen, wenn er sie auch mit dem schwächeren Ausdruck »Vergleichung« benannte und nicht in ihrem ganzen heute anzustrebenden Umfang anzuwenden vermochte. Weniger philosophisch und tief fasste OSCAR PESCHEL den Begriff, indem er die Aufgabe der vergleichenden Geographie in dem »Aufsuchen der Aehnlichkeiten in der Natur, wie sie uns vom Landkartenzeichner dargestellt wird«, erblickt. Sein grosser Geist hat (lie »Neuen Probleme« zu einem der anziehendsten Bucher der geographischen Literatur gemacht ; aber höhere Ziele verfolgten RITTER und HUMBOLDT, welchen das grosse Verdienst der Begründung der genannten Wissenschaft nicht entrissen werden kann. Allerdings berechtigen PESCHEL'S spätere Arbeiten zu der Vermuthung, dass , wenn sein thatenreiches Leben nicht ein frühzeitiges Ende gefunden hätte , er die engen Schranken seiner eigenen Definition

durchbrochen und die Geographie zu einem neuen, von hohen Anschauungen getragenen Standpunkt geführt haben würde.

hl