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0717 China : vol.1
China : vol.1 / Page 717 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DIE PORTUGIESEN IN CHINA.

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Denn da die Portugiesen sich für mehrere Jahre im Süden nicht sehen lassen durften , gingen sie nördlicher , nach N i n g - p o , das sie Liampo nannten 1 . Seit langer Zeit war diese Stadt durch die Seetüchtigkeit, das kaufmännische Talent und die Betriebsamkeit ihrer Bewohner blühend gewesen. Sie war jetzt der Haupthafen für die Schiffe von China, Borneo, Siam und Liukiu, und theilte sich offenbar mit Canton in die Rolle des früheren Zaytoll Nun kamen dazu die Portugiesen, welche durch die seltsamen Waaren, die sie brachten , wie durch die Bedürfnisse für den Export nach Europa, einen gewinnbringenden Handel versprachen , und vorn Jahr 1542 an entwickelte sich überdies von Ning-po aus ein lebhafter Verkehr mit Japan. Die Portugiesen mochten nun etwas mehr Klugheit gewonnen haben ; denn es gelang ihnen , eine Niederlassung zu gründen , welche schnell anwuchs und nach zwanzig Jahren zwei Kirchen , ein Rathhaus , zwei Hospitäler und einige hundert Privathäuser gezählt haben soll. Obgleich China unterworfen , hatte die neue Colonie ihre eigene Municipalität. Allein ihre Bewohner waren grossentheils rohe Abenteurer, welche von vorn herein den durch ihre Sanftmuth ausgezeichneten Bewohnern von Ning-po den ungünstigsten Begriff von dem Charakter ihrer neuen Handelsfreunde beibrachten. Der vielgelesene Bericht von FERNAND MENDES PINTO, ein Meer von Lügen, in dem man einige Inseln von Wahrheit erspäht 2) , gibt den besten Begriff von dem moralischen Standpunkt eines gewiss nicht unbedeutenden Theiles derjenigen, welche damals nach China gingen. Dazu kamen vielfache Klagen über Betrügereien ; die Unzufriedenheit der Eingeborenen wuchs, bis sie die von den Portugiesen gebotenen Handelsvortheile überwog und darin gipfelte, dass der Provincialgouverneur die Zerstörung der Niederlassung anordnete. Das Ereigniss wird verschieden in die Jahre 1542 und 1545 versetzt. Wenn gesagt wird , dass dabei 12000 Christen umgekommen seien , unter denen sich 800 Portugiesen befunden hätten , so ist es schwer , diesen Zahlen , insbesondere der ersteren, Glauben zu schenken ; auch sollen 25 Schiffe verbrannt worden sein.

Schon MASCAREN HAS hatte die Aufmerksamkeit auf Tslaiu-tslzu (T s ü é n t s h ó u - f u) gerichtet, und dorthin wurde nun die nördliche portugiesische Niederlassung verlegt. Sie hatte bei den zu Acten der Rohheit stets aufgelegten Bewohnern dieses Theiles der Provinz Fo-kiën einen weit schwierigeren Boden als in Ning-po. Daher war ihre Existenz kurz bemessen. Bereits im Jahr 1549 erfolgte ein Ueberfall , wobei fünfzehn Schiffe verbrannt und von 500 Portugiesen nur 3o

entronnen sein sollen.   Diese flüchteten und landeten auf der Insel Lampacao
(Lang-pe-kóu` in der Nähe von Macao. Schon vorher hatten die Portugiesen es möglich gemacht , in der Nähe von Canton , dessen Bewohner dem Fremdhandel besonders zugeneigt waren, wieder festen Fuss zu fassen, und im Jahr 1537 besassen

i) Ning-po wird auch jetzt im Provincialdialect Lirapo ausgesprochen.

z) Das Werk wurde unter dem Titel : Peregrinay'åo de Fe   o Me n de s P i n to im Jahr 1416 zu
Lissabon gedruckt. Eine deutsche Bearbeitung erschien in Jena im Jahr 1868. Das Buch hat, trotz der Dreistigkeit , mit der PINTO die unerhörtesten Angaben erfindet, viel Interesse, weil ein rother Faden wirklicher Erlebnisse und richtiger Beobachtungen über die mannigfaltigsten Dinge sich hindurchzieht, und das Sittenbild eines abenteuernden Seefahrers jener Zeit in lebhaften Farben gezeichnet ist.

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