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0309 China : vol.1
China : vol.1 / Page 309 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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GEBIRGSZUG DES TANG-LA.

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die Höhe der Gebirge lassen sich nur Vermuthungen aufstellen. Den Zusammenfluss des Naptshitai mit dem Murui-ussu fand PRJEWALSKI 4007 Meter hoch. Da nun die Quelle des letzteren 280 g. Meilen westlich davon liegt, und der Fluss mit Einschluss seiner Windungen wol 35o g. M. von ihr aus zurückgelegt haben dürfte, so müssen wir für seinen Ursprung eine beträchtlich grössere Höhe annehmen, uhd werden diejenige der Gebirge fast auf den Betrag der Kammhöhe des westlichen Kwen-lun veranschlagen dürfen.

Kehren wir, ehe wir diese Gruppe hoher Parallelketten näher betrachten, den Blick nach der Gegend im Süden derselben, so zeigt sich eine ganz andere Anordnung der Gebirge, als wir in dem, dem Kwen-lun von Khotan nach derselben Himmelsrichtung vorliegenden Hochgebirgsland fanden. Die Aufmerksamkeit wird hier, wenn man eine detaillirte chinesische Karte betrachtet, durch eine merkwürdige Linie gefesselt. Sie beginnt ungefähr i 1, 2 Grad westlich von Lássa, dort wo die westlichen Quellen der rechten Nebenflüsse des K i - t s h u oder Stromes von Lássa liegen, und zieht nordöstlich fort gegen diejenige Stelle des B r i - t s h u , wo er das Westende der Bayankhara-Kette bespült. Diese Linie, oder vielmehr eine beiderseits sich anschliessende schmale Zone, ist dicht mit den Hauptquellen derjenigen Flüsse besetzt, die sich zu den Riesenströmen des südöstlichen Asien entwickeln. Und zwar entspringen diejenigen, welche sich zu dem vielgewundenen Kitshu vereinigen, sowie diejenigen des Lu-kiang und des Lan-tsang-kiang, welche nach den Auffassungen der Chinesen im S a l w é n und M e- k o n g ihre Fortsetzungen haben, auf der Südost-Seite, während die Zuflüsse des M u r u i - u s s u in langer, von Südwest nach Nordost gerichteter Linie an der Nordwestseite angeordnet sind. Andere Abflüsse nach dieser Seite speisen Steppenseen, insbesondere den grossen Tenggri-nor: und zwei noch ganz im Steppenland gelegene Quellflüsse des Lu-kiang kommen weit von nordwestwärts her und durchbrechen die Zone. Der grösste von ihnen, welcher den mongolischen Namen K h a r a - u s s u führt, entsteht aus der oben (S. 129 beschriebenen Vereinigung von vier Steppenseen.

Diese Verhältnisse deuten auf das Vorhandensein einer gewaltigen Schwelle, welche

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als Gebährerin von Riesenströmen ohne Vergleich dasteht. Sie bildet aber auch eine, der merkwürdigsten Scheiden in der physikalischen Geographie. Denn nordwestlich von ihr breitet sich das öde, mit Steppen und Wüsten bedeckte Hochland von Khor aus, während sich im Südosten ein Gebirgsland weithin erstreckt, das, wie kein anderes von ähnlicher Höhe und Grösse, von tiefen Schluchten durchfurcht- wird. Dort herrscht die vollkommenste Verhüllung der Oberflächenformen durch subaërische Ablagerungen, hier die weitgehendste Auswaschung und Blosslegung. Wahrscheinlich ist die Grenze nicht scharf gezeichnet. Nur allmälig dürfte sich aus der ersteren Form die letztere entwickelt haben, und die Verwandlung an mancher Stelle noch im Werden begriffen sein. Eine derartige Scheide lässt sich nur als ein Gebirge von beträchtlicher relativer Höhe denken, welches im Stande ist, die Feuchtigkeit der von Südosten kommenden Luftströmungen zu condensiren und dieselben trocken über die Steppe streichen zu lassen. Es muss