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0339 China : vol.1
China : vol.1 / Page 339 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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ANSICHTEN DER COMMENTATOREN.

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wand. Weise Maximen in den Ansprachen der Fürsten wechseln mit einem Gemisch höfischer Redensarten und kluger Rathschläge in den Reden der Untergebenen t) . Thatsachen werden dort spärlich , zum Theil in hyperbolischer Form, und oft in nebelhaften Umrissen geboten. Müssen wir immerhin hierin den Stil erblicken, in welchem die gleichzeitigen officiellen Chronisten die Reden aufschrieben, um sie der Nachwelt zu überliefern z) so hätte doch ein einziger Geschichtsschreiber irgend eines Zeitalters , mit Zuhülfenahme der ihm zugänglichen Quellen und Chroniken, vermocht , dieses Gewand für die vorgefundene und im Uebrigen getreu wiedergegebene Geschichte anzufertigen. In Betreff des Stiles des Yu-kung ist dies undenkbar. Jeder Fälscher hätte eine glänzendere Form gesucht.

Abweichende Ansichten über den Inhalt des Yzi-kzrng. — Keiner der chinesischen Classiker ist Gegenstand einer so grossen Zahl von Bearbeitungen und Commentaren gewesen als der Shu-king. Die Zahl der einheimischen Gelehrten, welche sich mit ihm beschäftigt haben, ist Legion. In der SUNG-Dynastie (96o bis 1279) gab es beispielsweise IIo, darunter den berühmten TSHU-HSI (geboren I130), in der YUEN-Dynastie (128o-1367) und MING-Dynastie (1368-1644) 115, und ein Gelehrter des vorigen Jahrhunderts citirt 35o Werke über den Shu-king seit TSHU-HSI , ausser 200 anderen, welche sich mit einzelnen Theilen desselben befassen 3) .

Der erste europäische Gelehrte, welcher ausführlichere Mittheilungen aus dem Inhalt des Shu-king in die europäische Literatur brachte , war der Jesuitenpater MOYRIA DE MAILLAC, mehr bekannt als Père DE MAILLA. Im Jahr 1737 schickte derselbe nach Paris das Manuscript einer Uebersetzung der Geschichte von China, welche eben auf Befehl des Kaisers KANG-HSI von einer Anzahl von Gelehrten geschrieben wurde ; die meisten Bücher des Shu-king sind wörtlich darin aufgenommen. Doch erst 4o Jahre später wurde dasselbe in Paris von GROSIER in einer Reihe von Quartbänden herausgegeben 4) , und es bildet noch heute die Grundlage für jede zusammenhängende Darstellung der Geschichte von China. Nur wenige Jahre später als das vorige scheint ein Manuscript des hochverdienten Jesuitenmis-

I) Ein Beispiel dieses Stils habe ich in einer Anmerkung am Schluss dieses Capitels gegeben.

z) Es ist kein Grund vorhanden, die Annahme der Chinesen zu bezweifeln , dass die Aemter der Chronikenschreiber oder Aufzeichner (Sz') seit der ältesten Zeit an grossen und kleinen Höfen existirten und mit strengster Gewissenhaftigkeit gehandhabt wurden, wenn auch sichere .Beweise für ihre Existenz erst in dem »Ritual der Tsxóu« gegeben sind, welches den bei Gründung dieser Dynastie (Iizz v. Chr.) aufgestellten Codex der Verwaltungsorganisation enthält. Die Aufzeichner hatten unter Anderem die Verordnungen der Fürsten niederzuschreiben. In die stricte Gewissenhaftigkeit dieser Beamten ist stets das festeste Vertrauen gesetzt worden, und CONFUCIUS selbst ertheilt ihnen das höchste Lob. — Betreffs der Existenz und Wahrnehmung des Amtes der Sz' in der Zeit vor der Tsxóu-Dynastie s. die vortreff-

lichen Bemerkungen von LEGGE (Shoo-king, proleg. p. II ff.)

  1. S. LEGGE, Shoo-king, Prolegomuena p. 3z und 34. »Gerade die Schwierigkeiten des Shu-king«, sagt LEGGE, »scheinen die Gelehrten zu fesseln; aber meistentheils wiederholen sie sich einander in trauriger Weise; nur hier und da macht sich einer von der conventionellen Anschauung von Ts1U-xsI frei

und betrachtet das alte Document mit seinen eigenen Augen«.

  1. Histoire générale de la Chine, ou Annales de cet Empire ; traduites du Tong-kien-kang-mou par

DE MAILLA. 13 Bände, Paris 1777-1780.