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0708 China : vol.1
China : vol.1 / Page 708 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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638 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. I 205-1517.

Kreisform hineinzuzwängen. Noch weniger als an den Küsten liess sich die Aufgabe im Inneren des Continentes lösen. Dort erwies sich ein so bedeutender Raum für die Masse des Materials erforderlich , dass die Längenausdehnung bis zur östlichen Peripherie nicht ausreichte , und daher der nöthige Platz in der Richtung der Breite, von Nord nach Süd , geschafft werden musste. Obgleich Asien seiner Grösse nach in nicht unrichtigem Verhältniss dargestellt war , wurde es daher , wie eine Scheibe von plastischem Ton, auf Kosten der Länge in die Höhe ausgedehnt.

Als man in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts eine, Einsicht in die Bedeutung des Gradnetzes von PTOLEMAEUS zu gewinnen begann, musste endlich der Kreis gesprengt werden , welcher bisher das Weltbild einengte. Schon längst war dies durch die Einführung der analytischen Methode vorbereitet worden. Denn als man die Specìalkarten von Meeren , Küstenstrecken und Binnengebieten in wachsendem Umfang aneinandersetzte, musste sich die Erkenntniss Bahn brechen, dass eine richtige Vertheilung der Länder innerhalb des Kreises nicht möglich sei, und sie musste zu grösserer Klarheit kommen, als das Gradnetz von PTOLEMAEUS die wissenschaftliche Methode angab , nach welcher die räumliche Anordnung in untrüglicher Weise geschehen könne. Keine feste Umgrenzungslinie schrieb nun die Form des Bildes vor. Im Anfang ging man , wie es bei so wichtigen Neuerungen gewöhnlich geschieht , zu weit , indem man versuchte , sogar die mit dem Compass aufgenommenen Küstenlinien den astronomischen Ortsangaben von PTOLEMAEUS anzupassen ; denn es wurde dadurch eine Verzerrung der vorher ziemlich richtigen Umrisse einzelner Meere hervorgebracht , und es währte lange Zeit, bis die besseren Verhältnisse wiederhergestellt waren.

Für immer war der Kreis verbannt und die graduirte Karte eingeführt , als. MARTIN BEHAIM im Jahr I492 seinen Erdglobus construirte. Nun war Raum für die Ausdehnung von Asien gegeben, denn nichts war zwischen der Ostküste dieses Continentes und der Westküste Europa's bekannt. Hatte noch FRA MAURO Asien in enge Grenzen von West nach Ost eingezwängt und seine Ländermassen nach Nord und Süd herausquellen lassen , so streckte derselbe Continent sich jetzt, wie eine vom Druck befreite Spiralfeder, in die Länge ; denn er enthielt in der Fülle des durch die vielen Reisen und die Nomenclatur des PTOLEMAEUS angesammelten Stoffes alle Momente einer grossen Elasticität. BEIIAIM verfiel daher in das entgegengesetzte Extrem als seine Vorgänger und gab Asien eine übermässige Erstreckung von West nach Ost. Es ist ein gewaltiger , aber naturgemässer Schritt von der Weltkarte von FRA MAURO zu den allgemeinen Umrissen des bewohnten Landes auf dem Erdglobus von BEIIAIM 1 . Im Wesentlichen ist allerdings die Zeichnung Asien's auf letzterem die Herstellung derjenigen Gestalt dieses Continentes, welche ALBERTUS

1) Das Verdienst des grossen Irrthums, clie Insel von Z i p a n g o (Japan) der Westkdste von Europa auf 90 Grad nahegeruckt zu haben, gebührt allerdings nicht BEIIAIM, sondern ToscANELLI, welcher im Jahr 1484 seine leider verloren gegangene Karte an COLUMBUS einschickte. Auch findet sich eine beträchtliche Längenausdehnung von Asien schon auf einigen älteren Karten, so auf der genuesischen Welt-

karte von 1447, welche im Palazzo Purr' aufbewahrt wird und von LELEWEL (éyilog ue tab. VI.) abgebildet ist.