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0263 China : vol.1
China : vol.1 / Page 263 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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LAND DES OXUS UND VAXA1:TES.

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Oxus und Yaxartes entstehen , über welche nur wenige Nachrichten erhalten sind. Die S a s s a n i d e n nehmen das Land vorn Süden her bis zum Oxus in Besitz, und

in der zweiten Hälfte des siebenten Jahrhunderts dehnen zum zweiten Mal die Chi-

nesen unter der Dynastie der TANG ihre Oberhoheit und staatlichen Einrichtungen bis zum Kaspischen Meer aus. Im 9ten und I oten Jahrhundert finden wir die Chine-

sen hinausgedrängt, und an ihrer Stelle die K h a l i f e n als die Herren des Landes. Ihnen folgt um das Jahr i 000 die türkische Macht der H w é i - h u , und etwas über hundert Jahre nachher das der Mantschurei entsprungene Reich der K a r a- K h i t a n oder L i a u , bis dann im i 3ten Jahrhundert die Eroberungsfluth von DJINGIS-KIIAN sich von Central-Asien über die Dsungarei nach der Aralokaspischen Niederung wälzt und noch über sie hinwegstürmt nach weiteren Ländern. Die Cultursitze wurden zerstört, die Civilisation vernichtet. Bei der Theilung des Reiches fiel West-Turkestan an das Mittelreich T s h a g a t a i , das sich erhielt , bis der Welteroberer TIMUI:, dem Thal von Ferghana am oberen Yaxartes entsprungen, um das Jahr i ._}oo sein grosses Reich von hier aus stiftete. Da er aber den Schwerpunkt desselben nach Indien verlegte, so hatte es keinen Bestand. In Turan zerfiel es in einzelne Khanate, die sich zum Theil bis heute in wechselnder Gestalt erhalten haben.

Das sind die allgemeinsten Züge der politischen Umgestaltungen, die diese Länder im Osten vom Kaspischen Meer und Aralsee erfahren haben. Man darf annehmen , dass jede Strömung ihren Niederschlag hinterlassen hat , und diesem Umstand das bunte Völkergemisch zuzuschreiben ist , das noch VÁMBÉRI' in eine Menge kleiner Einzelstaaten getheit fand. Eine neue Aera begann , als vor wenigen Jahren eine ähnliche Eroberungsfluth, wie so oft in früheren Zeiten, eindrang. Diesmal aber kam sie von Nordwesten her. Bereits haben russische Ansiedler der Bevölkerung ein neues Element hinzugefügt, welches eine höhere Culturentwickelung mit sich bringt.

Kehren wir nach dieser Abschweifung auf ein fremdes, aber mit der Bodengestaltung innig zusammenhängendes Gebiet nach den westlichen Gebirgsausläufern des Tiën-shan zurück. Der kohlenreiche K a r ata u bildet in einer Erstreckung von 200 g. Meilen den nordöstlichen Grenzwall einer Verebnung, die in einem rechtwinkligen Abstand von 17o g. Meilen von einem ihm genau parallelen und ungefähr ebenso weit vorgestreckten Grenzwall , deni N u r a t a u , im Südwesten eingefasst wird. Diese beiden, dem Westnordwest-System angehörenden Züge wurzeln im Südosten in Ketten, welche die Richtung der Tiën-shan-Faltungen haben ; und da diese gleich jenen die Wasserscheiden des Yaxartes bilden, so hat das Stromsystem des letzteren eine knieförmige Gestalt , welche der Lauf des Hauptflusses in extremer Weise zur Darstellung bringt. Die Stelle der Kniebiegung ist zugleich die Grenze zwischen der ununterbrochenen Ebene im Westen und dem beginnenden Gebirgsland im Osten. Doch umschliesst das letztere einzelne Thal-ebenen. vor allem die sehr grosse , am Hauptfluss gelegene Landschaft Ferghana. Noch ist dieses Gebirgsland wenig erforscht, und sein durch die Flussläufe verwickelter Bau wird sich wahrscheinlich erst aus geologischen Untersuchungen mit Sicherheit

V. Richthofen, China. I.   14