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0687 China : vol.1
China : vol.1 / Page 687 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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ODORICH VON PORDENONE.

im

617

Gross-Khan in seinem Verhältniss zu dem Ilkhan von Persien und dem Khan von Kiptschak, die Macht und Grösse des Ersteren, die gute Ordnung in seinem Reich, seine Gerechtigkeit, Freigebigkeit und Wohlthätigkeit, über das System der Strassen und Couriere in Cathay , die Grösse der Städte , deren manche Paris und Florenz überträfen , insbesondere die Hauptstädte Cambaluc und Cassay 1) , das Papiergeld, die Wohlhäbigkeit des Lebens, die religiösen Gebräuche und die Art der Todtenbestattung , endlich über die grosse Thätigkeit der Bischöfe TVIONTECORVINO und ANDREAS, so wie über die Eifersucht der Nestorianer, welche allein die Bekehrung des gesammten Volkes zur katholischen Religion verhindert hätten.

Unter Allen , welche damals um der Religion willen nach China gingen , ist Keiner durch seine Schriften bekannter geworden als der Mönch ODORICH v o n P o r d e n o n e in Friaul , welcher zwischen den Jahren 1 317 und i 3 3 o weite Reisen ausführte, davon fünf Jahre in China zubrachte und nach seiner Rückkehr im Jahr 1331 starb. Er wurde selig gesprochen , und dies mag dazu beigetragen haben, seinen Ruf in der damaligen Christenheit als eines vielgereisten getreuen Dieners der Kirche zu verbreiten. Nach umfangreichen Fahrten in Indien besuchte er alle Häfen von Sumatra , kam wahrscheinlich nach Borneo , dann nach Tshampa oder Cochinchina , und Canton. Von hier aus besuchte er die grossen Häfen von Fokiën und ging von Fu-tshóu zu Lande nach Hang-tshóu-fu und Nanking , schiffte sich dann bei Yang-tshóu-fu auf dem grossen Canal ein und fuhr nach Cambalik oder Peking, wo er drei Jahre , wahrscheinlich im Dienst des greisen Bischofs MONTECORVINO, zubrachte ; den Rückweg nach der Heimath schlug er zu Lande ein. Nachdem er über Tenduc und durch Shen-si gegangen war, setzte er seinen Weg über Tibet fort, und war der erste Europäer, welcher dieses Land und insbesondere seine Hauptstadt Lässa erreichte. Von hier aus verlieren wir seine Spur. Als Beweis für die wirkliche Ausführung der von ODORICH beschriebenen Wanderungen führt YULE an, dass er der erste europäische Reisende ist, von dem wir manche Eigenthümlichkeiten von Land und Volk in China erfahren, z. B. die Verwendung des Kormoran zum Fischen, die Sitten, die Fingernägel lang wachsen zu lassen und die Füsse der Frauen einzuschnüren, ferner die Eintheilung des Reiches in zwölf Provinzen mit vier obersten Wazirs. Auch beschreibt er allein die weissen Hühner mit wollartigem Gefieder, welche man nur in China trifft.

Die Beschreibung der Reise durch China ist bei ODORICH lebhaft und getreu. Er erwähnt viele Sitten des Volkes, welche ihm aufgefallen waren, und an die sich MARCO POLO zu sehr gewöhnt hatte , um sie als etwas Besonderes zu schildern. Die Bevölkerung fand er , trotz der vernichtenden Kriege , welche mit der Thronbesteigung der YUÉN verbunden gewesen waren, »so gross, dass man es in seiner Heimath für unglaublich halten würde«, und manchmal traf er dichter gedrängte Volksmengen, als man in Venedig am Auferstehungstag sehe. In Zayton besuchte er ein Kloster, wo es 3000 Mönche und I z 000 Götzenbilder gegeben habe. Gleich

t) Peking und Hang-tshúu-fu, wie oben auseinandergesetzt wurde.