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0428 China : vol.1
China : vol.1 / Page 428 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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IX. CAPITEL. ENTWICKELUNG DER LANDESKENNTNISS IN CHINA.

kartographischen Aufzeichnungen, von denen eine Ueberlieferung auf uns gekommen ist.

Aelteste kartographische Darstellungen (um 2200 v. Chr.?). — Es ist eine durch mehrfache Quellen festgestellte Thatsache , dass die Kaiser der TSHóu-Dynastie als den kostbarsten Gegenstand ihres Schatzes neun Urnen von Kupfer oder Bronze besassen , von denen man annahm , dass sie zur Zeit des Kaisers Ye angefertigt worden seien. Sie galten als ein Heiligthum , mit dessen Besitz das Glück der Dynastie zusammenhänge ; und wenn die Residenz gewechselt wurde oder Gefahr drohte, so waren sie der Gegenstand besonderer Sorgfalt. Wo immer sie von Schriftstellern aus der Zeit jener Dynastie erwähnt werden , scheint man ihre Existenz und Beschaffenheit für zu bekannt gehalten zu haben um sie zum Gegenstand einer besonderen Beschreibung zu machen. Ebenso wird es als ganz bekannt angedeutet , dass sie das Palladium der kaiserlichen Würde schon unter der HSIA-Dynastie waren, dann aber, »als deren Tugend verdunkelt wurde«, auf die SHANG-Dynastie übergingen und von dieser , als die Gunst des Himmels sich von deren letztem Herrscher wegen seiner Grausamkeit abwendete , in die Hände der TSHóU-Kaiser 1) kamen. Mit diesen gingen sie zu Grunde; denn als deren letzter Herrscher (245 v. Chr.) sah, dass er seinem Untergang nicht entweichen könne, soll er die neun Urnen in einen Fluss von Shantung versenkt haben. Wie die Existenz dieser Urnen , so wird auch die Thatsache als bekannt vorausgesetzt und nur beiläufig erwähnt , dass auf denselben neun Darstellungen von Ländern angebracht waren , und diese wurden seither als Aufzeichnungen der Flüsse und Gebirge der neun Provinzen , wie sie zu YAU's Zeit bestanden und von Yü aufgenommen worden waren , betrachtet. Wenn dies richtig ist , so sind dies die ältesten kartographischen Darstellungen, von denen wir Kunde haben.

ED. BIOT kann nicht anders als diese Auslegung der Karten bezweifeln 2) , da er , wie ich oben (S. 29 i ) auseinandersetzte , auf Grund vorgefasster Meinung die Echtheit des Yü-kung bestreitet und annimmt, dass Yü nur in einem kleinen Umkreis gereist sei. Da er aber die Existenz der neun Urnen nicht hinwegleugnen kann, so nimmt er an, dass sie allerdings aus Ye's Zeit stammten, die Zeichnungen auf ihnen aber nicht die neun Provinzen seines Reiches, sondern die neun Länder. welche den ersten Chinesen bekannt gewesen seien, darstellten. Die Unwahrscheinlichkeit dieser Hypothese liegt, Angesichts der Neunzahl der Provinzen und der vorliegenden Beschreibung derselben, zu deutlich auf der Hand, um sie zu erörtern 3) . Auch LEGGE erklärt die Existenz der Urnen für unbestreitbar, hält es aber für nicht

  1. S. unter Anderem (lie von LEGGE iibersetzte Stelle aus dem Tso-tslzwan (Shoo-king, Prolegomena p. 67) .

  2. ED. BIOT, sur le Clzapitre Yu-koung, 7ourn. Asiatique Ser. III. vol. XIV. (1842) p. 174.

  3. Es ist schwer zu begreifen, wie man gleichzeitig die Echtheit des Yii-kung leugnen und doch annehmen kann, dass die Chinesen unter demselben Yü, welcher nicht im Stande gewesen sei, (lie neun Provinzen des eignen Reiches zu bereisen, hinreichende Kenntniss von neun ausserhalb derselben gelegenen Ländern gehabt haben sollte, urn sie kartographisch darzustellen.