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0803 China : vol.1
China : vol.1 / Page 803 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DIE HEUTIGEN AUFGABEN DER WISSENSCHAFTLICHEN GEOGRAPHIE.

Anordnung der Menschenraçen. Sprachen, Stämme und Nationen, zu dem Verkehrsleben der Völker. ihren Ansiedelungen, Industrien, Beschäftigungen und Culturentwickelungen , zu den Ursprungsorten der natürlichen und künstlichen Producte und deren Verbreitung durch den Handel, und endlich zu den am wenigsten stabilen Verhältnissen der politischen Eintheilungen , Landesgrenzen und staatlichen Einrichtungen , hervorgehen. Insofern diese verschiedenen Momente menschlicher Existenz und Thätigkeit eine geschichtliche Entwickelung haben , und letztere mit besonderer Rücksicht auf den Boden betrachtet wird , auf dem sie sich bewegte, entsteht der vielgepflegte Zweig der historischen Geographie , welcher jedoch der gleichen Grundlage und Methode wie die anderen Disciplinen nicht entbehren kann, wenn er nicht ganz der Geschichte und Philologie zufallen soll.

Wie jede Wissenschaft am anziehendsten dort ist , wo sie sich mit anderen

Wissenschaften berührt, so haben auch, meist auf dem Boden einer sehr eng gefassten , wesentlich geometrischen und wenig verstandenen Grundlage, die angewandten Zweige der Erdkunde , insbesondere soweit sie sich auf den Menschen. seine Ansiedelungen und staatlichen Einrichtungen beziehen. die früheste und vorwaltendste Pflege gefunden. Aber nicht mit Unrecht werden sie von den Wissen-

schaften, in die sie übergreifen, und bei denen die Geographie gewissermaassen zu Gaste zu gehen sich unterfängt, also von der Botanik, Zoologie, Ethnographie, Linguistik, Statistik, sowie auch von der Meteorologie, Geologie und anderen, häufig als ihr eigenes Feld beansprucht, weil die Methode ihrer wissenschaftlichen Behandlung von ihnen ausging. Nur dann , wenn man, wie RITTER es that , die Gesammtheit der in jenen angewandten Zweigen behandelten Erscheinungen in ihrem Causalverhältniss zu den Formen und der Beschaffenheit der Erdoberfläche betrachtet, wenn man sich also der geographischen Methode bedient, kann die »vergleichende Erdkunde « in RITTER'S Sinn den Rang einer von den übrigen abgesonderten Wissenschaft behaupten und einen integrirenden Theil der Geographie selbst bilden. Allein sie muss heute, über diesen Standpunkt hinausgehend, die Verkettung von Ursache und Wirkung noch weiter zurück verfolgen , als es der grosse Geograph gethan hat, und, wie HUMBOLDT, BUCH und der bei weitem nicht hinreichend gewürdigte JUNGHUHN es angebahnt haben , ihre Wurzeln hinab treiben in den Bereich der Geologie. Diese gesicherte Basis für Schlussfolgerungen zu gewinnen, ist um so nothwendiger in einer Zeit, in welcher die Geographie, indem sie auf RITTER'scher Grundlage fortzubauen bestrebt ist , aber den nach allen Richtungen unendlich angewachsenen Stoff aus den vielen von ihr in Anspruch genommenen Fächern des Wissens nicht mehr zu beherrschen vermag , in zahllose Zweige auseinandergeht, die oft kaum noch durch ein anderes Band zusammengehalten werden, als das ihnen gemeinsame Verhältniss des Nebeneinander im Raum, nach welchem die Gegenstände betrachtet werden. Denn wo der Zusammenhang mit dem Fundament gelockert wird, oder die Fühlung mit demselben ganz verloren geht , da tritt leicht Verflachung ein; und es liegt die Gefahr nahe, dass die Geographie ihren erst vor kurzer Zeit geschaffenen Charakter einer selbstständigen , von einer gegebenen Basis aus nach