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0730 China : vol.1
China : vol.1 / Page 730 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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66o X. CAPITEL. ENTWICKELÚNG DÈS AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. I5I7—I800.

Person von Charl. Thom. Maillard DE TOURNON , einem Mann , dessen gute Absichten, wie MOSHEIM sich ausdruckt, unter dem Einfluss eines engherzigen Geistes und schwachen Verstandes waren. Er bewunderte anfangs die Jesuiten, war aber bald gegen sie eingenommen und misstrauisch. Seine Mission war ganz verfehlt. Schon im Anfang beging er 'einen Etiquette -Fehler , indem er es versäumte von Lissabon abzureisen , da der König von Portugal noch immer die Suprematie über die Missionen in China beanspruchte. In Folge dessen verordnete dieser, sowie der Erzbischof von Goa und der Bischof von Macao, dass TOURNON nicht als apostolischer Vicar anzusehen sei. Im Jahr i 705 kam er in China an. Bald erhielt er das päpstliche Decret und ging damit nach Peking. Aber die Jesuiten verhinderten die nachgesuchte Audienz bei dem Kaiser, welcher, mit den Absichten des Legaten vertraut gemacht, ein Edict erliess, das den Anhängern der Lehre von Ricci Schutz zusagte, diejenigen dagegen, welche sich der Ansicht von MAIGI:oT anschlossen, nach Canton verbannte , von wo sie direct nach Europa gehen sollten. Ein Examinator wurde eingesetzt, und wer sich dem Willen des Kaisers nicht fügen wollte, sollte in fünf Tagen seinen Aufenthaltsort verlassen. Diesem Edict widersetzte sich TOURNON, indem er von Macao aus den Missionaren bei Strafe der Excommunication verbot, sich in Discussionen mit dem Examinator einzulassen. Da es gefährlich schien , einen Mann, dessen Sinn nur auf das Verderben der Jesuiten gerichtet war, nach RQm zurück gehen zu lassen, so wurde er, nebst 4o anderen Missionaren in Macao gefangen gesetzt und vermochte fortan , obwol zur Würde eines Cardinals erhoben , seine Autorität nicht mehr geltend zu machen. Im Jahr i 7 I o starb er im Gefängniss. Seine letztgenannte Verfügung aber wurde im Jahr 1715 durch eine Congregation der Inquisition gebilligt und von CLEMENS Xi. zum Gesetz erhoben 1) . Die betreffende Bulle wurde nach China geschickt und dort verkündet. Als aber der spanische Mönch KASTORANI sie auf Befehl seines Bischofs nach Peking brachte und in den dortigen drei Kirchen las, wurde er alsbald in Ketten geworfen, weil er sich vermessen hätte , ein fremdes Gesetz in China einzuführen ; und auch nach seiner fünfzehnmonatlichen Gefangenschaft wurde ihm das Leben erschwert. Die Jesuiten aber achteten die Bulle nicht 2) und hielten sich in ihrer Stellung. Um die Befolgung zu erzwingen, schickte CLEMENS XI. im Jahr 172o den Patriarchen MEZ-

ZABARBA als zweiten päpstlichen Legaten nach China. Er war ein gewandter Mann, und ihm gegenüber verfolgten die Jesuiten eine andere Politik als gegen TOURNON.

Sie erwiesen ihm viel Ehre, escortirten ihn nach Peking , und ermöglichten ihm eine Audienz, die jedoch den Legaten überzeugte, dass der Kaiser in den Hauptfragen unbeugsam sei 3) .

i) Es geschah dies in der Bulle Ex illa die, welche in den schärfsten Ausdrücken die Annahme der Lehre von TOURNON gebietet. Keiner sollte nach China gehen, der nicht zu ihr geschworen hätte, und alle dort befindlichen Priester sollten ihren Eid schriftlich schicker}.

  1. Da sie als Praeceptum überschrieben war, so erklärten sie, dass sie ein Gebot aber kein Gesetz sei, und desshalb einen bindenden Werth nicht habe (MosHEIAI bei Du HALDE II, p. 34) .

  2. Das in seinem historischen Theil sehr interessante Tagebuch dieser Gesandtschaftsreise, welches der Beichtvater des Legaten, Padre VIANI, schrieb, ist von indiscreter Hand unter dem 'Titel : Storia delle