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0725 China : vol.1
China : vol.1 / Page 725 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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MATTEO RICCI.

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in den Kreisen der Macht und der Bildung einbürgern oder ein Ansehen verschaffen und in der dadurch privilegirten Gestalt den Massen geboten werden. Die Weltklugheit der Jesuiten hat dieses Element der Macht von Anfang an erfasst, und RICCI war der Mann um es zur ,Geltung zu bringen. Erst lernte er die chinesische Sprache, und zwar, auf besonderen Befehl des Papstes, den Mandarinendialect. Dann ging er in der Kleidung eines buddhistischen Priesters nach S h a u - k i n g - f u , im Inneren der Provinz Kwang - tung , wo ihm zum ersten Mal die Niederlassung gestattet wurde. Durch seine Liebenswürdigkeit gewann er sich Aller Herzen ; durch seine Gewandtheit in der Experimentalphysik unterhielt er das Volk und durch seine Kenntnisse in der Mathematik die Gelehrten. Die Letzteren jedoch nahmen Anstoss daran, dass er weder von der Verehrung des CONFUCIUS noch von dem Ahnencultus etwas wissen wollte , und Ricci sah ein , dass ohne diese zwei Grundsteine , auf denen das alte Gebäude der Cultur und der Religion in China ruhte, das neue nicht aufgeführt werden könne. Allerdings brauchte er noch mehrere Jahre, um zu dem Entschluss zu kommen, beide als Staatsgebräuche und weltliche Ehrenbezeigungen, und desshalb für gänzlich vereinbar mit der christlichen Religion, zu erklären. Aber um dieser in weiten Kreisen Eingang zu verschaffen, hielt er es für zweckgemäss und darum für richtig ; und da er während seiner Lebzeiten die Jesuitenmission beherrschte , so wurden diese Grundsätze für die Form der Lehre seines Ordens maassgebend. Diesen Standpunkt erreichte er in S h a u t s h ó u - f u , im Norden der Provinz Kwang-tung, wohin er ging, als die zu grosse Nähe Macao's an Shau-king-fu seinem dortigen Aufenthalt Unbehaglichkeiten bereitete. Hier wandte er noch ein anderes Mittel an, um seinen Weg zu bahnen und sich in Gunst bei Männern von Rang, und vielleicht selbst bei Hof, zu bringen ; dies war die Annahme der Kleidung eines chinesischen Gelehrten. Mit diesem schützenden Gewand ging er im Jahr 1594 über den M é i l i n g -Pass nach N a n- t s h an g- f u, der Hauptstadt der Provinz Kiangsi, und von dort nach N a n - k i n g. Da hier eben Krieg mit den Japanern war, so wurde er für einen Spion dieser Eindringlinge gehalten und musste nach N an- t s h an g- fu zurückgehen , wo er mit der Erlaubniss des Gouverneurs der Provinz eine Gemeinde gründete 1) . Im Jahr 1597 wurde er zum Superior aller gegenwärtigen und zukünftigen Missionen in China ernannt. Obgleich damals schon beinahe 7o Jahre alt, ging er doch rastlos weiter. Im Jahr 1598 gründete er eine christliche Gemeinde in S u -t s h ó u- fu , der reichen Hauptstadt der Provinz Kiang-su und kehrte , da inzwischen Friede mit den Japanern geschlossen war, nach Nan-king, der Stadt der Gelehrten, zurück. Hier wusste er sich bald unter den Letzteren Achtung zu verschaffen, übersetzte den Euclid in's Chinesische und erweckte Interesse für Mathematik. Bald (1599) baute er in der alten Kaiserstadt eine christliche Kirche, bei welcher er Lazaro CATTANEO als Priester zurückliess, wie er wahrscheinlich auch die anderen Gemeinden mit Priestern seines Ordens versorgte. Sein nützlichstes Werkzeug war ein hochgestellter und sehr reicher Man-

i) Jetzt ist dies eine der fremden- und christenfeindlichsten Städte von China.

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