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0531 China : vol.1
China : vol.1 / Page 531 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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HANDELSWEGE DURCH TIBET NACH INDIEN.

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im Osten der Tshang-tang-Ebenen wieder aufgefunden haben 1) , sowie durch die sorgfältigen Untersuchungen von SCHIERN 2) in ein helles Licht gestellt worden. Eine Variante dieser Sage , welche aber den Vorzug hat , ein weiteres Gesichtsfeld zu eröffnen, ist diejenige von den goldhütenden Greifen. HERODOT wusste nur, dass das Land derselben jenseits desjenigen der Issedonen, welches der Grieche ARISTEAS besucht hatte, gelegen sei 3; . Er versetzt es nördlich von demselben. In ähnlicher Gestalt war die Kunde von den Greifen durch die Skythen zu den Griechen gelangt. In vollständigerer Form erhalten wir sie durch KTESIAS. Derselbe fand in Baktrien die Sage, dass die Inder Züge nach dem Land der goldhütenden Greifen, welches eine furchtbare Wüste sei, auszuführen pflegten, dass aber die Thiere ihnen den Zugang verwehrten , aus Furcht , dass ihre Jungen geraubt werden möchten. Daher gingen die Inder in bewaffneten Schaaren von tausend und zweitausend Mann mit Säcken aus und sammelten das Gold während der Nacht, um den Angriffen der Greife zu entgehen. Im dritten und vierten Jahr kehrten sie zurück, und sie hatten aus diesen Unternehmungen einen grossen Gewinn. LASSEN 1) sieht hierin die Nachricht von Carawanen der Darada am oberen Indus, welche nach der »Wüste Gobi«

(d. i. dem Tarym-Becken) gezogen seien und neben anderen Waaren auch Gold zurückgebracht hätten. Er glaubt, dass die Issedonen Theilnehmer an diesen Expeditionen waren, und stützt dies einerseits auf die erwähnte Angabe von HERODOT, andererseits darauf, dass nach AILIANOS die Darada nur bis Kainpylios an der Grenze des Issedonischen Landes zogen 5) ; wahrscheinlich hätten die Issedonen die von den Darada erhaltenen Waaren weiter befördert und ihnen dagegen diejenigen, welche sie selbst von entfernteren Ländern holten , zugebracht ; die Versendung der Waaren von Indien nach dem Endpunkt und die Rücksendung der eingetauschten Gegenstände mochten , wie LASSEN annimmt , zusammen drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen.

Auch aus dieser Nachricht geht mit Wahrscheinlichkeit hervor, dass das Volk, welches unmittelbar am Nordfuss des Kwen-lun wohnte und auf der Carawanenstrasse, die von den jetzigen Handelswegen nicht sehr verschieden gewesen sein mag, von Süden her zuerst erreicht wurde , mithin das Volk von Khotan und Yarkand , bei den Griechen den Namen der Issedonen führte 6) , sowie , dass sie ein dem Handel

  1. MONTGOMERIE, Trans-Himalayan explorations. 7ourn. R. Geogr. Soc. XXXIX (1869) p. I S 2 ff.

  2. SCHIERN (a. a. O.) fiihrt nach einer gründlichen Zusammenstellung der gesammten Literatur über die Sage von den goldgrabenden Ameisen , sowie der verschiedenen bisherigen Erklärungsversuche , in scharfsinniger Weise aus, dass die in Thierfelle gekleideten und von grossen Wachthunden begleiteten Tibeter , welche heute noch das Gold graben und wegen der kalten Winde in tiefen Aushöhlungen des' Bodens arbeiten, den Beschreibungen der Alten von den Ameisen und ihren Eigenschaften und Gewohnheiten entsprechen.

  3. S. oben S. 442.

  4. LASSEN II, p. 6o8 ff.

s) LASSEN (I, p. 64o) bemerkt, dass das nördliche Grenzland der Darada gegen die Issedonen Kdmpilja hiess.

6) LASSEN glaubt, dass die Issedonen Kashgar bewohnten (II, p. 316 Anm. I, p. 541, p. 609). Allein damals war Kashgar (Su-léi) ein sehr kleines und unbedeutendes Reich, das wiederholt unter die Herr-

schaft von Khotan   kam , aber sich selbst nicht zu vergrössern vermochte. Es entspricht in

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