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0534 China : vol.1
China : vol.1 / Page 534 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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470 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. 58—I 5o n. Chr.

Tsin, wie sie die Römer nannten 1), und in denen sie die früheren Li-Ariën wiederzuerkennen glaubten 2) . Sie hatten ein lebhaftes Verlangen, mit einem Reich, von dessen Macht und hoher Cultur sie Viel zu hören bekamen , in Berührung zu treten , und PAN-TSHAU schickte seinen Feldherrn KIU-KAN-YING als Gesandten nach demselben. Allein die Vorstellungen der Parther, welche wegen der von ihnen monopolisirten Handelsverbindungen eifersüchtig waren , über die Unsicherheit der Schifffahrt auf dem Kaspischen Meer hielten ihn von der Ausführung ab. Sie stellten ihm vor, dass man zwar zuweilen nur drei Monate, zuweilen aber auch drei Jahre gebrauche , um den Weg zu Schiffe hin und zurück zu machen, und dass er gehen möge, wenn er nicht für Frau und Kinder zu sorgen habe. Mit diesem Bericht, dessen Genauigkeit sich bei Hofe nicht leicht controlliren liess, bemäntelte KIU-KAN-YING seine Feigheit 3), und so geschah es, dass die Chinesen und Römer nicht in Verbindung mit einander traten, und die einzige Gelegenheit, die sich im Alterthum zu einem engeren grenznachbarlichen Verkehr zwischen den ersteren

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i) Es ist fast von allen, welche darüber geschrieben haben, angenommen worden, dass die Chinesen mit Ta- Tsirt »Gross - China« bezeichnen wollten, und darin wiederum hat man einen Beweis zu sehen geglaubt, dass die Chinesen ihr eigenes Reich Tsin nannten. Es liegt aber wol auf der Hand, dass es einem so von sich eingenommenen Volk nicht in den Sinn kommen konnte, ein anderes als noch grösser anzuerkennen. Das Beiwort Ta (gross) wird jedem Volk gegeben , vor dessen Macht oder Cultur die Chinesen Achtung haben. Daher bezeichnen sie z. B. Russland, England und Frankreich als Ta-Ngo-kwo, Ta- Ying-kwo und Ta-Fa-kwo. Die Herleitung des Namens Tsin für die Römer lässt sich noch nicht ergründen. Ist es schon aus dem genannten Grund unwahrscheinlich , dass die Chinesen sich selbst so bezeichneten, so ist auch ausserdem keinerlei Anhalt dafür vorhanden. Wohl haben sie sich nach den Dynastien genannt, auf die sie stolz sind. Vor der der TSIN aber haben sie stets nur Abscheu gehabt.

  1. S. oben S. 455 und 464.

  2. Die Sendung von KIU-KAN-YING ist von Einigen so aufgefasst worden , als ob PANTSHAU demselben den Auftrag gegeben habe, das römische Reich zu erobern Diese Erklärungsweise ist sehr unwahrscheinlich, da immerhin noch ein beträchtliches Ländergebiet zwischen dem Kaspischen Meer und der römischen Grenze lag, und dieses zuerst hätte erobert werden müssen. RÉMUSAT (Nouv. mélanges I, p. 216) hat bei MA-TWAN-LIN nur den Bericht über den Versuch einer Gesandtschaft gefunden. Andererseits ist angenommen worden , dass KAN-YING sich nicht auf dem Kaspischen Meer, sondern in einem Seehafen des persischen Meerbusens einzuschiffen beabsichtigte. Dem widerspricht die Angabe , dass er das Reich der Tiau-tshi durchzog und dann an das Ufer des grossen Meeres kam ; denn die Wohnsitze dieses den Parthern tributpflichtigen Agriculturvolkes lassen sich nur entweder in der Oase Khiwa oder am Ostufer des Kaspischen Meeres annehmen KAN-YING wird das letztere an einem Schifffahrtsplatz, nach dem die Caràwanenstrassen convergirten, vielleicht in der Nähe der Stelle der Einmündung des alten Oxuslaufes, erreicht haben. Jene andere Ansicht gründet sich wahrscheinlich auf eine Beschreibung des Reiches der 'Ansi (Parther) , in welcher gesagt ist , dass man in demselben 3400 li gegen Westen nach dem Reich A-man (vielleicht das halbwegs nach dem Euphrat liegende Amardi am südwestlichen Ufer des Kaspischen Meeres) , und wiederum 3600 li in derselben Richtung nach Sz'-pin komme, wo man, sich südlich wendend, über einen Fluss (Euphrat?) setze , und dann gegen Westen nach dem Reich l ii-lo gelange ; 960 li weiter sei die Grenze der Herrschaft der 'Ansi. »Von diesem Punkt schifft man sich auf dem Meer ein und gelangt nach Ta-Tsin, wo es viele aus den Ländern im Westen des Meeres stammende Seltenheiten giebt«. Wahrscheinlich ist hier ein Hafen an der syrischen Küste gemeint. Der Irrthum der Chinesen betreffs dessen politischer Zugehörigkeit zum Partherreich wäre bei der weiten Entfernung des Landes von ihren fernsten Vorposten wohl verzeihlich. Es scheint, dass man den in der angeführten Stelle bezeichneten Schifffahrtsort als am persischen Meerbusen gelegen angenommen hat. Doch ist es schwer, die Beschreibung zu Gunsten dieser Auffassung zu interpretiren. Hätte PAN-TSHAU'S Abgesandter die syrische Küste oder den persischen Meerbusen erreicht und hier von den Gefahren der Schifffahrt gehört, so würde der von ihm zurückgelegte Weg nicht als eine Wanderung durch das Land der Tiau-tshi beschrieben sein.