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0715 China : vol.1
China : vol.1 / Page 715 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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ERWACHEN DES GEOGRAPHISCHEN INTERESSES IN EUROPA.

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Secltste Periode: Von der Ankunft der Portugiesen in Canton,

im ,7altr 1517, bis zur Neuzeit.

Wie bei den Erscheinungen des Vulcanismus die vollkommenste Ruhe der intensivsten Thätigkeit vorherzugehen pflegt , so war es in der Geschichte des Verkehrs der Westvölker mit China der Fall. Schwächer und schwächer hallten die Nachklänge des Rufes, welcher früher so laut aus dem fernen Land Cathay erschollen war. Man wusste kaum mehr, was er bedeute. Konnte man auch auf den Landkarten noch immer die stereotype Notiz hic stat magìuis Canis für die Residenz des Gross-Khan und nicht weit davon den Namen Cathay lesen, so waren es doch Gestalten einer Märchenwelt, gleichbedeutend mit den Pygmäen, den Greifen, den Menschen mit Vogelgesichtern , den Langohrigen , den Einbeinigen und anderen Fabelwesen, mit denen die rege Phantasie jene Namen in bildlicher Darstellung umgab. Noch Weniger wusste man von dem maritimen China. Selbst die unverstandenen Ausdrücke Cin und Mach?, welche venetianische Reisende in Persien hörten , kamen zur Kenntniss Weniger in Europa , und man war auf das beschränkt, was man den Reiseberichten entnehmen konnte. Allein je dichter die Nebel waren, die sich über den fernen Orient ausbreiteten , je grössere Schwierigkeiten sich dem Problem entgegenstellten, die Namen der Länder und Völker und Ortschaften, die sich aus den Schriften der Alten und den Reisebeschreibungen angesammelt hatten, in richtiger Weise nebeneinander zu setzen, desto mehr erwachte der Drang nach richtiger Erkenntniss , und mit Gier bemächtigte man sich der Nachrichten, die aus weiter Ferne kamen. Wir haben auf den letzten Seiten dargestellt , wie dieses brennende Verlangen nach Aufklärung einestheils aus einer berichtigten Weltanschauung entsprang , anderentheils zu einer solchen führte ; wie die Gestaltung der Continente sich in rascher Folge erschloss, und der daraus erwachsende Verkehr von Europa nach überseeischen Ländern schnell auch die Küste von China in seinen Bereich zog. Es bleibt uns jetzt noch übrig, seine Entwickelung an dieser Küste und die grossen dadurch herbeigeführten Fortschritte zu betrachten .

Zur selben Zeit, als das geographische Interesse in Europa sich zu einer fieberhaften Aufregung steigerte, ruhte es in China vollständig. Selbst die Fahrten nach Ceylon waren um 145o eingestellt worden 1) ; und wenn Kaufleute einen Verkehr nach Samarkand und Persien unterhielten 2) , so war dies ihre Privatangelegenheit. Es war Keiner in China , dem daran gelegen gewesen wäre, die Information derselben zu sammeln und zu ordnen. Selbst der diplomatische Verkehr mit Persien änderte nicht diese Lethargie. Die MING-Dynastie hatte keine Macht über die Grenze von China hinaus • was war also an der Kenntniss des Westens gelegen ?

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i) S. Näheres in EMERSON TENNENT's Ceylon Vol. I, P. 599 ff. 2) S. oben S. 622.

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