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0757 China : vol.1
China : vol.1 / Page 757 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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KARTOGRAPHISCHE ARBEITEN DER JESUITEN.

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zwischen einzelnen Orten anzugeben. Für Jeden , der die einheimischen Karten kennt, unterliegt es nicht dem mindesten Zweifel , dass sie die Zeichnung diesen allein entnommen haben , und ihre Arbeit nur darin bestand , das reiche Kartenmaterial, das sie in allen Provinzen und allen Departements vorfanden, zusammenzustellen und gleichsam auszurichten, was nur durch die Anstellung einer möglichst

' grossen Zahl von astronomischen Ortsbestimmungen geschehen konnte. Sie führten in der That gemeinsam und nach einem grossen Plan dieselbe Aufgabe durch, welche MARTINI für sich allein zu lösen versucht hatte. Müssen wir auch Letzteren tadeln , dass er nicht durch Hervorhebung der von ihm selbst ausgeführten Ortsbestimmungen seinen eigenen Antheil an seiner Kartenarbeit genau präcisirt hat, so war er doch aufrichtig genug gewesen, zuzugestehen, dass sein Hauptwerk in der Zusammenstellung der einheimischen Karten bestand. Dies haben die Jesuiten des achtzehnten Jahrhunderts nie ausgesprochen, und es ist gerade bei ihnen, als theilweise Mitgliedern der Akademie , ernstlich zu rügen , dass sie den Gang und die Methode ihrer Operationen nicht genau auseinandergesetzt und uns keine Klarheit darüber gegeben haben, wie Viel von der Arbeit, welche sie der wissenschaftlichen Welt vorlegten, von ihnen selbst herrührt.

Es geht hieraus hervor , dass die Jesuiten nicht eine übermenschliche Arbeit ausgeführt haben, wie uns REGIS glauben machen möchte. Andererseits nun könnte es erscheinen, als ob es nichts Bedeutendes gewesen wäre, die einheimischen Karten zu berichtigen und zusammenzustellen. Allein der Werth . der epochemachenden Kartenaufnahme von China durch die Jesuiten liegt nicht sowol in der Grösse des Werkes, als vielmehr darin, dass seine Ausführung überhaupt ermöglicht und bewerkstelligt wurde. Denn gesetzt, wir besässen heute diejenige Kenntniss von China, wie sie im Jahr i 700 bestand, und es stellte sich eine Gesellschaft von acht in Ortsbestimmungen und Kartographie wohlerfahrenen Gelehrten die Aufgabe, mit den seitdem verbesserten Mitteln eine richtige Karte von China zu construiren, so würden zwar einzelne Reiserouten besser und den heutigen Anforderungen entsprechender aufgenommen werden, als es die Jesuiten gethan haben ; aber trotz der politischen Macht, welche jetzt Europa in China hat, trotz der durch besondere Verträge gewährten Erlaubniss zum Reisen , wäre es heute kaum im Bereich der Möglichkeit, eine Karte von auch nur annähernder Vollständigkeit anzufertigen. Denn heute ist die Arbeit mit fortdauernden Gefahren und Beschwerden verknüpft ; misstrauisch wird sie angesehen, und sie kann gerade dort, wo die besten Anhalspunkte gegeben sind, wie z. B. in den grossen Städten, kaum ausgeführt werden. Es ist das Verdienst der Jesuiten damaliger Zeit, dass sie nicht nur ihren Personen, sondern auch ihrer Beschäftigung Ansehen verschafften. Nur dadurch war es möglich, dass sie alle Erleichterungen zum Reisen erhielten und als Staatsbeamte von hohem Rang überall Ansehen genossen. Sie hatten sich allein diese günstige Lage geschaffen. Aber sie verstanden sie auch zu benutzen. Sie vertheilten das Reich unter ihre Mitglieder und gingen systematisch zu Werk, so dass die scheinbare Riesenarbeit in dem kurzen Zeitraum von neun Jahren beendet werden konnte. Besonderes Lob