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0794 China : vol.1
China : vol.1 / Page 794 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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7 2 2 X. CAPITEL. ENTWIc.'KEI,UNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. i 800-1 87 6.

Chinesische Studien in Europa.

So umfassend die Materialien über China sind , welche , wie wir oben sahen, im Verlauf des achtzehnten Jahrhunderts, und zwar hauptsächlich von den französischen Gelehrten im Verein mit den Missionaren, niedergelegt wurden , waren sie doch nur eine Vorschule dessen , was in den nächstfolgenden Decennien von einer Anzahl hochstehender Männer in der Herbeischaffung neuer Quellen und deren Verarbeitung geleistet worden ist. War man früher , fast mit einziger Ausnahme von D'ANVILLE, mit unvollkommenen Prämissen zufrieden gewesen , um darauf, oft etwas vorschnell , Schlüsse aufzubauen , so hatte sich jetzt nicht nur der Stoff zur Combination vermehrt, sondern die Methoden seiner wissenschaftlichen Verarbeitung hatten auch an Kritik und Schärfe gewonnen. Ein Deutscher und ein Franzose , KLAPROTH und ABEL RÉMUSAT , sind als die Begründer der neuen Richtung zu betrachten. Sie standen auf den Schultern der Gelehrtenschule , welche um die Zeit des Wechsels des Jahrhunderts mit Leistungen von nicht geringer Wichtigkeit hervorgetreten war. Ueber KLAPROTH's Gedächtniss haben sich wegen der Mängel seines Charakters in den letzten Jahren tiefe Schatten gelegt ; an Umfang und Gründlichkeit des Wissens, wie an Fähigkeit zu grossartiger und schneller Combination , hat er aber unter den Sinologen kaum einen Ebenbürtigen gehabt, und seine zahllosen kleineren Aufsätze sind, ebenso wie seine grösseren zusammenfassenden Werke 1) , noch heute, trotz mancher veränderter Anschauungen, unter den wichtigsten Quellen für die Forschungen über die Geographie und Geschichte von China und Central-Asien. Obgleich an Universalität der Kenntnisse und kritischer Schärfe nachstehend , reiht sich doch RÉMUSAT durch die hohe Gediegenheit seiner Arbeiten seinem Zeitgenossen würdig an 2) . Ein epochemachendes Ereigniss,

x) KLAPROTH's Arbeiten sind wesentlich historisch-geographisch und ethnographisch ; selbst die Asia polyglotta (Paris x823) ist nicht rein philologisch. Neben den Sammelwerken : Mémoires relatifs à l'Asie (Paris 1824-28, 2 Bde.) und Magazin asiatique (Paris 1825) sind hervorzuheben : Tableaux historiques de l'Asie (Paris 1826, mit historischem Atlas von Asien), Lettre à Mons. de Humboldt sur l'invention de la boussole (Paris 1834), und zahlreiche Aufsätze im 7ournal Asiatique. Besonders wichtig war seine Ca rte de l'Asie centrale (Paris, 1833). Die Jesuiten im Anfang des vorigen Jahrhunderts waren hinsichtlich der Kartirung der weiten Landstriche Central-Asiens noch grossentheils auf die Benutzung chinesischer Routiers angewiesen gewesen (s. oben S. 683), und daher war D'ANVILLE's Darstellung, die sich fast ganz auf das von den Jesuiten erhaltene Material gründete, durchaus ungenügend. Sie beherrschte die Auffassung bis KLAPROTH. Inzwischen aber war die Kenntniss Central- Asiens längst in ein anderes Stadium gerückt. Nicht allein hatten D'ESPINHA, D'AROCHA und HALLERSTEIN, wie wir oben (S. 69o) erwähnten, astronomische Ortsbestimmungen durch das ganze Gebiet ausgeführt ; sondern die Chinesen hatten ihre Beherrschung des Landes seit 175o dazu benutzt, in das festgelegte Netz (lie weiteren Details der Geographie mit ganz besonderer Sorgfalt einzutragen. Das gesammte, seit D'ANVILLE angehäufte und auf chinesischen Karten in grossem Maassstab niedergelegte Material in die Gestalt einer europäischen Karte umzuarbeiten , war KLAPROTH's Aufgabe. Wenn schon der Fleiss und die Genauigkeit zu rühmen sind, womit er sich derselben entledigte, so war auch kaum ein anderer so geeignet wie er, die mongolischen und türkischen Namen in richtiger Weise umzuschreiben. Die Karte hat die Darstellung von Central-Asien bis in die neueste Zeit allein beherrschst, und erst seit wenigen Jahren beginnt ihre Berichtigung und Vervollständigung in einzelnen Theilen und schreitet mit wachsender Geschwindigkeit, durch die bewundernswürdige "Tätigkeit der Engländer und Russen, fort.

2) Die Mehrzahl von RÉMUSAT's Arbeiten sind linguistisch und historisch. Beziehungen auf die historische Geographie haben einige Aufsätze in seinen Mélanges asiatiques (Paris 1825, 1826, 2 I3de.),