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0100 China : vol.1
China : vol.1 / Page 100 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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I. CAPITEL. CENTRAL-ASIEN.

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der, ihre Macht gegen Abend hin auszudehnen : und ihren gewaltigen Operationen im zweiten und ersten Jahrhundert v. Chr. und den darüber verfassten Berichten verdanken wir die erste umfassende Kunde über die Völker Central-Asiens.

Im T a r y m -Becken fanden sie verschiedene Raçen, welche sich in die damals noch sehr zahlreichen Oasen theilten und durch Sandwüsten von einander geschieden waren. Während die Chinesen in den Bewohnern von Khotan ihre eigenen Stammesverwandten erblickten 1) , wohnten am Westrand des Beckens , und von

~

i) Khotan oder K h o t en wird zum ersten Mal in den chinesischen Annalen der HAN-Dynastie, im zweiten Jahrhundert v. Chr., unter dem Namen Yii -tiën erwähnt. Doch finden sich in dieser Periode und in den nächsten Jahrhunderten nur Notizen über Geographie und gleichzeitige Ereignisse. Eine etwas ausführlichere Beschreibung wird unter der nördlichen WÉI-Dynastie, im 5. Jahrh. n. Chr. , nach den damals vorhandenen Aufzeichnungen gegeben. Es wird dort gesagt, dass alle Völker von Kau-tshang gegen Westen tiefliegende Augen und vorstehende Nasen haben, sowie dass sie weder Höflichkeit noch `Gerechtigkeit kennen. Allein die Bewohner von Yii - tiën haben nichts Fremdartiges und sind den Bewohnern von China im Aeusseren sehr ähnlich. Dasselbe wird unter der nördlichen TsCH6u-Dynastie (6. Jahrh.) wiederholt. (ABEL RÉMUSAT , histoire de la ville de Khotan, Paris 1820, S. z0 U. z9) . Die Bevölkerung hatte seit der Zeit der HAN-Dynastie nicht gewechselt. Wir dürfen desshalb diese Angabe auch auf diejenige der früheren Jahrhunderte anwenden. Da nun die Chinesen im 23. Jahrhundert v. Chr. am Bulungir-gol noch in solcher Weise angesiedelt waren, dass die dortigen Gegenden eine wichtige Stelle in der Verwaltung hatten und ein kleiner Fluss daselbst unter den neun Hauptströmen des Reiches genannt wird; da ferner alle Ueberlieferungen derselben auf eine Einwanderung von Nordwesten her , d. i. von der Seite der Yü-mönn-Passage schliessen lassen, und die Ankömmlinge die Kunst der Berieselung bereits mit sich gebracht zu haben scheinen, so ergibt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass die einst umfangreichen Oasen am Südrand des Tarym-Beckens, zwischen dem Lop-nor und Khotan , die Urheimath gewesen sind, wo die Chinesen die Kunst des Ackerbaues lernten, und von wo aus sie nach China einwanderten. Schon damals mag die Versåndung sie weggetrieben haben. Es dürfte sich dadurch das Wenige erklären , was die Cultur der Chinesen mit der der arischen Völker (welche, wenn die Theorie richtig ist , ihre Nachbarn gewesen sein müsseri; gemeinsam hat, und was sie später, als sie durch zwei Jahrtausende hermetisch abgeschieden waren, nicht aufnehmen konnten. Diese Schlussfolgerung erhält eine bemerkenswerthe Stütze durch die angeführte Angabe der Chinesen von der Raçenähnlichkeit der Bewohner von Khotan mit ihnen selbst. Es • dürfte in jenen ein Ueberrest der chinesischen Urbevölkerung zu suchen sein, welche sich in der blühendsten Oase des Südrandes forterhielt und, nach der gänzlichen Aufhebung aller Verbindung durch lange Zeiten , von den Expeditionen der HAN-Dynastie wieder entdeckt und im Gegensatz zu den arischen Nachbarn als verwandt erkannt wurde.

Ungefåhr vom Jahr 400 n. Chr. an unterhielten die Chinesen nähere Beziehungen mit Yü-tiën, und ihre Abgesandten berichten mit Bewunderung von dem -Cultus der buddhistischen Religion , deren Einführung in das Land umständlich erzählt wird. Die genauesv en Berichte erhalten wir aus der ersten Hälfte des siebenten Jahrhunderts, als die Dynastie der TANG die chinesische Macht nach Westen ausdehnte. Zum ersten Mal wird nun ein neuer Name für Yii-tiën angegeben, nämlich K i u - s a - t a n - n a oder H w a n n a , der von den türkischen Stämmen Khiu-tan und Khotan ausgesprochen wurde. Die Bewohner werden wegen ihrer Geschicklichkeit, ihres heiteren und doch sanften Temperamentes und ihrer Höflichkeit im Umgang gerühmt; sie machen Gewebe, sind erfinderisch und fleissig, tanzen und singen, und es herrscht

Wohlstand. Insbesondere wird erwähnt, class sie Chroniken haben, und dass ihre Schriftzeichen, Gesetze und Literatur aus Indien stammen. »Diese Nachahmung«, wird weiter gesagt, habe ihren Charakter und ihre Sitten geändert. Ihre Sprache sei von der der anderen Völker des Westens verschieden. (RÉMusAT a. a. O. S. 36, 37). — Es scheint, dass diese Angaben aus der TANG-Dynastie zu der Hypothese von ABE L-RÉMUSAT geführt haben , dass K u s t a n a der eigentliche Name von Khotan gewesen sei , und dass, da dieser aus dem Sanscrit stamme, die Bevölkerung von Khotan indischen Ursprungs sei. Ein anderes Argument als jene Notiz aus der Zeit der TANG-Dynastie von dem Namen Kiu-sa-tan-na, die auch später manchmal wiederholt wird , habe ich nicht entdecken können. Aber gerade aus diesen Annalen geht fast mit Sicherheit hervor, dass jener Name, zusammen mit der Religion den Schriftzeichen, der Literatur und den Sitten, aus Indien eingeführt wurde und desshalb der Name ~Khutan oder Khotan erst s() spät an die Stelle des früheren Yii-tiën gesetzt wurde. So lange keine weiteren Argumente für den indischen Ursprung des Volkes von Khotan vorliegen, müssen wir daher unsre Ansicht über den Raçen-