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0279 China : vol.1
China : vol.1 / Page 279 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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CIīARAKTER DES KWEN-LUN .

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an der Nordseite sich in analoger Weise nach Westen umbiegen. Alle Faltungen in benachbarten Ländern aber sind nach seiner Emporhebung erfolgt. Ihre Be-

trachtung wird zeigen, dass sie die Einheit nicht besitzen , welche den Kwen - lun

auszeichnet , und dass , während er fest seine Richtung verfolgt , andere Gebirgssysteme, welche ebenso von ihm, als unter einander, verschieden sind, die einzelnen

Strecken seines Laufes im Süden begleiten und dort zu einer grossen Mannigfaltigkeit der Anordnung Anlass geben. Sein Nordfuss ist von Einsenkungen begleitet, und nur in China schliessen sich ihm einige Ketten anderer Systeme auch von dieser Seite an. Der Kwen-lun tritt uns daher als ein gewissermaassen im ältesten Bau der Erdrinde wurzelndes Grundgebirge, als eine von den frühesten Zeiten vorgezeichnete feste Mauer entgegen, woran später die seitlich gelegenen Gebiete durch Faltungen , welche nach anderen Richtungen geschahen, angewachsen sind, bis sie sich allmälig zu einem Continent gestalteten.

Im östlichen Theil zeigt es sich, dass seit der Zeit der Entstehung eine tiefgreifende Zerstörung durch Erosion stattgefunden hat, und der jetzige Kwen-lun nur noch als die Ruine eines einst viel mächtigeren und höheren Gebirges übrig geblieben ist. Die Gipfel existiren nicht mehr, nur der Rumpf ist noch vorhanden daher hat er keine wilden , zackigen Alpenformen , sondern sanfte Umrisslinien zeichnen seine Kämme. Ein schroffer und starrer Charakter ist nur noch in seinen tief ausgewaschenen, oft unzugänglichen Schluchten zu finden. Gegenwärtig wird er vorn Himâlaya überragt. Aber wenn man aus den Kammhöhen auf frühere Gipfelhöhen schliessen darf, so ist es nicht unwahrscheinlich , dass auch in dieser Hinsicht einst der Kwen-lun selbst den jetzigen Zustand seines jüngeren Rivalen übertroffen haben mag. Noch wissen wir von der Entwickelungsgeschichte des Himâlaya, welche mit der der europäischen Alpen eine so merkwürdige Analogie bietet, zu wenig, um eine sichere Vorstellung zu haben , in welchem Zustand er sich befunden haben mag, als der Kwen-lun sich zuerst frei erhob. Wahrscheinlich war er bereits durch Hebungen angedeutet. Aber die grosse Zahl der in ihm vertretenen Formationen, das jugendliche Alter der jüngsten unter ihnen , und die Art der gegenseitigen Anordnung scheinen zu beweisen, dass die Kraftäusserungen, welche dort am Bruchrand des Continentes die Zusammenfaltung und Emporhebung bewirkten, sich periodisch bis in jugendliche Zeiten wiederholt, und vielleicht auch jetzt nur einen vorläufigen Abschluss erreicht haben.

Wie der Kwen-lun als ein riesenhaftes Monument aus der frühesten Erdgeschichte in die Gegenwart hereinragt , so ist auch , in eigenthümlicher Analogie, sein Name ein Denkmal aus der ältesten Zeit geographischer Benennungen. Unter denen des östlichen Asien's reichen nur diejenigen einiger anderer Gebirge und Flüsse von China in gleich hohes Alterthum zurück. Sieht man von der halb mythischen Vorgeschichte von China ab, welche lange nach der Zeit , deren Ereignisse sie erzählt, aufgezeichnet wurde, und in der bereits der Name vorkommt, so finden wir ihn zum ersten Mal in dem Buch -kung erwähnt, das, wie ich im nächsten Capitel zu beweisen suchen will , als das älteste authentische Document

v. Ri chthofen, China. I.   1)