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0481 China : vol.1
China : vol.1 / Page 481 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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VERBREITUNG GLEICHARTIGER ASTRONOMISCHER ENNTNISSE.

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tenswerthe Analogien zwischen den Chinesen und Chaldäern hingedeutet 1, . In neuester Zeit hat GUSTAV SCHLEGEL nachzuweisen versucht, dass die Mehrzahl der Namen , welche die Völker des Westens für die Sternbilder anwenden , aus China, oder wenigstens von den Chinesen stammen und in vorhistorischer Zeit aufgestellt worden seien . Die von ihm angewendete Methode ist für China vor ihm wenig berücksichtigt worden. Sie besteht darin, dass er, insbesondere auf Grund astrologischer Gebräuche , sowie der Zusammensetzung der Schriftzeichen und der daraus theoretisch gefolgerten ursprünglichen Bedeutung derselben , die Beziehungen der Namen der Gestirne zu den Beschäftigungen des Landmannes in den einzelnen Jahreszeiten , zu periodischen Naturerscheinungen , religiösen und Kriegsgebräuchen und den Zeiten der Geburt gewisser Thiere aufsucht, und er hat in dieser Beziehung mit fleissiger Benutzung der Originalquellen manches Material von hohem Interesse zu Tage gefördert. Den Ausgangspunkt seiner Betrachtungen bilden jene vier , um ungefähr 90 Grad von einander entfernten Gestirne (niau, lia, hsiu, mau) , welche, nach der bekannten Erzählung im ersten Buch des Shu-king, Kaiser YAU seinen Hof-Astronomen Hsi und Ho als Anhalt für die Bestimmung der Solstitien und Aequi-

t1.

  1. A. a. O. S. 2o26 ff. Er fasst dieselben in den folgenden acht Sätzen zusammen : 1. Chinesen wie Chaldäer kannten die Beobachtung der Sonnenhöhe am Gnomon, sowie des Polarsterns, als Grundlage der Zeitrechnung. — z. Beide besassen die Eintheilung des bürgerlichen Tages in i 2 Stunden ; — ebenso wie 3. einen uralten Cyklus von iz Jahren. — 4. Beide hatten einen Cyklus von 6o Jahren. — 5. Der Cyklus von io Tagen findet sich bei den Chinesen wie bei den Chaldäern, obgleich bei diesen die Duodecimaleintheilung in Maass und Gewicht herrschte. — 6. Die Chaldäer hatten 36 decani, d. i. 36 Götter, welche den zehntägigen Perioden vorstanden und mit ihnen nahezu den Jahrescyklus bildeten. Auch die Chinesen hatten sie und nannten sie tkn-kan. 7. Bei den Chaldäern fing der Tag mit Sonnenaufgang an. Ebenso war es in China unter der HsIA-Dynastie (während der Tagesanfang unter den SHANG auf Mittag, und unter den TsHóu auf Mitternacht festgesetzt wurde, was seither beibehalten worden ist). — B. Die Chaldäer hatten Wasseruhren wie die Chinesen. — Für die Angaben unter I), z), 3) ist wol der Tshóu-li die einzige Quelle, was die Chinesen betrifft. Vom Gnomon ist häufiger die Rede. Dem Fang-hsiang -shi wird zur Pflicht gemacht , sich mit den I2 Jahren, welche der Umlaufsperiode des Jupiter entsprechen, den t 2 Monaten , den I2 Stunden , den io Tagen und den 28 Gestirnen zu beschäftigen (vgl. auch Kiv. XXXVII. fol. 4o bei B1oT). Bei 4) ist zu bemerken, dass der Sexagesimalcyklus bei den Chinesen erst unter den HAN für Jahre angewendet wird , derselbe aber vorher sich nur bei Tagen, bei diesen aber häufig, gebraucht findet. Die älteste Erwähnung eines Tages desselben ist im Shu-king IV, 4 § I, am Beginn der SHANG-Dynastie (1752 v. Chr.). Im Tshun-tsiu dient er häufig zur Angabe der Sonnenfinsternisse. Die Jahre des Cyklus von 6o hatten erst lange Namen, die vielleicht aus der Fremde eingeführt waren, doch wurden später die kurzen des Tagescyklus substituirt (CHALMERS a. a. O. S. 98). Was (S) den Cyklus von io Tagen betrifft so ist er bei den Chinesen sehr alt. Sie führten die Decimaltheilung noch weiter, indem sie den Tag, wenigstens seit dem Herzog von Tsxóu, in Ioo ke theilten. Unter (6) tiën-kan soll früher der zehntägige Cyklus verstanden worden sein. Später liess man nur. das Wort kan und bezeichnete damit den denarius für die Eintheilung des Sexagesimalcyklus der Jahre. Was (7) die Wasseruhren betrifft, so sollen sie allerdings weit zurückreichen. Unter den HAN waren sie sicher in Gebrauch. Aber sie werden schon im Tshóu-li (XXX, 29) umständlich beschrieben. Man liess das Wasser in ein Gefäss von besimmtem Maass laufen und erhielt dadurch die Eintheilung des Tages in Stunden, welche von den Wachen angeschlagen werden mussten ; selbst die Dauer des Wehklagens bei Begräbnissen wurde danach geregelt. — Als ein wichtigeres Analogon dürfte es zu bezeichnen sein , dass die Länge des Jahres von 3651/4 Tagen den Chinesen schon in der Zeit, in welcher das erste Capitel des Shuking (Yau-tiën § 81 geschrieben wurde, beinahe genau bekannt war, und die Chaldäer ebenfalls damit vertraut waren. Einen durchgreifenden Unterschied hingegen bietet der bereits erwähnte Umstand, dass die Chinesen ein Mondjahr, die Chaldäer hingegen ein Sonnenjahr hatten, das sich von ihnen auf die Westvölker übertragen hat, während (lie Ostvölker sich dem chinesischen Kalender angeschlossen haben.

  2. G. SCHLEGEL, Uranographie chinoise, La Haye und Leyden 1875.

v. Richthofe n, China. I.

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