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0700 China : vol.1
China : vol.1 / Page 700 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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630 X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. I205-1517.

ein festes Bild von der Gestaltung der Küsten und der Anordnung im Inneren der Länder niemals gewonnen , und desshalb niemals auf gegebener Grundlage verbessert werden konnte. Selbst die beschreibende Geographie ermangelte damit eines bestimmten Anhaltes. Wir haben aus dem grossen Bereich dieses Zweiges der arabischen Literatur nur einer geringen Zahl von Werken eine flüchtige Aufmerksamkeit schenken können. Wir sahen daraus , wie ausserordentlich viel die Araber in Forschungsreisen und in der Länderbeschreibung gethan haben , erst, ungefähr bis AL BIRUNI, in Originalwerken, später in Compilationen ; und wie sie sich gerade durch das Ansammeln von Thatsachen ausgezeichnet haben. Es ist heut zu Tage kaum begreiflich, wie diese Richtung der Forschung und die mathematisch-astronomische neben einander gehen konnten , ohne sich gegenseitig zu durchdringen und, insbesondere an der Hand des leuchtenden Vorbildes aus dem Alterthum , zu einer combinirten Methode zu führen. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass die Araber den Compass kannten , wenn sich auch die Zeit seiner Einführung nicht genau bestimmen lässt. Aber er fand offenbar nicht jene epochemachende Anwendung in der Kartographie, wie es bei den Mittelmeervölkern der Fall war, als sie ihn zuerst kennen lernten.

So ist es geschehen, dass die arabische Kartographie nicht eine Fortbildung der griechischen war, sondern sich aus jenem neuen Embryo entwickelte, den die Kirchenväter, durch Glaubenstreue und starres Festhalten an das Geschriebene getrieben, in die Welt gesetzt hatten. Dazu kam in der ersten Zeit, als ein decoratives, wenn auch in diesem Fall verunstaltendes Element, die Liebe der Araber zu geometrischen Figuren. Wie dieselbe , in Verbindung mit einer überaus reichen Phantasie, zu jenen bewundernswerthen Combinationen gerader und gekrümmter Linien führte, die sich in dem unendlichen Formenreichthum der Ornamentik maurischer Architectur ausspricht, so schien auch die Länderzeichnung zunächst ein Gebiet zu sein , auf dem man mit mathematischen Figuren experimentirte ; denn als etwas Besseres sind weder die Weltkarte von IBN HAUKAL , noch ISTAKHRI's Karten des Mittelmeeres oder des Rothen Meeres mit Mesopotamien zu betrachten. Gerade als die Länderforschung blühte, lag bei den Arabern die Kartographie darnieder ; letztere entwickelte sich erst, als erstere verfiel, und die Weltkarte von EDRISI, so un-

vollkommen sie ist, bezeichnet doch einen grossen Fortschritt über diejenigen seiner Vorgänger. Zwar steht er hinsichtlich der weiten östlichen Verlängerung von Afrika noch unter dem Einfluss der Theorie des PTOLEMAEUS, und das südliche Asien östlich vom Indus stellt er noch unvollkommener dar als dieser ; aber wir finden , mit Ausnahme des ringförmigen peripherischen Meeres , nicht mehr die mathematischen Figuren von IBN HAUKAL. Im Osten greift das Meer um China

(Sin) herum. Dies war wol eine Berichtigung; aber wenn man bedenkt, dass zu

EDRISI's Zeit das geographische Werk des PTOLEMAEUS über 30o Jahre in den Händen der Araber war, und dass gerade er es bei seiner Länderbeschreibung itn Uebermaass benutzte , so erscheint seine Karte , bei allen ihren Vorzügen , als ein armseliges Machwerk. Dennoch war sie von hoher Bedeutung; denn sie wurde das