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0645 China : vol.1
China : vol.1 / Page 645 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DIE Kt `TE VON CHINA, NACH EDRISI.

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IT

kannte Verfasser mögen sich unter den von ihm benutzten Quellen befinden. Da es aber an kartographischen Darstellungen fehlte , da ferner die Araber , wie die obigen Beispiele zeigen , in der Transcribirung chinesischer Namen nicht glücklich waren. und da durch die geringsten Versehen im Abschreiben Verwechselungen ähnlich klingender Namen wie Khanku und Kifftniu durch Weglassen eines Punktes` leicht entstehen konnten , so gibt uns EDRISI ein völliges Chaos. Jeder Versuch, dasselbe zu entwirren, wäre verlorene Mühe 1 . Sein Werk kennzeichnet einen vollkommenen Verfall des geographischen Verständnisses und jenes Strebens nach exacterq Kenntniss, welchem wir bei Ai. BIRUNI begegnen. Man darf sagen, dass, was das östliche China betrifft, die Araber für die Vermehrung des geographischen Wissens fast umsonst gereist waren. Eine dauernde , nach ptolemäischer Art fest gestaltete Kenntniss war nicht gewonnen worden , und die wenigen Nachrichten, welche die Reisenden mitgebracht hatten , gestalteten sich schon nach kurzer Zeit zu einem Zerrbild, in welchem der Baghbugh, als der Inbegriff aller Macht, Weisheit und Herrschertugenden , den Glanzpunkt bildete. Noch unbedeutender als EDRISI's Aufzeichnungen sind in Bezug auf das östliche Asien diejenigen des jüdischen Schriftstellers BENJAMIN von T u d e l a , welcher seiner am Ende des zwölften Jahrhunderts verfassten Reisebeschreibung abenteuerliche Erzählungen einflicht, die

i) So werden wir in der ersten (heissen) klimåtischen Zone von Senf)' in 3 Tagen nach Lukin, dem ersten Hafenplatz von' China gebracht , wo seidene Stoffe gemacht werden, und Reis , Cerealien, Kokosnüsse und Zuckerrohr zu haben sind. Von Lukin nach Khanku sind (wie bei KHORDADBEH) 4 Tage zu Wasser, und 20 zu Land. Dies ist (lie grösste Seehandelsstadt von China; sie liegt an der Mündung eines Flusses, an dem man zwei Monate aufwärts geht nach der Stadt Badja, welche die Residenz des Baghbugh und das Ziel aller von Westen kommenden ist. Von Khanku nach Djanku sind 3 oder 8 Tage (nach verschiedenen Manuscripten) . Dies ist eine berühmte Stadt mit eleganten Gebäuden , schönen Bazars und üppigen Gärten ; man macht Glas und Seidenstoffe, und es gibt Früchte in Leberfluss. Dann

  • kommt man nach Djanfu (Khanfu nach anderer Lesart) , einer Stadt an einem grossen Fluss, auf dem man nach vielen Städten hinauffährt. — Nach diesem entstellten Bericht von KHORDADBEH, der mindestens bis nördlich vom Yangtszé reicht, werden wir in der zweiten, nächst nördlichen klimatischen Zone abermals nach Lukin geführt, von da in 4 Tagen nach Tarighurghan, einer gut gebauten Stadt am Meer, dann in 6 Tagen nach Cattighora, einer Handelsstadt an einer Flussmündung (offenbar Kattigara (les PTOLEMAEUS), dann in 3 Tagen nach Senf (obgleich im ersten Klima nur 3 Tage von Senf bis Lukin ist) , von dort in 4 Tagen nach Kashg ara (nur eine fälschliche Locirung (les turkestanischen Kashgar), einer blühenden und volkreichen, grossen Handel treibenden chinesischen Stadt an einem Fluss, der von Norden komme und im Cattighora-Berg entspringe ; in letzterem sind Silberminen. Von h asha ara geht es weiter in 8 Tagen nach Kbaighum , einer chinesischen Stadt an einem Fluss, der sich in den Khamdan (d. i. das ganze Wassersystem von Yangtsze und Hwangho) ergiesst ; hier gibt es die Moschus-und Zibetthiere (vielleicht ist Khaikhem, s. oben S. 563, gemeint) . So setzen die wildesten Sprünge durch das ganze centrare und südöstliche Asien fort, wobei alle Namen, deren Emus' habhaft werden konnte, mit beispielloser Willkür als Städte in ein erdichtetes Netz angeordnet sind. Es kommen noch mehrere Namen von PTOLEMAEUS vor, wie Sola (Solana PT.), Sinia-ul-Sin oder das chinesische Sinia (Sina Sinarum PT.), Askhara (?Aspakara PT.), Asfiria (?Asmiraea PT.). Dazwischen figurirt eine Reminiscenz an das türkische Taugas (s. oben S. 55i) in der Stadt Tauglia. Sinia ist die grösste, ausgedehnteste, besuch-teste und reichste Handelsstadt, die Residenz eines Fürsten, welcher Vasall des Baghbugh ist. Der Khamdan, worin Khamdan, der Name von Hsi-ngan-fu (s. oben S. 55i), wiederzufinden ist, ist der grösste und berühmteste unter allen Flüssen. — Diese Bemerkungen dürften hinreichen, um die vollständige Werthlosigkeit der Angaben von EDRISI über Ost-Asien zu erweisen. In Hinsicht auf den Charakter von Land und Volk und die Sitten des letzteren, ebenso wie die Grösse und Gerechtigkeit des Kaisers wiederholt er ebenfalls Alles, was seine Vorgänger sagen. In dieser Beziehung stimmen seine Quellen untereinander überein, so dass er wenigstens nicht in Widerspriiche verfällt.

v. Richthofen, China. I.   37