National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0765 China : vol.1
China : vol.1 / Page 765 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000260
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

~

DIE RUSSISCHE MISSION IN CHINA.

693

Kriegsgefangene nach Peking geführt. Man gab ihnen hier Quartier in der Nordost-Ecke der Stadt, wo sie sich als eine Colonie forterhielten. Im Jahr 1727 setzten es die Russen durch, dass der Bau einer griechisch-katholischen Kirche und Schule in Peking, sowie die permanente Anstellung von sechs Popen und vier Laien, welche alle zehn Jahre ausgewechselt werden sollten, gewährt wurden. Diese Vorsteher der Mission lernten die chinesische und mantschurische Sprache und konnten . nun nicht nur bei diplomatischen Verhandlungen und dem Handelsverkehr verwendet werden, sondern auch, wenn sie wissenschaftliche Vorbildung besassen, zur Kenntniss des Landes, seiner Literatur und Geschichte beitragen. Theilweise in Zusammenhang mit den Verhandlungen, welche zu diesem Resultat führten, stehen die vier von Lorenz LANGE in den Jahren 1715, 1719, 1727 und 1736 ausgeführten Reisen nach Peking. Die erste derselben hatte , neben der Herstellung der durch die Grenzstreitigkeit gestörten Freundschaftsbeziehungen , den Zweck , den Handel kennen zu lernen ; sie ging noch auf der von IDES genommenen Strasse. Die zweite, bei welcher LANGE, UNVERZAGT und BELL dem Gesandten ISMAILOw beigegeben wurden, war von Wichtigkeit, weil die Expedition zum ersten Mal den directen Weg vom Baikal-See über das spätere Kiakhta nach Peking einschlug ; LANGE blieb als Handelsagent bis 1722 in Peking, vermochte aber nicht zu verhindern, dass KANG-HSI den Handelsverkehr zwischen China und Russland gänzlich aufhob. Nach dem Tod des grossen Herrschers (17 23) wurde im Jahr 1727 eine neue Grenzregulirung vorgenommen, und zwar einerseits, wie früher (1689), entlang den Flüssen Argun und Amur bis zum Meer, andererseits, wie es der unter KANG-HSI gestiegene Einfluss in Central-Asien nothwendig machte, nach Westen, in den Gebieten der Selenga, der Buchtarma und des Zaisan-See's. Diese Grenzlinie bestand nahezu bis zur Mitte des gegenwärtigen Jahrhunderts. Zugleich wurden für den russischen Handel die beiden Märkte von Z u r u k h a i t u (im Süden von Nertschinsk) und Kiakhta geöffnet, und die Erlaubniss ertheilt , dass alle drei Jahre eine russische Carawane nach Peking kommen dürfe. Schon in demselben Jahr (1727-28) unternahm LANGE seine dritte Reise nach Peking, als Leiter einer Handelscarawane von 25o Personen. Auch seine vierte Reise (1736-37) führte er mit einer Carawane aus ; er nahm dabei den Hinweg über Tsitsikhar, den Rückweg über Kiakhta 1) .

Die genauere Kenntniss des nördlichen Zuganges zu China war zwar eine erhebliche Bereicherung für die Geographie doch ist dies auch Alles, was Russland während mehr als eines Jahrhunderts für diese Seite der Kunde des genannten Landes beigetragen hat. Die Grenze durfte nur von den privilegirten Carawanen über-

1) Alle Reisen von Lorenz LANGE sind in Beschreibungen herausgegeben worden. Sie haben jetzt wesentlich historischen Werth. Am wichtigsten ist die Literatur über die zweite Reise. Der englische Gesandtschaftsarzt JOHN BELL schrieb darüber : 7ravels front St. Petersburg in Asia, Glasgow 1763, 2 Bde., uncj nahm darin eine Uebersetzung des 7ournal du Sieur Lang e contenant ses négociations à la tour de Chine en 1721 et 22 auf.- Auch UNVERZAGT schrieb einen Bericht (Die Gesandtschaft Ihro Kais. Maj. von Gross- Russland an den Sinesischen Kaiser 1719 von Petersburg nach Pekin, Lübeck 1725), welcher jedoch dem vorigen Werk an Werth nachsteht, Einige Tagebücher von LANGE selbst hat PALLAS mitgetheilt.