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0585 China : vol.1
China : vol.1 / Page 585 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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SEEVERKEHR DER CHINESEN.

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Central-Asien zurückzukehren. Einmal am Balkhasch-See angelangt . wälzten sie sich verheerend weiter nach Westen oder Süden. Es erfolgte der furchtbare Einfall der Hunnen in Europa und die gewaltigen Ereignisse der Völkerwanderung. Nie erhielten die Chinesen genauere Nachrichten von dem Umsturz der Verhältnisse im westlichen Asien und in Europa , von dem Verfall der Grösse der von ihnen be-

wunderten   Tsin, von dem Erstehen des glänzenden Sassaniden-Reiches in Per-
sien und dem allmäligen Herabsinken seiner Macht, und mühsam suchten sie , als sie später wieder bis zum Caspischen Meer vordrangen, die neuen Namen, die sie antrafen, mit den alten zu identificiren und die neue politische Geographie in die Schablone derjenigen , welche die HAN-Annalen ihnen hinterlassen hatten , einzufügen. Besser informirt waren sie über die Hure-tslrī ' oder I n d o s k y t h en, welche sich erst über ganz Baktrien ausbreiteten , dann gegen Kabul und Kandahar vordrangen und schliesslich vom Pendjab Besitz nahmen , wo ein Theil von ihnen in der indischen Cultur verschwand.

Verkehr der C h i n e s e n zur Se e. — Das Meer hat der politischen Machtentfaltung der Chinesen nach Osten und Süden stets eine feste Grenze gesetzt. Abgesehen von der Besitznahme der Westküste von Formosa hat ihre Flotte keinen erfolgreichen Eroberungszug aufzuweisen , so grosse Anerkennung man auch der Geschicklichkeit zollen muss , mit der sie es zu verschiedenen Malen verstanden, durch Aussenden einer Flottenexpedition den Nimbus ihres Namens bis nach Ceylon hin aufzufrischen und die Völker der Küsten des südöstlichen Asien zu freiwilliger Huldigung und Tributzahlung zu veranlassen. Wie sie selbst nicht erobernd vorgingen, so haben sie auch, wenn wir von der jüngsten Zeit absehen , von der Seeseite nie einen ernstlichen Angriff zu befürchten gehabt. Haben sich schon desshalb die einheimischen Geschichtsschreiber um die Schifffahrt und deren Ziele, als einen Gegenstand von zu geringer Bedeutung, nur wenig gekümmert, so hatten sie auch , wie ich oben andeutete , keinen aus Wissbegierde entspringenden Sinn für Unternehmungen, welche von den fernen und bis vor wenigen Jahrhunderten noch als halbe Barbaren angesehenen M ev-ts:M, d. i. den Bewohnern des südlichen China, im Interesse des Handels ausgeführt wurden. Nur die Pflegestätte des Buddhismus, welche in Ceylon erreicht wurde , war im Stande , einen Reiz auf die Annalisten und Literaten zu üben , und diesem Umstand verdanken wir das Wenige , was wir aus einheimischen Quellen über die Ziele und die Art der chinesischen Schifffahrt in unsrer dritten Periode erfahren. Doch lässt es sich aus westländischen Schriften einigermaassen ergänzen.

Die Stürme an der Küste von Süd-China mochten schon früh zum Bau seetüchtiger Fahrzeuge führen, vermittelst derer man die Erzeugnisse der Tropen für diejenigen des eigenen Landes austauschen konnte. Allein es scheint, dass die Chinesen keineswegs einen Trieb zu grossen Seefahrten und Entdeckungsreisen besassen. sondern, allein von praktischen Gesichtspunkten geleitet, grössere Reisen zu jeder Zeit nur so weit unternahmen , bis sie den gewinnbringendsten Absatzort für ihre Waaren und einen Stapelplatz der von ihnen begehrten fremden Guter fanden, und