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0258 China : vol.1
China : vol.1 / Page 258 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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204 VI. CAPITEL. DAS GEBIRGS-GERÜST VON CENTRAL-ASIEN. I. DER TIËN-SII.1N.

Boden streitig machen, und nur einer geringen nomadisirenden Bevölkerung den Aufenthalt gestatten. Die Flüsse verlieren sich im Sumpf und verdunsten im Sand, und nur wenige erreichen den Balkhash-See und andere seichte und abflusslose Ueberreste des ehemaligen Meeres. Spärlich sind dort , wo die Flüsse* dem Gebirge entströmen, — und insbesondere an den beschriebenen Stellen, wo die Steppe in die spitzwinkligen Zwischenräume zwischen den Ausläufern der Gebirgsketten eingreift — ärmliche Oasen zerstreut. zu klein und zu isolirt um je zu einer Staatenbildung Veranlassung gegeben zu haben. Nur das grosse Thal von lli macht eine Ausnahme. Hier haben die Völker oft durch Jahrhunderte geweilt , während die anderen Theile des Gebietes ihnen meist nur als eine vorübergehende Stätte, oder auch nur zum Durchgang gedient haben. Auch dort hatten sie noch manche Lieblingsplätze für die Zeltlager der Fürsten . oder den Aufenthalt in dichten gedrängten Schaaren während der Sommermonate, wie in T a l a s und in M i n g- b u1 a k , dem Land der tausend Quellen. zwei Namen von historischem Klang.

Ganz andere Verhältnisse treten uns südlich von der Karatau-Kette, und von da bis zum Hindu-kush, entgegen. Hier ist einer der merkwürdigsten Gebirgsabfälle. der in Anbetracht seiner Ausdehnung fast einzig in seiner Art dasteht. Denn während sonst grosse Kettengebirge , wie es der Tiën-shan im ausgezeichnetsten Sinn ist , den Ebenen entweder ihre ganze Front, von Querthälern durchschnitten, und vielleicht mit einer Vorlage von Hügelland, zukehren, oder, wenn sie ihnen die Querseite zeigen , schroff abzustürzen, oder nur in ihren Hauptketten noch für eine Strecke fortzusetzen pflegen , ziehen hier eine grosse Anzahl paralleler Ketten, einige hoch und mächtig, andere unbedeutend, einige weit hinaus sich verlängernd, andere kurz åbgesetzt, von Osten her in das Flachland, das in langen Zähnen zwischen sie eingreift. Dazu kommen aber noch die nach Westnordwest gerichteten Abzweigungen des Karatau-Systemes , welche die Zahl der langgestreckten Einbuchtungen vermehren und grösseren Wechsel in ihre relative Lage sowie in die Verkehrsverhältnisse bringen. Seine letzten Ausläufer ragen weit hinein in die Ebene der offenen Steppen und Wüsten , und schliessen breite , in den innersten Theilen wieder vielfach gegliederte Räume ein, in welchen die Sandwüste nach Osten dringt. Diese saugt zum Theil die von den Gebirgen herabrinnenden Gewässer auf und scheidet, ähnlich wie im Tarym-Becken , die gutbewässerten Striche, welche meist entlang den Gebirgsrändern zerstreut sind. Wie dort, so lud auch hier der Schutz, welchen eine Hügelkette im Rücken , oder mächtigere Gebirgsausläufer zu beiden Seiten eines Landstrichs gewährten , ebenso wie die Fruchtbarkeit des berieselten Ackerbodens , zur Ansiedelung ein. Die Mannigfaltigkeit ist aber hier ungleich grösser als in dem Becken von Ost-Turkestan, und die Oasen haben einen bedeutenderen Umfang. Daher entfaltete sich hier die Cultur zu höherer Bliithe. Es erstanden organisirte und mächtige Staaten. welche, wegen der Zerstückelung des culturfähigen Bodens, in Eifersucht einander befehdeten und sich selten zu grösseren Einheiten verbanden , daher keine so hohe politische Rolle spielten als die Reiche an den grossen , dem Weltmeer zufliessenden Strömen, aber in ihrer Ge-

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