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0701 China : vol.1
China : vol.1 / Page 701 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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ENTWICKELUNG DER CHRISTLICHEN WELTKARTE.

63I

Ferment, um in Europa einen Fortschritt anzubahnen , der . durch den Gebrauch des Compasses unterstützt, nach kurzer Zeit Alles, was die Araber in der Kosmographie und Kartographie geleistet hatten, weit hinter sich zurückliess. Um dies, und zwar mit besonderer Beziehung auf das östliche Asien darzustellen, haben wir nun einen flüchtigen Blick auf die Entwickelung der europäischen Weltkunde, nach Abzweigung derjenigen der Araber, zu werfen.

Wenn man die Erdkarten verschiedener Perioden des christlichen Mittelalters neben einander legt, so ist es erkennbar, wie sie zuerst nur die rohe bildliche Darstellung einer kosmographischen Idee sind, um, erst ausserordentlich langsam, dann mit steigender Geschwindigkeit, zu wirklichen Nachbildungen der Vertheilung von Land und Meer zu werden. Man könnte die Radkarte in ihrer primitivsten Gestalt dein Ei vergleichen , in dessen einfachem Organismus eine Entwickelung allmälig beginnt, um schneller und schneller zur Ausbildung eines complicirten Gliederbaues fortzuschreiten ; die ungebrochenen Linien des T und des O beginnen sich zu krümmen ; der ringförmige Ocean erhält Einbuchtungen in die Erdscheibe hinein ; in dem T werden das Mittelmeer und der Pontus erkennbar , und seine beiden Arme finden keinen Raum mehr , als der Tanais und der Nil als wirkliche Flüsse gezeichnet werden ; die Küsten des nordwestlichen Europa und des südlichen Asien nehmen Gestalt an ; die Länderräume bedecken sich mit Namen für Völker , Ortschaften und Flüsse ; man beginnt die wundersamen Legenden von einzelnen Gegenden in Wort und Bild anzubringen ; mehr und mehr wächst der Stoff; die Kreuzzüge häufen ihn in der Mitte des Erdbildes ; das Zeitalter von MARCo PoLo zeigt den Osten in ungeahnter Grösse ; Jerusalem rückt aus dem Centrum ; das Paradies findet keine Stätte mehr ; der Kreis wird eine lästige Schranke, denn man kann die vielen Entdeckungen nicht mehr darin anbringen ; und endlich im i 5ten Jahrhundert wird die Hülle gesprengt, und an der Stelle des Erdkreises sehen wir das gestaltenreiche Bild der Länder und Meere zu einer die beiden Hemisphären begreifenden Weltkarte sich entwickeln. PTOLEMAEUS kommt endlich wieder zur Geltung; sein Gradnetz wird eingeführt, und in riesenhaftem Fortschritt bildet sich die ganze neuere Geographie und Kartographie mit ihrem unendlichen Reichthum aus.

Man hat nicht unpassend die Weltkarte des christlichen Mittelalters in ihrem

  •   allgemeinen Typus als eine illustrirte Romanze bezeichnet ; aber es ist wol zu weit gegangen, wenn man meint, dass ihre Verfertig-er nicht die Absicht gehabt hätten, die positive Kenntniss , wie sie sie zunächst in den oben genannten populären Excerpten der Alten und später auf Grund wirklicher Beobachtungen zu besitzen glaubten, zur Darstellung zu bringen. Es lag vielmehr ein Unvermögen vor, die Thatsachen beider Kategorien einzutragen. Man kann dies in Betreff derjenigen der ersteren Art an jenen Karten ersehen, wo die aus AETHICUS oder SOLINUS entnommenen Namen der Völker und Ortschaften in jedem einzelnen Theil der Erde ohne jeglichen Versuch einer Anordnung neben einander geschrieben sind. Was aber die Nachrichten von Reisenden anbelangt, so ging selbst ein Ereigniss wie die