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0746 China : vol.1
China : vol.1 / Page 746 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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674, X. CAPITEL. ENTWICKELUNG DES AUSWÄRTIGEN VERKEHRS. 1 5 1 7—T 800.

stand des höchsten Interesses sein musste. Alles an ihm war eigenthümlich : die Sitten und Gebräuche, die hohe Bildung und Gelehrsamkeit, die Religion und ihre Priester, die Kleidung und Tracht, die Einrichtungen des Staates und der Gesellschaft, die Städte mit ihren Mauern, Tempeln und Brücken , dann auch der rege Verkehr zu Land und zu Wasser. Diese Gegenstände boten der Beobachtung so reichen Stoff, dass wir uns nicht wundern können, sie zunächst in den Berichten der Missionare vorwaltend behandelt zu sehen. MENDOZA, TRIGAULT und SEMEDO gaben in aufsteigender Ordnung mehr und mehr vollständige Bilder von dem Volk , unter das ihr Schicksal sie geführt hatte. Die Prosa , welche über China waltet , brachte es mit sich , dass sie ungefärbte , nüchterne und wahre Schilderungen gaben , welche noch heute vollkommen zutreffend sind. Ueberhaupt hat China das Schicksal gehabt, von denen, welche es wirklich kennen gelernt haben 1 , wahrheitsgetreu und ohne Uebertreibung beschrieben zu werden , soweit als sich die persönliche Beobachtung erstreckt ; nur als man anfing sich in das Alterthum zu vertiefen, begann die Phantasie ihr Spiel. SEMEDO ist der erste Schriftsteller , welcher bereits kurze aber sachgemässe Beschreibungen der Provinzen gibt und ausführlich auf die Producte von China eingeht. Aber diese Landeskunde steht auf der elementarsten Stufe. Der eigentlich geographische Sinn , der ja selbst heut zu Tage bei Reisenden nicht häufig entwickelt ist ,. fehlte damals fast gänzlich ; denn wem er nicht von Natur gegeben war , dem konnte er in jener Zeit nicht anerzogen werden. Zwar waren unter den Missionaren einige mathematisch und technisch gebildete Männer, wie SCHAAL und VERBIEST, aber dies bedingte bei ihnen noch nicht den Sinn für das Land und seinen Charakter. In der That hat die ganze chinesische Missionsgeschichte des siebzehnten Jahrhunderts unter ihren hunderten von Sendboten einen einzigen Geographen aufzuweisen. Dies war MARTIN MAR'T'INI, und er ist selbst während des achtzehnten Jahrhunderts nicht überboten, kaum erreicht worden. Nicht ein einziger Missionar vor und nach ihm hat so geflissentlich seine Zeit auf die Kenntniss des Landes verwendet, wie er. Sein Aufenthalt in China dauerte zehn Jahre , und wenn er uns auch leider eine Beschreibung seiner Reisen nicht hinterlassen hat, so lässt doch sein grosses Werk 2) darauf schliessen , dass er die meisten Provinzen von China selbst durchwandert hat 3) . Auch war er der erste, welcher in warmer Weise die Wahrhaftigkeit seines grossen Vorgängers MARCO POLO vertheidigte und dies sachgemäss begründete. Um das Land besser kennen zu lernen , studirte er chinesische Werke und Karten , und

I) Dies schliesst diejenigen aus, welche, wie ein grosser Theil besonders der neueren Schriftsteller, ihre Beobachtungen auf den flüchtigen Besuch einiger Hafenstädte gründeten und daher nur einseitige oder erborgte Schilderungen zu geben im Stande waren.

  1. MARTINI MARTINII Novus Atlas Sinensis, Wien 1655

  2. Er sagt darüber selbst in seiner Widmung : Ego , novissimus et mininzus inter omnes, pluribzrs abbine annis 7ridento ex fznibus ltaliae et Germaniae in Sinas Deo me votante profectus, magnam earum partent, quo me vel spes sacrae praedae , vel 7 artarorunz egit furor, qua eundo, qua fugiendo peragravi, situmque omnem Provinciarum et Urbium inspexi coram, accurateque dimensus sum ; donee in muro illo prodigiose vasto et longo .... ipse cons titi ad extremum prope limitem Orientis ; indeque subjectas late Sinarzem terras et regna quamplurima lustravi oculis, caeloque subjeci ad nzensuram.