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0697 China : vol.1
China : vol.1 / Page 697 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000260
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DIE RADKARTE DES MITTELALTERS.

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die Länge der bewohnten Erde nicht gleich ihrer Breite sei , sich befestigt hatte und von dem Verhältniss 3 : 2 zu demjenigen von 2 : i übergegangen war, so schliesst MÜLLENHOFF, dass die Orbes picti der Alten seit langer Zeit nicht mehr volle Kreisrunde, sondern sämmtlich Ovale waren, und so auch die Karte des AGRIPPA und AUGUSTUS. Bei einigen dieser Weltbilder des heidnischen Alterthums wurde Rhodus in den Mittelpunkt gesetzt.

Die Christenheit eignete sich das runde Weltbild um so lieber an , als diejenigen Stellen der Bibel, in denen von einem Erdkreis die Rede ist, an Zahl diejenigen überwiegen , wo von den vier Eck en der Erde gesprochen wird. Man verliess aber zunächst die ovale Gestalt und nahm den Vollkreis an. In das Centrum desselben setzte man Jerusalem, ebenfalls nach den Worten der Schrift.

Nach diesen Grundsätzen sind die ältesten Weltkarten gezeichnet, welche wir besitzen. Ein Kreis begrenzt das Festland , das rings vom Ocean umflossen ist ein breiter Streifen trennt das feste Land in zwei gleiche Theile , und eine dieser Hälften ist durch einen anderen Streif von derselben Breite in zwei Viertel getheilt. Die beiden Viertel stellen Europa und Afrika , die ungetheilte Hälfte aber Asien vor. Der Streif zwischen den ersteren beiden Continenten bezeichnet das Mittel m e e r , der lange, welcher beide von Asien trennt, in einer Hälfte den N i 1, in der anderen den T a n a i s. Da der äussere Ocean einem O gleicht, die beiden inneren Wasserstreifen aber einem T, so pflegte man wol die Gestalt der Erde als ein T in einem O darzustellen. Einige nahmen Anstoss an der Grösse , welche dadurch Asien zugetheilt war , wurden aber durch den Nachweis beruhigt , dass SEM dasselbe als Erstgeborener erhalten habe , indem er zu einem grössern Erbtheil berechtigt gewesen sei , während KHAM und JAPHET sich mit zwei Vierteln hätten begnügen müssen 1) . Indess fand auch die kreisförmige Gestalt der Erde nicht bleibenden Beifall. Einige kehrten zu dem eiförmigen oder elliptischen Umriss zurück, wie wir

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war, nach ihm, ein Werk von imponirender Grösse und ausserordentlichem Reichthum des Inhalts, da sie bestimmt war, dem Römischen Volk eine Vorstellung von der Ausdehnung und Machtfülle des Reiches zu geben, und übertraf in diesen Beziehungen Alles was jemals in ähnlicher Art angefertigt worden war und nachher in der Römisch-lateinischen Welt hervorgebracht wurde. Allerdings habe der wissenschaftliche Werth, wie er meint, dem Pomp und der Grösse des Werkes nicht entsprochen ; die ethische oder politische Wirkung sei die Hauptsache gewesen ; auch habe man den praktischen Zweck einer Wege-und Stationskarte im Auge gehabt. In Betreff späterer Weltkarten in der lateinischen Welt sagt MULLEN-HOFF (p. 190) : »Die Karte , für die der Rhetor EUMENIUS im J. 296 bei Wiederherstellung der Schule von Autun dankte, befand sich gleichfalls in einem Porticus und war ein Orbis. Ein Orbis war auch die Weltkarte , die THEODOSIUS II. a. 43 5 zum allgemeinen Besten revidiren und malen liess , und dieselbe Gestalt hatte die ältere Sphaera, die JULIUS HONORIUS Und sein Nachfolger vielleicht in Saragossa vor Augen hatten und für ihr Werk benutzten. Wir dürfen annehmen, dass die Karte in den späteren Jahrhunderten überall, wo es eine höhere Lehranstalt gab oder wo man überhaupt auf Bildung Anspruch machte, auf dieselbe Weise zu sehen war, dass sie auch in Copien, auf Papier, Leinwand oder Pergament übertragen, verbreitet war und die Band- oder Streifenform nur in Rücksicht auf ihren bequemeren Gebrauch als Reise- und Stationskarte erhielt. Selbst die Abstammung der Peutingeriana von einem kreisförmigen Exemplar ist schon erwiesen «.

1) Bei der ältesten Beschreibung einer Radkarte, die, nach MULLENHOFF (a. a. O. p. 193), in dem Liber generationis des HIPPOLYTUS von Po n tu s vorn Jahr 235 vorliegt, soll allerdings dem JAPHET der ganze Norden über der Mittellinie, dem KHAM der Südwesten , und dem SEM der Südosten zugewiesen werden.

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